Römerzeit aufgetaucht Jugendliche legten in Rheinbach ein Stück der historischen Wasserleitung

RHEINBACH · Von der Geschichte der Römer wusste Ivan Guljakov bislang nicht viel. Nun hat der 22-Jährige einen Beitrag dazu geleistet, dass eben diese in Rheinbach lebendig bleibt. Zusammen mit drei weiteren jungen Männern legte er in den vergangenen Wochen ein Stück der römischen Wasserleitung frei, die vor dem Bau des Hochregallagers gesichert werden musste. Am Freitag verlud ein Kran vier massive Stücke auf Lastwagen. Die Steine wurden anschließend in der Stadt aufgestellt.

 Vorsichtig werden die Teile des historischen Kanals mit dem Kran geborgen.

Vorsichtig werden die Teile des historischen Kanals mit dem Kran geborgen.

Wie lässt sich ein tonnenschwerer Klotz überhaupt bergen? Wie kann man ihn sichern, ohne, dass der Stein beschädigt wird? Und wie lässt sich der Transport bewerkstelligen? Ivan Guljakow hatte solch eine Arbeit noch nie gemacht. "Es war hart, aber jetzt können die Leute sehen, wie früher gebaut wurde", berichtete der Kirgise nicht ohne Stolz.

Er will den Abschluss der Arbeiten mit seinen Kollegen jetzt erst einmal feiern. Sie alle betätigten sich im Rahmen des Projekts "Neue Pfade für Jugendliche" bei der Freilegung des Römerfundes.

Die Aktion hat sich das Ziel gesetzt, arbeitslose Jugendliche auf dem Weg ins Berufsleben zu unterstützen. "Wir wollen berufliche Grundtugenden wie Teamarbeit fördern", erklärte Dieter Deindörfer vom Georgsring. "Vor allem aber sollen die Jugendlichen am Ende sagen können: 'Mensch, da habe ich was Tolles gemacht'."

Zusammen mit den Ehrenamtlichen des Georgsrings erarbeiteten sie einen Plan für die Bergung, den sie dann unter Anleitung von Jürgen Wentscher umsetzten. Der langjährige Mitarbeiter des Rheinischen Amts für Bodendenkmalpflege leitete die Grabung ebenfalls ehrenamtlich.

Damit hat das Projekt noch einen weiteren Vorzug. Die Kosten bewegen sich in einem überschaubarem Rahmen. Für die Stadt Rheinbach ein Glücksfall: "Die Zusammenarbeit mit der Initiative hat sich bewährt. Es können dadurch Dinge bewegt werden, die wir als Stadt nicht mehr finanzieren können", sagte Bürgermeister Stefan Raetz.

In Rheinbach brachte sich "Pfade für Jugendliche" beispielsweise beim Aufbau des Weihnachtsmarkts und beim Verlegen von Versorgungsleitungen zur Waldkapelle ein, und auch bei der Einrichtung eines Trimm-Dich-Pfads im Stadtwald will Raetz wieder auf das Projekt zurückgreifen.

Nach der Bergung des insgesamt 13 Meter langen Stücks wurden die Fragmente am Gründer- und Technologiezentrum, am "Römerkanal" und am Glaspavillon aufgestellt. Zudem erhalten einige Schulen Bruchstücke für den Unterricht. Die Wasserleitung, die zwischen 30 und 90 nach Christus erbaut wurde und täglich 20 Millionen Liter Wasser von der Eifel nach Köln transportierte, gilt als Meisterwerk antiker Ingenieurskunst.

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