Karneval in der Pandemie Zukunft der Session in Oberdrees ungewiss

Rheinbach · Die bekannten Karnevalswagen aus Oberdrees sind fast fertig. Auch das Prinzenpaar steht in den Startlöchern. Doch ob es überhaupt etwas zu feiern gibt, ist ungewiss. Wie gehen die Beteiligten mit der Situation um?

 Das Oberdreeser Prinzenpaar Conny I. und Dieter I. kann auch in der folgenden Session das Narrenzepter schwingen. Wie oft sie in der aktuellen Session auftreten werden, ist coronabedingt unklar.

Das Oberdreeser Prinzenpaar Conny I. und Dieter I. kann auch in der folgenden Session das Narrenzepter schwingen. Wie oft sie in der aktuellen Session auftreten werden, ist coronabedingt unklar.

Foto: Saxler-Schmidt

Ganz schön kalt ist es in der Halle. Die fast fertigen Karnevalswagen „Made in Oberdrees“ stehen aufgereiht dicht an dicht. Aber gearbeitet wird nicht. Niemand ist da, außer dem Prinzenpaar Dieter I. und Conny I. (Ehepaar Schürheck). Auch ein trauriges Resultat der Corona-Pandemie. Bis dato ging es in den ehemaligen landwirtschaftlichen Hallen beim Wagenbau immer gesellig zu, wenn die Vereine, Familien- oder Freundesgruppen an den Karnevalswagen bauten. Jetzt hat die Pandemie das verhindert: kein wärmender Ofen, um den sich die Wagenbauer versammeln, keine gemeinsame Stärkung, keine Fachsimpelei. „Das ist alles weg“, bedauert das Prinzenpaar.

Ihr Wagen steht gleich vorne am großen Tor. Jeweils ein großes rotes Herz prangt auf den langen Seiten, zwei kleine goldene Herzen mit Krönchen sollen noch folgen. Ganz nach ihrem Sessionsmotto „Uns Hätz schlägt für Oberdrees“. Bis auf das rote Herz aber ist der selbstgebaute Wagen leer.

„Der Wagen ist eigentlich fertig. Er könnte theoretisch morgen rollen“, sagt Prinz Dieter. Denn alles ist vorbereitet: 800 Rollen Krepppapier hat das Prinzenpaar mit dem Team zu Papierrosen verarbeitet. Jede Rolle ergibt 24 Rosen, macht also exakt 19.200 Rosen, nur für den Prunkwagen des Prinzenpaars. „Das sind irrsinnig viele Tage Arbeit“, sagt Prinzessin Conny. „Jetzt liegen die Rosen bei uns im Schlafzimmer. Denn sie müssen trocken und lichtgeschützt gelagert werden.“

Saalkarneval für die restliche Session abgesagt

Prinz Dieter ist als gelernter Schreiner ein Gewinn für die Oberdreeser Wagenbauer. Schon im Mai hatte das Ehepaar Schürheck mit der Vorbereitung der Session begonnen. Im Juli dann kam das Hochwasser und forderte erst einmal Aufmerksamkeit und Arbeitskraft. „Nach dem Hochwasser hat man sich erstmal aufrappeln müssen“, sagt Prinz Dieter. Im September ging es dann richtig weiter. „Im Prinzip arbeiten wir seitdem an mindestens drei Tagen in der Woche am Wagen“, sagt er. Jetzt müssten die Papierrosen nur noch mit einem Luftdrucktacker „drangeschossen“ werden. „Das machen wir aber erst, wenn wir wissen, wie es weitergeht.“

Sicher ist inzwischen zumindest, dass die Veranstaltungen des Oberdreeser Saalkarnevals für die restliche Session 2021/22 abgesagt sind. Das hat der Vorstand der Zweiergemeinschaft der Oberdreeser Karnevalsvereine, bestehend aus der KG „Bekömme dich net dröm“ von 1926 und dem Damenkomitee „Goldene Herzen“ von 1948, „schweren Herzens“ in der Woche vor Weihnachten mitgeteilt.

Angesichts der neu aufgetretenen Omikron-Variante des Coronavirus sei das Risiko, dessen Verbreitung zu fördern, einfach zu groß. Die Gesundheit gehe vor. „Diese Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht und sicher ist auch unser proklamiertes Prinzenpaar enttäuscht“, schreiben für die Oberdreeser Karnevalsgemeinschaft Astrid Schneider und Norbert Höckendorf.

Prinzenpaar kann in der folgenden Session das Narrenzepter schwingen

Ihre Enttäuschung bestätigen Prinz Dieter und Prinzessin Conny. „Wir hatten nach der Proklamation nur zwei Wochenenden, an denen wir im Ornat gehen konnten“, sagt die Prinzessin. Eigentlich finde Karneval ja den ganzen Winter über statt, abgesehen von der Weihnachtspause. Der Karnevalszug sei nur ein Teil der Veranstaltungen in der Session. Abgesagt haben die Oberdreeser ihren Karnevalszug zwar noch nicht, viele andere in den Nachbarkommunen aber schon. Aber für Prinz Dieter steht fest: Er wird wie geplant seinen 56. Geburtstag auf dem Prinzenwagen feiern. „Da wird uns schon was einfallen. Zur Not dann mit dem ganzen Hofstaat mit Abstand um den Wagen herum“, sagt er.

Eine Perspektive haben ihnen ihre designierten Nachfolger ermöglicht: Das Prinzenpaar der folgenden Session 2022/23, Prinz Christian I. und Prinzessin Steffi I., verschiebt die geplante Regentschaft. So kann das amtierende Prinzenpaar auch in der folgenden Session das Narrenzepter schwingen und den vollen Veranstaltungskanon einer Session genießen. Und sofern die Lage in der Pandemie dies zulässt, ist eventuell vorher noch mit einer karnevalistischen Freiluftveranstaltung zu rechnen.

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