Waldkapelle in Rheinbach Kehren unterm Jesusholz

RHEINBACH · Die Waldkapelle mit den Resten der Klosteranlage an der L 492 ist ein wahres Schmuckstück. Erbaut im 17. Jahrhundert, lädt das Gotteshaus mit seinem berühmten Jesu-Holzscheit (siehe Kasten) inmitten von viel Wald und Wanderwegen nicht nur Spaziergänger zur Rast ein.

Auch viele Rheinbacher schätzten die Kapelle samt des kleinen Parks mit den Klosterruinen als Andachtsort und Platz zum Innehalten. Nicht von ungefähr organisiert der Pfarrgemeinderat der Kirchengemeinde dort regelmäßig das Waldkapellenfest.

Dass die Anlage so viele Menschen anzieht, hat unter anderem auch viel mit ihrem gepflegten Erscheinungsbild zu tun, was wiederum dem ungewöhnlichen Engagement einer Gruppe Ehrenamtler zu verdanken ist: Seit vielen Jahren sieht Clemens Spittel mit neun weiteren Helfern in und um die Kapelle nach dem Rechten. Die Zehn machen sauber und beseitigen Unrat.

Ob Hecken schneiden, Wege säubern oder Müll aufsammeln - zu tun gibt es immer etwas für die Ehrenamtler Heinz Bungard, Christian Esser, Gerhard Kriesten, Kurt Kurscheid, Rainer Perschel, Josef Scheben, Wilfried Schumacher, Clemens Spittel und seinem Bruder Christian Spittel sowie Herbert Waver. Jeder hat sein festes Aufgabengebiet. So kümmert sich Josef Scheben um den Innenraum der Kapelle, und das jeden Morgen. Er fegt dann den Boden und räumt abgebrannte Kerzen weg.

Seit rund 15 Jahren ist der Rentner mit Begeisterung dabei, nach einer schweren Krankheit war ihm diese Arbeit ein Anliegen, wie er sagt. Ebenfalls ein "persönliches Anliegen" motiviert Christian Esser seit etwa fünf Jahren, sich in die Gruppe einzubringen. Alle vier bis fünf Wochen konzentriert sich Esser dann auf die Pflege der Außenanlagen.

Ein Urgestein in Sachen Pflege der Waldkapelle ist Clemens Spittel, der so etwas wie das Schwungrad der Bewegung ist. Spittel war von 1978 bis 2003 ehrenamtlich im Kirchenvorstand tätig und kümmert sich seit 1980 um die Außenanlagen der Waldkapelle. Es gelang ihm vor allem, eine schlagkräftige Truppe für den ehrenamtlichen Reinigungsdienst zu begeistern, die zumeist aus Ruheständler besteht. Unterstützung kam zudem von den Pfadfindern des Vereins Georgsring: "Helfer des Möbellagers holen regelmäßig den Müll ab", berichtet Spittel.

Dabei hatten er und seine Helfer nicht immer nur Grund zur Freude. Immer wieder machten ihnen Vandalismus das Arbeiten schwer. 1984 war etwa das 300 Jahre alte Jesuholz gestohlen worden, später eine Pieta, und es gab mehrere Brände, bei denen Unbekannte die Kirchenbänke angezündet hatten. Fatal war jener Brand 2006, den Kerzen in der Waldkapelle verursacht hatten.

Der Brand selber konnte zwar schnell gelöscht werden, bevor größerer Schaden entstehen konnte. Auf der Anfahrt zu dem Einsatz verunglückte jedoch ein Feuerwehrfahrzeug aus Queckenberg, mit katastrophalen Folgen: Eine Wehrfrau starb, fünf Personen wurden schwer verletzt. Doch seit vor einigen Jahren Bewegungsmelder installiert wurden, "ist es in Sachen Vandalismus ruhig geworden", betont Josef Scheben.

So können sich die engagierten Pfleger nun ganz und gar auf das Pflegen und Saubermachen der Kapellenanlage konzentrieren. Und dabei gibt es im Laufe des Jahres auch zwei Anlässe, bei denen alle Helfer zusammenkommen: anlässlich der großen Säuberungsaktionen im Frühjahr und im Herbst.

Und wie lange sie noch bei der Stange bleiben wollen, ist für viele auch klar. Josef Scheben spricht vielen aus der Seele wenn er sagt: "Ich komme solange, bis es nicht mehr geht."

Alte Kapelle mit wechselvoller Geschichte

Die Waldkapelle wurde 1683 am Standort einer Buche erbaut, in deren Stamm am 20. Januar 1681 die Buchstaben "IHS" entdeckt worden waren. Dabei stehen die Initialen für die Anfangsbuchstaben des Namens Jesu in altgriechischer Sprache. Der ungewöhnliche Holzscheit wurde in Silber gefasst, fand aber erst nach hundert Jahren seinen Platz in der Waldkapelle.

1984 wurde das Jesuholz gestohlen, aber anhand von Fotos wieder rekonstruiert. Im 17. und 18. Jahrhundert entstand dann an der Waldkapelle eine vielbesuchte Wallfahrtsstätte mit Klosteranlage, samt größerer Kirche sowie neuneinhalb Morgen Grundbesitz. Nach der Besetzung des Rheinlandes durch die Franzosen im Oktober 1794 wurde das Kloster im Rahmen der Säkularisation 1802 aufgelöst.

1804 verkaufte die französische Domänenverwaltung die Klosteranlage, die zeitweise als Gaststätte genutzt worden war, später aber abgerissen wurde. Die Stadt erwarb 1843 den Grundbesitz mit der Waldkapelle und ließ sie 1846 restaurieren. 1904 erwarb die Katholische Kirchengemeinde St. Martin Rheinbach das Anwesen und ließ die Waldkapelle restaurieren. 1980 wurden bei der Trockenlegung der Waldkapelle durch viele freiwillige Helfer die Grundmauern der Klosteranlage freigelegt.