Eine Ära endet "Kultur im Hof"-Macher verabschieden sich

RHEINBACH · 326 Veranstaltungen in 13 Jahren haben Erich und Angie Marschall auf die Beine gestellt, "Kultur im Hof" weit über die Grenzen Rheinbachs berühmt gemacht. Jetzt ist Schluss, die beiden ziehen sich als Organisatoren der Reihe zurück.

Als Organisatoren von „Kultur im Hof“ hören Erich Marschall (M.), Ehefrau Angie (links neben ihm) und Hausmeisterin Marita Kirchhartz (3. v.l.) auf, hier beim Gastspiel von Heart & Soul. FOTO: AXEL VOGEL

Als Organisatoren von „Kultur im Hof“ hören Erich Marschall (M.), Ehefrau Angie (links neben ihm) und Hausmeisterin Marita Kirchhartz (3. v.l.) auf, hier beim Gastspiel von Heart & Soul. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Es gibt Gelegenheiten, da hat auch ein seit Jahren in der Öffentlichkeit stehender Mann wie Erich Marschall einen Kloß im Hals. Genau dann nämlich, wenn Publikum und Künstler im Himmeroder Hof sich erheben und ihn, seine Frau Angie und Hausmeisterin Marita Kirchhartz mit Standing Ovations ehren. 13 Jahre lang hat das Ehepaar Marschall ehrenamtlich mit tatkräftiger Unterstützung der „Hof-Chefin“, Hausmeisterin Marita Kirchhartz, die Veranstaltungen der Reihe „Kultur im Hof“ gestemmt. Beim letzten Event des Teilbereichs „Literatur im Takt“ der Saison 2018 gab es den vorgezogenen Abschied mit Dank von Kulturamtsleiterin Ruth Fabritius, den Kooperationspartnern Daniela Hahn, Leiterin der öffentlichen Bücherei Sankt Martin, und Christoph Ahrweiler von der Buchhandlung Kayser sowie von deren Vorgängern Astrid Schulz und Andreas John.

Unter der ehrenamtlichen Regie der Marschalls hat es in den 13 Jahren unter dem Label „Kultur im Hof“ insgesamt 326 Veranstaltungen gegeben. Die Bandbreite reichte von Rock und Pop, Jazz und Folk über Oper und Musicals bis zu Literarisch-Musikalischem. „Es war zwar einigermaßen stressig, aber wunderschön. Bei den 326 Veranstaltungen hatten wir ein tolles Publikum, tolle Nachbarn, tolle Künstler, tolle Unterstützer und tolle Sponsoren. Das ist schon wirklich grandios“, blickt Rheinbachs „General-Musik-Direktor“, künftig mit dem Zusatz „aD“, zurück.

2004 hatte es unter dem Titel „Tour & Kultur“ als Projekt der städtischen Praktikantin Claudia Prietzel die ersten musikalischen Veranstaltungen im Hof gegeben, im Jahr darauf fortgeführt von Joachim Hurtig mit Sonntags-Musik-Matinees. Für weitere Künstler wandte sich Hurtig an Erich Marschall, der schon Erfahrungen mit dem Benefiz-Festival „Musik in Merzbach“ (MiM) hatte und ihm einige Künstler und Bands vermittelte. Hurtig zog sich dann zurück, und das Ehepaar Marschall übernahm 2006 die Federführung der Reihe unter dem Namen „Kultur im Hof“, bei der bis heute die Regeln gelten: „Open Air, Eintritt frei, Spenden für die Künstler in den Hut“.

Ära endet mit After Midnight

„2007 kam der Kammerchor des Opern- und Balletttheaters Mussorgsky Sankt Petersberg. Für die Künstler brauchten wir eine Unterkunft. Ein befreundetes Ehepaar war in der Zeit gerade im Urlaub und hat sein Haus zur Verfügung gestellt“, erinnert sich Marschall. Von 2007 bis 2014 gab es eine Klassiksparte „Ope(r)n Air am Hexenturm“ im Innenhof der katholischen Grundschule Sankt Martin an der Bachstraße. „Im ersten Jahr kamen so viele Leute, dass wir die über die Straße in den Himmeroder Hof geschickt haben, um selbst noch mehr Bänke zu holen.“

2010 wurden die ersten literarisch-musikalischen Veranstaltungen in Kooperation mit der Buchhandlung Kayser und der öffentlichen Bücherei Sankt Martin etabliert. „Den Namen 'Literatur im Takt' hat Angie gefunden, den hatte sie plötzlich über Nacht im Kopf“, sagt Marschall. 2011 wurde das „Christmas Special“ etabliert. „Das erste war damals Open Air im Innenhof des Himmeroder Hofes, mit wirklich allem, was der Winter zu bieten hatte: Berge von Schnee und Eiseskälte“, erinnert sich Erich Marschall.

Am Freitag endet mit „After Midnight“ ab 19 Uhr im Hof die Ära Marschall. Sie freuen sich auf Reisen, Zeit mit den drei Enkeln und Besuche bei Künstlern, zu denen sich in den Jahren Freundschaften entwickelt haben. Werden sie etwas vermissen? „Heute nicht, aber im Januar nächstes Jahr vielleicht schon. Klar ist aber, dass wir das nicht mehr den ganzen Sommer jede Woche machen können“, sagt das 69 und 71 Jahre alte Ehepaar.

Das Bühnenprogramm des Rheinbacher Weihnachtsmarkts werden sie in diesem Jahr noch machen, und in diesem und im nächsten Jahr auch noch die beiden Weihnachtskonzerte im Waldhotel organisieren. Und: „Vielleicht auch einzelne neue Projekte.“

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