Tradition geht zu Ende Letztes Treffen der Hunnen in Wormersdorf

Rheinbach-Wormersdorf · Der Verein veranstaltet sein letztes Hunnenlager in Wormersdorf. Die Horde hat nur noch sechs Aktive und findet keinen Nachwuchs. Das Alter der Mitglieder liegt zwischen Ende 50 und Mitte 70.

Hunnenlager 2011: (v. l.) Stefan Metzen alias Schamane Eskam, Bernhard Leesemann als Fürst Attila und Vorsitzender Torsten Koll alias Fürst Elac residieren in Wormersdorf.

Hunnenlager 2011: (v. l.) Stefan Metzen alias Schamane Eskam, Bernhard Leesemann als Fürst Attila und Vorsitzender Torsten Koll alias Fürst Elac residieren in Wormersdorf.

Foto: Roland Kohls

Zum letzten Mal lädt Attila, der Hunnenkönig, am Samstag und Sonntag, 28./29. Juli, an seine Tafel auf den Wormersdorfer Zeltplatz ein. Im 25. Jahr der Tomburger Hunnenhorde von 1993 steht das Hunnenlager nach 22 Jahren vor dem Aus. „Der Verein wird aber weiterbestehen. Nur mit sechs Aktiven – die meisten zwischen Ende 50 und Mitte 70 – können wir den Aufbau und das Lager nicht mehr stemmen“, erklärt Attila alias Bernie Leesemann.

Die Entscheidung ist bereits im Frühjahr gefallen. Vor zwei Jahren hatte die Aufgabe des Hunnenlagers schon einmal zur Debatte gestanden. Immer wieder wurde darüber diskutiert, nun haben sich die Mitglieder entschieden. Denn der Verein hat – wie viele andere Vereine auch – akute Nachwuchsprobleme, sodass solche Events wie das Lager nicht mehr zu realisieren sind.

Noch zwischen 1996 und 2003 zählten die Wormersdorfer Hunnen um die 35 Aktiven. Aus Altersgründen, familiären Zwängen oder wegen berufsbedingter Umzüge traten in den vergangenen Jahren immer wieder Mitglieder aus. „Leider kommt niemand nach. Bei den stets gut besuchten Hunnenlagern haben wir etliche Aufnahmeanträge ausgegeben. Kein einziger kam ausgefüllt wieder zurück“, bedauerte Leesemann. Er habe in den vergangenen Monaten mehr als einmal Tränen vergossen über das, „was wir geleistet haben, und dass wir das Lager nicht mehr fortführen können“, erzählt der Hunnenchef.

NVA-Zelt stammt aus DDR-Zeiten

Auf ihn und seine Frau Hanni ging vor einem Vierteljahrhundert die Gründung der Wormersdorfer Horde zurück. Bis 2011 war der heute 75-Jährige neben seiner „Rolle“ als Attila („Das ist Laientheater ohne Drehbuch“, so Leesemann) auch Vorsitzender des Vereins. Nachfolger wurde Torsten Koll (38), Fürst Elac, von der Historie her Attilas Sohn. Außer dem Hunnenkönig Attila und seinem Sohn sind an der Vorbereitung des Lagers auch Attilas Weib (Hanni Leesemann/70)), Attilas zweite Frau (Monika von Sturm/66)), der Schamane Malakai (Charlie Braun/58) und eine Kriegerin (Marianne Braun/58) beteiligt.

Zum zweiten Mal in der Geschichte findet der Aufbau des Lagers schon am Donnerstag und Freitag statt. Hunnenhorden aus der Region werden ins „Land der Liebe“ einfallen und ebenso bei den Aufbauarbeiten helfen wie Freunde und Bekannte des Vereins aus dem Dorf. „Mit zwei Treckerfuhren müssen wir Pavillons, Thron, Geschirr, Hunnenjurte und das NVA-Zelt (stammt aus DDR-Zeiten) auf den Platz karren“, weist Leesemann auf die zahlreichen Arbeiten hin, die erledigt werden müssen. Von den meisten Sachen wird sich der Verein am Wochenende trennen. So werden die 30 echten Tierfelle, Dekoartikel, Messingkerzenständer und -schalen sowie die Hunnenjurte den Besitzer wechseln. Nur der Planwagen und der Trecker bleiben im Besitz der Horde.

Daher findet das letzte Lager bei den Wormersdorfer Vereinsmitgliedern mit gemischten Gefühlen statt. Einerseits mit der Freude, Mitglieder befreundeter Vereine zu empfangen und deren Fürsten an Attilas Tafel zu bitten, auf der anderen Seite wegen der Aufgabe einer traditionellen Veranstaltung. Dennoch wird das Programm am Samstag ab 14 und am Sonntag ab 12 Uhr wieder vielfältig und aufregend sein.

Die goldenen Schlüssel Attilas

„Die meisten Auftritte werden spontan erfolgen, sodass auch wir nicht wissen, wer kommt“, sagen Hanni und Bernie Leesemann. Erwartet werden auf jeden Fall Hunnen aus Köln, Bonn, Aachen und dem Westerwald sowie zahlreiche Vereine aus Rheinbach und den umliegenden Orten. Anträge anderer Hunnenvereine für zwei Fürstenernennungen liegen ebenso vor wie die einer Hunnen-Hochzeit. Aufgeführt werden altägyptische und orientalische Tänze und ein Schwertkampf. Außerdem wird die Kampfkunstschule Tangun ihr Können zeigen.

Der Spürsinn der Kinder ist bei der Suche nach den versteckten goldenen Schlüsseln Attilas gefragt. Ob es eine Feuershow und ein abendliches Lagerfeuer bei den heißen Temperaturen geben wird, ist noch unklar. „Mit zwölf Feuerlöschern haben wir zwar die doppelte Anzahl besorgt. Aber es ist alles so trocken, und ob wir eine Genehmigung erhalten, wissen wir noch nicht“, so Leesemann.

Mit dem Ende des Hunnenlagers brechen für den Verein auch wesentliche Einnahmen weg. Welche Alternativen die Hunnen stattdessen auf die Beine stellen können, wird noch diskutiert. Klar ist, dass die Wormersdorfer Hunnen weiterhin im Karneval aktiv sein und auf Veranstaltungen befreundeter Horden präsent sein werden. Das wird am Wochenende an Attilas Tafel in Ruhe besprochen.

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