Interview mit Musiker Mick Rogers Manfred Mann's Earth Band gastiert in Rheinbach

Rheinbach · Mick Rogers von Manfred Mann's Earth Band spricht über den Auftritt bei Rheinbach Classics, neue Technik und den Wandel der Musikbranche.

Der Tourkalender von MMEB ist prall gefüllt. Sie touren quer durch Deutschland und spielen in Norwegen, Schweden, Dänemark, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. Wie fühlt es sich an, so viel unterwegs zu sein?

Mick Rogers: Es fühlt sich großartig an. Aber es ist nicht mehr so einfach, wie es früher mal war. Wir achten darauf, dass die Entfernungen zwischen den einzelnen Konzertorten nicht zu groß sind. Wir bevorzugen es, nicht länger als vier bis fünf Stunden unterwegs zu sein. Ich muss sagen, dass alles sehr, sehr gut organisiert ist und wir uns wundervollerweise auf die Konzerte konzentrieren können. Das ist schließlich die Hauptsache.

Das deutsche DJ-Duo Disco Boys machte sich 2005 daran, Euren Hit For You zum Dance-Hit zu machen.

Rogers: Oh ja.

2007 war Blinded By The Light erneut ein Hit in der Version des Michael Mind Project – ebenfalls zwei DJs. Bringen solche Versionen die Musik von MMEB auch jungen Zielgruppen näher?

Rogers: Das denke ich auf jeden Fall. Ich erinnere mich gut daran, dass wir plötzlich sehr viele junge Leute im Publikum hatten, als dieses Lied herauskam. Das war für uns eine große Überraschung. Ich wünschte, uns würde das jedes Jahr passiert. Wir sind dankbar, dass die Zuschauer uns immer noch sehen und hören wollen. Solche Titel helfen uns, denke ich. Vielleicht vergraulen wir den ein oder anderen Älteren, wenn Jüngere bei uns im Publikum plötzlich anzufangen loszutanzen.

Wäre es nicht eine fruchtbringende Idee, wenn die Band sagt: Wir bringen Davy's On The Road Again im tanzbaren Gewand heraus, oder ist das für Rockmusiker undenkbar?

Rogers: Nein, das ist nicht undenkbar. Ich glaube, das einzige Problem bestünde darin, dass sich Manfred für gewöhnlich so viel Zeit für eine Aufnahme nimmt. Wenn das nicht wäre, würde ich gleich morgen damit anfangen. Wenn Manfred mitmachen würde, würden wir das mit einem jungen DJ machen. Ja, das ist Rock'n'Roll. Ich habe nichts dagegen, wenn für gute Musik auch Technik eingesetzt wird – wie Computer. Ich habe doch somit eine ganze Band in meinem Schlafzimmer.

Das klingt spannend.

Rogers (lacht): Ja, das ist es auch mit all den Computern und Möglichkeiten. Aber letztlich mag ich es, die Musik auf der Bühne zu spielen. Da geht einfach nichts drüber. Anfang nächsten Jahres, vielleicht Ende dieses Jahres, werde ich es mir gönnen, eine Rockabillyband zu gründen. Die Hauptsache ist doch, dass am Ende gute Musik dabei herauskommt.

Im Vergleich zu Ihrer Anfangszeit in den 70er-Jahren hat sich die Musikbranche enorm gewandelt. Wie stellt sich für Sie das Musikbusiness heutzutage dar?

Rogers: Es sind sehr vielschichtige Geschichten geworden. Das Internet veränderte alles. Aber schon vor vielen Jahren war es Peter Gabriel, der gesagt hat: Du musst die modernen Technologien umarmen.Wenn du das nicht in Erwägung ziehst, werden sie nicht für dich arbeiten. Was ich sehr bedauere, ist, dass es nur noch sehr wenige Plattenläden gibt. Viele Menschen meines Alters vermissen das sehr.

Meines Alters auch.

Rogers: Ich hoffe, dass sich dieser Trend eines nicht so fernen Tages wieder umkehren wird und die Plattenläden und Musikgeschäfte zurückkommen werden.

2009 war MMEB erstmals in Rheinbach zu Gast. Haben Sie die Muße, sich die ein oder andere antike Nobelkarosse anzuschauen?

Rogers: Ich bin ein großer Autofan. Ich bin autoverrückt. Ich überlege, mir eine spezielle Variante eines MX 5 zuzulegen – ein unglaublicher Sportwagen. Ja, ich bin verrückt, was das angeht und vor wenigen Jahren sogar Rennen gefahren. Besonders was Oldtimer angeht, bin ich Ihr Fachmann.

Werden Sie sich die Zeit nehmen, bei den Classics einen Blick zu wagen?

Rogers: Das kommt darauf an, ob wir am nächsten Tag zum nächsten Konzert reisen. Ich hoffe aber sehr, dass uns die Zeit bleibt. Alles was mit Autos zu tun hat, macht mich verrückt.

Zur Biografie von Manfred Mann gehören auch Hits aus seiner Zeit vor der Earth Band wie Mighty Quinn oder Do Wah Diddy Diddy. Hat der Chef schon mit Euch gesprochen, ob frühere Hits Teil des Konzerts sein können?

Rogers: Absolut. Mighty Quinn ist auch für die Earth Band ein Riesenhit. Und von Do Wah Diddy Diddy spielen wir eine ganz besondere Version.

Der Namensgeber von MMEB gilt als introvertiert. Er hätte wohl nichts dagegen, seine Keyboards hinter der Bühne aufzubauen. Auch bei Interviews lässt er anderen den Vortritt. Sind diese Marotten in der Band akzeptiert oder muss er dafür die Spülmaschine im Tourbus ausräumen?

Rogers (lacht): Nein, muss er nicht. Eigentlich habe ich schon immer die Interviews gemacht. Manfred und Interviews – das war noch nie eine gute Idee. Aber es stimmt nicht wirklich, dass er sich bevorzugt auf der Rückseite der Bühne aufhält: Er liebt es auf der Bühne zu sein. Er schnallt sich sogar ein portables Keyboard um, um an den Bühnenrand treten zu können. Nein, er mag es wirklich und hat mit Bühnenlicht kein Problem.

Teil Ihres Schaffens ist eine interessante Weihnachtssingle: ihre Version von War Is Over von John Lennon. Warum dieser Song?

Rogers: Oh Gott. Ich habe mir diesen Song ehrlich gesagt nicht ausgesucht. Es gab Menschen, die mein Album Sharabang gesponsert und dafür bezahlt haben, das Lied zu machen. Ich würde es nie wieder singen – niemals wieder. Das ist einfach nicht meine Sache.

Wird der Brexit Ihr Leben verändern, wenn er denn kommt?

Rogers: Ja, das wird er. Insbesondere verändert der Brexit das Leben der arbeitenden Menschen. In England befürchten wir, dass es eine sehr wilde Version des Austritts geben wird. Alle, mit denen ich aus der Unterhaltungsbranche darüber spreche, sagen: Wir wollen den Brexit nicht. Wir wollen ein Teil Europas bleiben. Diejenigen, die dafür gestimmt haben, scheinen gar nicht zu wissen, was sie getan haben. Ich denke, es bedarf eines neuen Referendums. Wenn es eine zweite Abstimmung gibt, würde sich eine Mehrheit dafür entscheiden, in der EU zu bleiben. Machen Sie das zur Schlagzeile: Mick Rogers möchte nicht raus aus der EU.

Das Auftaktkonzert der Rheinbach Classics am Freitag, 19. Juli, beginnt um 20 Uhr. Karten sind für 38 Euro plus Gebühren erhältlich beim First-Reisebüro und in der Raiffeisenbank, beide Hauptstraße 36-46 in Rheinbach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort