Prozess um Totschlag in Meckenheim Angehörige schildern Mutter-Sohn-Verhältnis

Bonn/Meckenheim · Am Montag wurden im Bonner Landgericht verschiedene Angehörige und Nachbarn zum Verhältnis des Meckenheimers zu dessen 90-jähriger Mutter befragt, die er im Sommer mit einem Stich ins Herz getötet haben soll.

 Der 56-Jährige aus Meckenheim steht in Bonn wegen Totschlags vor Gericht.

Der 56-Jährige aus Meckenheim steht in Bonn wegen Totschlags vor Gericht.

Foto: Ulrike Schödel

Als die Cousine des Angeklagten zu erzählen begann, wurde es mucksmäuschenstill im Gerichtssaal. „Meine Tante war ein sehr dominanter Mensch“, sagte die 53-Jährige in ihrer emotional vorgetragenen Aussage. Am Montag ging vor dem Bonner Landgericht der Prozess gegen den Meckenheimer weiter, der laut Anklage seine pflegebedürftige 90-jährige Mutter in einem „affektiven Durchbruch“ mit einem Stich ins Herz getötet haben soll.

Für ihren Cousin sei es selbstverständlich gewesen, für seine Mutter da zu sein. Mit den Worten „Mama, wir bleiben in einem Haushalt, wir finanzieren das gemeinsam“, habe er seiner Mutter vor vielen Jahren versprochen, sie nie ins Altenheim zu geben.

Ihre Tante hingegen habe oftmals und sogar in seiner Anwesenheit betont, dass er kein Wunschkind gewesen sei und sie ihn seit der Trennung von seinem Vater ab 1971 alleine erziehen musste. Ob sie eine Mitschuld an der Scheidung trage, habe sie nie hinterfragt.

Offenbar war es der Zeugin wichtig, dem Gericht die Hintergründe der Beziehung des Sohnes zur Mutter nahezubringen. Daher hatte die Frau schon kurz nach der Tat ein mehrseitiges Protokoll gefertigt, das die Kammer in voller Länge verlesen ließ. Darin enthalten waren zahlreiche Details, die vor den Zuhörern das Bild einer vollkommen dominierenden und manipulativen Mutter und eines überforderten Sohnes entstehen ließen, dem es trotz aller Anstrengungen nie gelang, es der Mutter Recht zu machen.

„Er hat sein Leben für sie vergeudet, aber er hat nichts zurückbekommen“, fasste die Cousine mit den Tränen kämpfend zusammen. Aber am meisten ärgere sie, dass ihr Cousin durch seine tragische Tat nun auch noch den Rest seines Lebens verliere, ließ sie das Gericht in einem emotionalen Ausbruch wissen.

Der Vorsitzende Richter Klaus Reinhoff nahm das zum Anlass, noch einmal die betont nüchterne Art des Angeklagten zu beleuchten. Die Zeugin habe ja nun gerade ihre Erinnerungen mit modulierter Stimme und viel Gefühl vorgetragen. Der Angeklagte hingegen sei ja eher „so Tiefkühltruhe“, was dem Gericht eine Bewertung sehr schwer mache.

Ob das auch ihr Eindruck sei, wollte Reinhoff wissen und die Zeugin bestätigte, dass ihr Cousin wenig Worte mache. „Wir machen das, hieß: Er macht das“, führte sie aus. Der Eindruck eines Mannes, der sein Leben lang unter der Fuchtel seiner Mutter gestanden hatte, wurde offenbar von jedem geteilt, der das Mutter-Sohn-Gespann kannte.

Neben der Cousine sagten auch noch Nachbarn des Angeklagten sowie eine Kölner Bekannte und die Cousine der Getöteten aus. „Ich glaube, es hat sich in seinem Leben alles um seine Mutter gedreht“, sagte die Nachbarin, die direkt nebenan wohnte. Geredet habe sie vorwiegend mit der alten Dame; der Sohn sei selten zu Wort gekommen. Sie habe aber zu beiden ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis gepflegt.

Als die Seniorin ihr einmal aus ihrem Leben erzählt habe, sei das Gespräch auch darauf gekommen, dass sie ihren Sohn habe allein erziehen müssen: „Dafür ist er ganz gut geraten“, habe sie ganz hemmungslos in seiner Gegenwart erzählt.

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