Gefahr am Straßenrand Liebestolle Rehböcke auf der Straße nahe Rheinbach

RHEINBACH · In der Brunftzeit steigt die Gefahr von Wildunfällen. Vor allem in den Waldgebieten sollten Autofahrer zurzeit in der Dämmerung besonders langsam fahren. Verunfalltes Wild muss bei einer Polizeidienststelle gemeldet werden.

„Den Bock verwirrt der Sonne Glut, den Hirsch die kalte Nacht“ heißt ein Spruch in der Jägerschaft. Soll heißen, dassbei zunehmender Hitze die Brunftzeit oder – wie es in der Jägersprache heißt – die Blattzeit beginnt. Wenn die Rehböcke angefüllt mit Testosteron bis ins Gehörn sind, verfolgen sie die angebetete Ricke auch über die Straßen. Und damit wächst die Gefahr von Wildunfällen.

Willi-Josef Wild, Leiter des Forstbetriebsbezirks Venne im Forstamt Rhein-Sieg-Erft, mahnt zur Aufmerksamkeit vor allem auf den Straßen, die durch den Wald führen. So etwa die Strecke von Rheinbach in Richtung Merzbach, von Altendorf nach Hilberath oder von Lüftelberg in Richtung Witterschlick. An manchen Strecken werde eigens das Bankett gemäht, so zwischen Lüftelberg und Vollmershoven, damit Autofahrer herumspringendes Wild frühzeitig auch erkennen und reagieren können.

Auch sonst kracht es im Bereich des Regional-Forstamtes Rhein-Sieg-Erft häufiger, sagt der Leitende Forstdirektor Uwe Schölmerich. Besonders unfallträchtig seien die Straßen, die das Siebengebirge und den Kottenforst durchschneiden, wie etwa die L 83 Ittenbach - Aegidienberg, das Schmelztal, die L 330 Eudenbach, die L 283 Heisterbach - Thomasberg oder die B 56 Bonn - Swisttal, Heimerzheim - Bornheim, Metternich - Rösberg.

Weiter macht Schölmerich darauf aufmerksam, dass jeder, der schwer krankes, verunfalltes Wild findet, dies unverzüglich bei einer Polizeidienststelle melden muss. Für Jäger gelten noch einmal andere Regeln. Und auch Schölmerich mahnt, vor allem in den Waldgebieten in der Dämmerung besonders langsam zu fahren. Zudem appellieren die beiden Förster an die Hundebesitzer, ihre Vierbeiner an der Leine zu halten, denn auch hetzende Hunde können das Wild über die Straßen treiben.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) in Berlin verzeichnet eine Steigerung von Wildunfällen deutschlandweit von fünf Prozent, was im Jagdjahr 2016 bis 2017 in Zahlen 228 500 Wildunfälle bedeutet. Rehe sind daran mit 86 Prozent beteiligt, Wildschweine mit zwölf Prozent. „Wildtiere kennen keine Verkehrsregeln, sie müssen über Straßen wandern, etwa um zu fressen oder Partner zu finden“, heißt es beim DJV.

„Der beste Schutz gegen Wildunfälle sind angepasste Geschwindigkeit und vorausschauendes Fahren“, mahnt Ulrich Klaus Becker, ADAC Vizepräsident für Verkehr. Besonders unfallträchtig seien unübersichtliche Wald- und Feldränder in der Dämmerung. Wer auf Landstraßen entlang von Wäldern sein Tempo von 100 auf 80 Stundenkilometer drosselt, der reduziert seinen Bremsweg um 25 Meter. Dies kann überlebenswichtig sein – auch für das Wildtier, denn ein Aufprall endet für die 20 Kilogramm schweren Rehe fast immer tödlich. Bei aller Tierliebe: Wenn eine Kollision unausweichlich ist, raten die Experten dringend von Ausweichmanövern ab. Diese gefährden den Gegenverkehr oder enden schnell am nächstbesten Baum.

Für Verkehrsteilnehmer haben ADAC und DJV gemeinsam mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) die Broschüre „Besser langsam als Wild“ herausgebracht. Diese enthält Verhaltenstipps und Hinweise rund um das Thema Wildunfall.

Sie kann im Internet auf www.adac.de und www.jagdverband.de kostenfrei bestellt werden.

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