Seminar in Rheinbach Kinder lernen die Geheimnisse der Kriminalbiologie

RHEINBACH · Die Kinder-Uni startet in Rheinbach mit einem Kriminalbiologie-Seminar. Professor Richard Jäger erklärt dabei den Aufbau der Zellen.

 Professor Jäger zeigt den Kindern, wie man die DNA-Proben aus der PCR-Maschine weiterverarbeitet.

Professor Jäger zeigt den Kindern, wie man die DNA-Proben aus der PCR-Maschine weiterverarbeitet.

Foto: Pauline Korte

Normalerweise beschweren sich Studenten, wenn sie so spät am Abend noch in der Hochschule sein müssen. Doch die Teilnehmer der Kinder-Uni freuen sich sichtlich auf die kommende Veranstaltung. Ganz ungeduldig warten 20 Kinder darauf, dass sie endlich den Übungsraum A 052 der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg betreten dürfen.

Die 13-jährige Anna besucht seit vier Jahren mit ihrem elfjährigen Bruder die Veranstaltungen der Kinder Uni. Heute freut sie sich auf das naturwissenschaftliche Thema: „Zahlen und DNA sind was Tolles.“ Im Raum wartet mindestens genauso gut gelaunt und enthusiastisch Professor Richard Jäger mit seinem Vortrag „Millionen, Billiarden, Trilliarden und mehr – Kettenreaktionen und unheimlich wachsende Zahlen in der Kriminalbiologie.“

Er unterrichtet und forscht in der forensischen Biologie an der Hochschule in Rheinbach und möchte den Kindern zeigen, dass ein Mikroliter Blut (0,0000001 Liter) ausreicht, um die DNA des Besitzers herauszufinden. Er will zeigen, wie „aus einem kleinen Stückchen DNA eine Million“ entsteht. Die Vermehrung des Stückchens DNA und das damit einhergehende „Geheimnis der Kriminalbiologie“, so Jäger, können die Kinder hautnah in einem Experiment zur Polymerase-Kettenreaktion miterleben. Jäger und seine Assistentin Nicole Strauß erklären zunächst mit anschaulichen Beispielen den Aufbau einer Zelle und den Inhalt des Zellkerns: „Wichtig sind heute die Chromosomen, das ist ein schwieriges Wort, was ihr euch aber nicht merken müsst“, beruhigt Jäger. Die drei Buchstaben DNA solle man sich hingegen merken.

Puzzleteile zu DNA-Strang

Bevor das richtige Experiment startet, müssen die Nachwuchsforscher den Umgang mit der Mikropipette üben. Dabei helfen ihnen zusätzlich die drei Auszubildenden des Biolabors. Das Pipettieren macht den Kindern so viel Spaß, dass Lukas am Ende der Veranstaltung am liebsten die Pipette mitnehmen würde. Beim richtigen Experiment mischen die Kinder die DNA-Proben, die aus der Mundhöhle von Nicole Strauß stammen, mit Wasser. Das eine Gemisch kommt in eine Maschine, wo die DNA mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion vermehrt wird. Währenddessen erklärt Jäger, was da gerade in der Maschine passiert.

Um den Aufbau der DNA-Schnüre zu verstehen, dürfen die Kinder eigenständig die bunten Puzzleteile zu einem DNA Strang zusammenfügen, wie einen Reißverschluss auseinander ziehen und ihren Strang verdoppeln, indem sie die fehlende Seite eines Puzzlestrangs neu bauen. In der Maschine passiere genau das durch den Wechsel von Hitze und Kälte. Als die Kinder ihre Proben in die Maschine geben, nutzt Idas Vater Hans Schön die Gelegenheit, um auf einem der freien Plätze selber mal die Pipette auszuprobieren, schließlich müsse man „auch mit den Kindern mitlernen“, so Hans Schön. Seine elfjährige Tochter Ida gehe sehr gerne zu den Veranstaltungen der Kinder-Uni in Rheinbach: „Wichtig ist uns als Eltern der Kontakt zu der Hochschule. Heute waren uns besonders die praktische Handhabung und die pädagogisch gut aufbereitete Einführung in ein zentrales Thema der Biologie, der DNA, wichtig .“

92.233.720.368.547.800 Euro nach 64 Spielfeldern

Während die Kinder schon sehnsüchtig auf das Ergebnis warten, erklärt Jäger anhand von zwei Methoden, wie man schnell an Geld käme. Wenn man einen Cent auf das erste Spielfeld eines Schachbrettes legt und pro Spielfeld den Wert verdoppelt, hat man nach den 64 Spielfeldern 92.233.720.368.547.800 Euro. Mit dem Geld würden die Teilnehmer den Mond oder ein ganzes Land kaufen. Wie man die Zahl ausspricht, haben die Kinder dank Jäger gelernt und können nun bei ihren Mathelehrern und Mitschülern damit angeben.

Als Strauß Jäger Bescheid gibt, dass die PCR-Maschine fertig ist, wollen die Kinder direkt losstürmen. Doch Jäger hat noch ein kleines Abschlussquiz vorbereitet. Bei der Auflösung konnte sich ihr Professor kaum vor Meldungen retten, so dass die Kinder doch schnell zu der Maschine durften. Ihre Proben wurden dann auf ein Gel gegeben und dank des Farbstoffes zum Leuchten gebracht.

Wenn ein Kind an mehreren Veranstaltungen der Kinder-Uni erfolgreich teilgenommen hat, bekommt es ein richtiges Diplom. Am Ende erhielten so Greta Haas, Tim Müller und Michael Hahn ihre Kinder-Uni-Diplome.

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