Kirmes in Rheinbach Kein Ersatz für die „richtige“ Kirmes
RHEINBACH · Die Schausteller ziehen eine gemischte Zwischenbilanz des Happy Parks in Rheinbach. Einige Anwohner klagen über den Lärm.
Eigentlich wäre am Wochenende Kirmes auf den Wällen gewesen, die aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Alternativ hatte die Stadt den Happy Park mit seiner kleineren Pop-up-Kirmes auf einer Wiese An der Glasfachschule gleich angrenzend an das Wohngebiet und gegenüber der Glasfachschule genehmigt und gemeinsam mit den Schaustellern ein Hygienekonzept entwickelt.
So ist die Besucherzahl auf 700 gleichzeitig beschränkt, das Gelände ist eingezäunt, um die Kontrolle zu haben, die Laufwege sind sehr breit, ein Einbahnsystem ist eingerichtet. Am Eingang liegen Zettel aus, in denen sich jeder Besucher registrieren muss. Dass das auch geschieht, wird von Security-Personal überwacht. Die Sicherheitsfirma werde von der jeweils Ein-Euro Registrierungsgebühr je Besucher bezahlt, ebenso wie Registrierungsformulare selbst, die Absperrungen und die 20 Liter Desinfektionsmittel jeden Tag, wie Günther Hündgen dem GA sagte.
Er hat den Happy Park gemeinsam mit Peter Barth junior und senior organisiert. Hündgens Halbzeitbilanz fällt gemischt aus. „Der letzte Sonntag war gut. Die 700 Personen gleichzeitig haben wir zwar noch kein Mal erreicht, aber über den Tag verteilt schon mehr als das Doppelte“, sagte er. Die Resonanz bei den Kollegen mit Fahrgeschäften „eigentlich ganz gut“. Aber es sei eben doch keine „richtige“ Kirmes: „Wir nehmen hier zwar Geld ein, aber das sind nur 25 bis 30 Prozent einer normalen Kirmes.“ Ob die Pop-up-Kirmes angesichts von Corona ein Zukunftsmodell ist? Da ist Hündgen ganz entschieden: „Das ist es definitiv nicht.“
Am Freitagnachmittag waren eine Reihe von Jugendlichen und Familien mit Kindern im Happy Park. Am Fahrgeschäft „Hollywood Star“ waren nur wenige Gondeln besetzt, während vom „Disco Dance“, einem sogenannten Hochfahrgeschäft mit rund 20 Sitzplätzen in einer Reihe, das klassische Kreischen der jugendlichen Insassen zu hören war – trotz Mund-Nasen-Schutzes. Die Autoscooter waren gut zur Hälfte besetzt von Jugendlichen oder Eltern mit ihren Kindern. Am Kinderkarussell war eine Reihe von Familien mit ihren Kindern. „Die Pop-up-Kirmes ist eine super Sache“, sagte Vater Thomas Rüter. Der Wormersdorfer war mit seiner dreijährigen Tochter schon zum vierten Mal da.
Zwiespältig fällt hingegen die Wahrnehmung von Anwohner Winrich C.-W. Clasen aus. „Jeder soll sein Geld verdienen in diesen Zeiten. Aber wie die Verantwortlichen nicht auf die Idee kommen konnten, die Anwohner im Vorfeld zu informieren, ist mir unbegreiflich“, sagte er. „Und die Happy-Park-Kirmes auch noch gleich für drei Wochenenden zu genehmigen.“
So hatten sich auch Anwohnerin Anne Höfeld und der Leiter der gegenüberliegenden Glasfachschule, Jochen Roebers, kritisch geäußert. Viele Anwohner arbeiten wie er selbst im Homeoffice, und auch viele Ältere leben dort. Die Schausteller hätten sich zwar kooperativ gezeigt und die Bässe der Musik auf seine Bitten hin runtergedreht, so Clasen. Störend seien aber nach wie vor die lauten Durchsagen und Hupgeräusche. Hauptproblem sei jedoch der Dieselgenerator, der acht bis zehn Stunden am Tag nicht nur umweltschädliche Abgase, sondern auch ein Dauergeräusch produziere.
Geöffnet ist der Happy Park bis Sonntag, 27. September, Mittwoch bis Samstag von 15 bis 22 Uhr und am Sonntag von 13 bis 22 Uhr.