Hilfsorganisation aus Rheinbach Ultraschallgerät geht auf die Reise nach Charkiw
Rheinbach · Zwei Transporter mit Hilfsgütern sind jetzt aus Rheinbach in die Ukraine aufgebrochen – nach Charkiw, wo immer wieder Raketen einschlagen. Mit dabei haben die Helfer aus Rheinbach auch ein schweres medizinisches Gerät.
Das Gerät wiegt rund 350 Kilogramm und ist ziemlich sperrig, wird aber in der ukrainischen Großstadt Charkiw dringend benötigt. Die Rede ist von einem generalüberholten Ultraschallgerät. Dieses wurde laut Rheinbachs Altbürgermeister Stefan Raetz von der „Katastrophenhilfe Pallotti“ von einem Bremer Handelsunternehmen für Medizintechnik gespendet und von dem Rheinbacher Arzt Marc El-Sawaf vermittelt. Bestimmungsort der Medizintechnik ist eines der drei Krankenhäuser in Charkiw. Alle drei sind durch den Krieg beschädigt worden.
Charkiw ist mit rund 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Ukraine. Sie liegt im Nordosten des Landes, ist heftig umkämpft gewesen und wird weiterhin von den Russen beschossen. In diese Stadt ist nun ein Hilfskonvoi um Alfred Eich aufgebrochen, der ehrenamtlich bei der „Katastrophenhilfe Pallotti“ tätig ist. Neben dem Ultraschallgerät sind rund zwei Tonnen Hilfsgüter, darunter Winterkleidung und Medikamente, mit auf die Reise gegangen.
Entstehung der „Katastrophenhilfe Pallotti“
Entstanden war die Hilfsorganisation infolge der Hochwasserkatastrophe Mitte Juli 2011. Die profanierte Pallotti-Kirche wurde zum Sammellager für Spenden. Zum Schwungrad der Initiative wurde Stefan Raetz, der sich dabei auf viele ehrenamtliche Helfer wie Alfred Eich stützen konnte. Spenden gingen in Massen ein: von Babywindeln bis zu Bautrocknern.
Irgendwann ließ die Nachfrage von Flutopfern nach Spenden nach. Man habe sich gefragt „wie wir das hoch motivierte Team zusammenhalten können“, sagte Raetz am Montag vor der Abfahrt des Konvois.
Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine Ende Februar war die Frage beantwortet: Ukrainische Flüchtlinge wurden mit Sachspenden versorgt. Zudem organisierte Alfred Eich zwei Hilfstransporte über Rumänien in die westukrainische Stadt Czernowitz. Unterstützung erhielt er dabei zunächst von der Hilfsorganisation „Hoffnungswerk“, die sich im Juni jedoch davon zurückgezogen hat. Daniel Warkentin von „Hoffnungswerk“ sagte auf Anfrage: „Wir wollen uns auf den Wiederaufbau im Ahrtal konzentrieren.“
Davon lässt sich Eich nicht beirren. „Mit Czernowitz bestehen inzwischen sehr gute Kontakte. Insbesondere unterstützen wir dort große Lager, in denen ukrainische Kriegsflüchtlinge aus anderen Landesteilen untergebracht sind“, sagte er, bevor er aufbrach.
Der Hilfskonvoi nach Charkiw ist eine große Herausforderung. Rund 2500 Kilometer sind es von Rheinbach bis dorthin. Zwei Tage soll die Fahrt dauern. Eich und seinen zwei Mitfahrern ist durchaus bewusst, dass sie sich in ein Kriegsgebiet begeben, was lebensgefährlich sein kann. „Wir kennen das Risiko, aber wir haben uns sehr gut vorbereitet und werden auch die ganze Zeit von ukrainischen Offiziellen unterstützt“, so Eich. Einer seiner Mitfahrer kommt aus Charkiw. Er verfügt über gute Ortskenntnisse und entsprechende Kontakte.
Somit sei das Vorhaben vertretbar, befand Raetz: „Der Konvoi wird in der Ukraine von erfahrenen Einheimischen begleitet, die ständig über die Bedrohungslage informiert sind.“ Wenn das Risiko zu groß sei, werde nicht bis an die Front gefahren.