Interview mit Stefan Raetz "Künftig alles unter einem Dach"

RHEINBACH · Gesamtschule, Monte Mare, Verkehr: Bürgermeister Stefan Raetz spricht über die nächsten sechs Jahre. Mit dem 55 Jahre alten Christdemokraten sprach Mario Quadt.

 Im Gespräch mit dem GA blickt Stefan Raetz auf die kommenden sechs Jahre

Im Gespräch mit dem GA blickt Stefan Raetz auf die kommenden sechs Jahre

Foto: Wolfgang Henry

So schnell wie sie kamen, sind sie wieder verschwunden: In Rheinbach erinnern nur wenige verbliebene Plakate an die Kommunalwahl vom vergangenen Sonntag. Der wiedergewählte Bürgermeister Stefan Raetz blickt im Gespräch mit dem GA auf die Themen der nächsten sechs Jahre.

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen ums Bürgermeisteramt ist Ihnen in der Wahlnacht erspart geblieben. Wie bewerten Sie des Volkes Meinung?
Stefan Raetz: Ich bin zufrieden mit meinem Ergebnis von 64 Prozent - bei drei Kandidaten. Froh bin ich, dass wir keine Aufsplitterung im Rat haben werden - keine extreme Rechte oder Linke. Und die drei kleineren Parteien haben alle drei Mandate erzielt. Sie werden mitgestalten müssen, um sich zu profilieren. Ich denke, die Rheinbacher erwarten das.

Eines der Wahlkampfthemen war die Konsolidierung des Haushaltes. Wie geht es nach der Wahl mit dem Thema weiter? Raetz: Mein Auftrag ist, die Stadt weiterzuentwickeln. Ich kann nicht - wie die SPD - sagen: Ich möchte mehr U 3-Plätze, mehr Radwege, mehr Grünpflege und mehr Sicherheit. Das ist ja alles schön, aber dann muss ich auch sagen, auf was ich verzichten will. Wir werden darüber zu reden haben, auf welche Alternativen wir uns einigen können.

Apropos Alternativen: In Sachen Monte Mare haben Sie aufgezeigt, dass Sie keine Alternative zur Unterstützung des Freizeitbads mittels Pachterlass sehen.
Raetz: Wir haben jährlich eine Million Euro an Abschreibung für das Gebäude, das uns als Stadt gehört. Dann bekommen wir eine Pacht, die ist bescheiden. 300.000 Euro brauchen wir jährlich für die Instandsetzung - also Dach und Fassade - und 100.000 für Zinsbelastung und Tilgung. Das sind 1,4 Millionen Euro, die wir immer an der Backe haben, egal welches Modell wir bevorzugen. Das Geld bekommt nicht Monte Mare.

Wie wichtig ist das Bad für Rheinbach?
Raetz: Der Schulsport ist dort ebenso gesichert wie der Vereinssport. Es gibt Bewegungstherapien für Ältere, Rückenschule und mehr. Wenn das Bad zu wäre, macht die Komplettabschreibung für uns nicht eine Million aus, sondern 15 Millionen Euro. Ich habe den Eindruck, dass das Thema sehr emotional diskutiert wird, hoffe aber, wir können zur Sachlichkeit zurückkehren. Wir wollen an einem Zukunftskonzept fürs Monte Mare arbeiten, wozu der Rückbau von Wasserflächen gehören kann, aber auch neue Attraktionen ins Bad zu bringen - Klettern oder Beachvolleyball beispielsweise.

Viele Parteien - außer der CDU - haben eine mögliche Fußgängerzone zum Thema im Wahlkampf gemacht. Wie sehen Sie die Chancen, die Hauptstraße den Passanten zu überlassen?
Raetz: Wir werden keine klassische Fußgängerzone hinbekommen. Die Hauptstraße ist eine Hauptverkehrsader durch die Stadt, und ich bin froh, dass wir die Einbahnstraßenregelung haben. Wir müssen aber versuchen, den Schwerlastverkehr über 7,5 Tonnen aus der Stadt herauszubekommen.

Wie soll das gelingen?
Raetz: Durch rigorose Kontrollen und entsprechende Knöllchen. Außerdem sollte sich jeder, der durch die Innenstadt fährt, an die eigene Nase fassen, ob er nicht die Umgehungsstraße hätte nehmen können. Und: Die Geschäftsleute sind unterschiedlicher Meinung, ob wir das brauchen - ich schätze so 50 zu 50. Ich glaube, unsere Innenstadt funktioniert, so wie sie ist, ganz gut.

Was glauben Sie, wie die Schullandschaft in sechs Jahren aussehen wird?
Raetz: Wir haben einen guten Beschluss zur Gesamtschule gefasst. Künftig haben wir alles unter einem Dach. Das wird die Schule der Zukunft sein, neben den starken Gymnasien, die wir haben. Die neue Schule wird sechszügig, was eine riesige Belastung für den Haushalt ist. Wir werden im Schulsektor stärker interkommunal zusammenarbeiten müssen. Dann hätten wir die langfristige Sicherheit, dass das Schulsystem so bestehen bleibt.

Wird es neue Baugebiete geben?
Raetz: Es gibt einen enormen Druck auf dem Immobilienmarkt, Rheinbach ist als Wohnstandort sehr beliebt. Nachdem in der Innenstadt die letzten Lücken vermarktet sind, müssen wir uns die Frage stellen, wo wir in Rheinbach und den Ortschaften Baugebiete ermöglichen wollen. Wir bekommen in der Woche zehn Anfragen, wo es freie Baugrundstücke gibt. Das wird ein Thema für den neuen Rat sein, wo wir Bauland entwickeln können.

Gilt Gleiches fürs Gewerbe?
Raetz: Die Weiterentwicklung der Gewerbegebiete ist wichtig für uns, weil wir die Arbeitsplätze in Rheinbach behalten und neue schaffen wollen. Es dauert drei bis vier Jahre, um solche Erweiterungen anzuschieben. Wir sind froh über unseren Branchenmix, und Interessenten mit ganz unterschiedlichen Ideen wollen zu uns.

Zur Person

Stefan Raetz (55) ist verheiratet und Vater eines Sohnes (18). Der gebürtige Flensburger lebt seit 20 Jahren im Rheinland, seit 15 Jahren ist der Jurist Bürgermeister von Rheinbach. Die Entscheidung, seinen Hut als Landratskandidat nicht in den Ring geworfen zu haben, bereue er nicht, so Raetz: "Ich weiß, was ich an Rheinbach habe."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort