Rheinbacher im Fußballhimmel Martin Groß kommentiert international
RHEINBACH · Als Sky-Kommentator und WDR-Sprecher schafft Martin Groß den Spagat zwischen Sport und Literatur. Wenn er nicht gerade ein Fußballspiel in England oder eines in der zweiten Liga kommentiert, nutzt er seine sonore Stimme für Lesungen und Radiobeiträge.
Der Titel des "Sexiest man alive", des ausstrahlungsreichsten Mannes der Welt, ist begehrt. George Clooney heimste die Auszeichnung, die das US-amerikanische People Magazine jährlich verleiht, zweimal ein, Johnny Depp und Brad Pitt ebenso. Einen Bundesligasamstag lang darf sich Martin Groß aus Rheinbach als begehrtester Kerl auf Gottes weitem Planten fühlen.
So bezeichneten seine Kollegen des Bezahlsenders Sky den 44 Jahre alten Fußballfachmann via Einblendung, während er auf dem Bildschirm zu sehen war. Am Dienstag erklärt der Kommentator und Sprechtrainer, der auch Mitglied im WDR-Sprecherensemble ist, beim Unternehmerbierchen des Gewerbevereins Rheinbach seine Sicht der Dinge auf die WM unter dem Zuckerhut.
Im Fußballhimmel wähnt sich der Sky-Reporter etwa, wenn er im Stadion von Highbury, der früheren Heimstatt des Fußballvereins Arsenal London, in der Kommentatorenkabine Platz nehmen darf und das Rotlicht vor ihm angeht. Die Mischung von englischer Fußballbegeisterung und dem Ambiente der Art-déco-Tribünen begeistert ihn. Seit 2006 lebt der in Hamburg aufgewachsene studierte Diplomsportlehrer mit seiner Frau und drei Kindern (12, 10, 5 Jahre) in Rheinbach.
Hier bereitet er sich auf die Partien auf den Fußballplätzen der Welt in den unterschiedlichsten Ligen vor - von der Zweiten Liga bis zur Champions League. Zumeist, wenn dann das Wochenende naht, ist Reisezeit für Groß. Ziele: München, dem Sky-Hauptquartier, oder ein Stadion. Sein Handwerk des Livesprechens lernte er um das Jahr 2000, als Groß vom Studio aus Spiele aus der brasilianischen, argentinischen oder der US-Liga live kommentierte. "Die Sendung war mitten in der Nacht, es guckten wohl nur ein paar Freaks zu, aber wenn das Rotlicht angeht...", meint er. "Das war eine gute Schule."
Doch Groß hat mehr im Kopf als Fußball: Als Sprecher für zahlreiche TV- und Radiobeiträge oder öffentliche Lesungen setzt er seine sonore Stimme für viele Zwecke ein. "Der Spagat ist gut zu schaffen", findet er. Zudem unterstützt er - mit seiner Zeit und seiner Stimme - die Aktion "Rheinbach liest". Zuletzt stellte er einen Vormittag lang im Gymnasium Sankt Joseph den Schülern faszinierende Bücher vor. "Das Gefühl für Sprache ist sehr wichtig", sagt Groß.
Er weiß, wovon er spricht: Groß schult auch Sky-Volontäre in der Kunst des Sprechens. Nicht selten muss die Atemtechnik auf den Prüfstand. "Ticks bekommt man behandelt", so seine Maxime. Sein Tipp: Mut zur Pause - zumindest, wenn es der Satzmelodie nutzt.
Was traut der Fußballfachmann den besten Profikickern Deutschlands während der WM in Brasilien zu? "Alles", sagt der Kommentator flink wie ein Sprint von Real-Flügelflitzer Gareth Bale durchs Madrider Estadio Santiago Bernabéu. "Das schließt aber auch eine nicht so erfolgreiche WM mit ein", fügt er schnell hinzu. Dabei blickt er kurz zu Boden, als wolle er andeuten, nichts Gutes zu ahnen. "Aber beim Tippspiel habe ich sowieso auf Deutschland gesetzt."
