Energiewende Hier bekommen fast alle Bürger im Rhein-Sieg-Kreis kostenlose Energiespar-Beratung

Rheinbach/Meckenheim · Mit Rheinbach und Meckenheim sind die letzten beiden linksrheinischen Kommunen der Energieagentur Rhein-Sieg beigetreten. Der GA erklärt, was Bürgerinnen und Bürger davon haben, die etwa ihre Heizung tauschen oder eine Solaranlage installieren wollen.

 Von Heiz- und Lüftungstipps bis hin zu spezieller Vor-Ort-Beratung zum Thema Wärmedämmung, Heizungswechsel oder Solarenergie hat die Energieagentur Rhein-Sieg viele Angebote.

Von Heiz- und Lüftungstipps bis hin zu spezieller Vor-Ort-Beratung zum Thema Wärmedämmung, Heizungswechsel oder Solarenergie hat die Energieagentur Rhein-Sieg viele Angebote.

Foto: obs/Ingo Bartussek

Rheinbach und Meckenheim sind der Energieagentur Rhein-Sieg beigetreten. Damit kann der Verein fast alle Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis als Mitglieder vorweisen, denn es fehlen nur noch Ruppichteroth und Neunkirchen-Seelscheid. Die beiden Gemeinden im Rechtsrheinischen möchten ebenfalls dazustoßen, die Aufnahme der letzteren wird noch im ersten Halbjahr 2023 erwartet. Der Rat der Gemeinde Ruppichteroth ringt mit finanzieller Not und hat den Beitritt im November bis auf Weiteres zurückgestellt.

Ein kommunaler Verbund zum Thema Energie, das klingt zunächst nach reinem Verwaltungswust – in Wahrheit steckt dahinter jedoch unter anderem ein Serviceangebot für Bürgerinnen und Bürger, von dem jetzt auch Menschen in Rheinbach und Meckenheim profitieren können. Ziel der Agentur ist es, einen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emmissionen im Kreisgebiet zu leisten.

Ein gelungenes Experiment

Das alles geht zurück auf ein Pilotprojekt des Rhein-Sieg-Kreises: In den Jahren 2014 bis 2016 wurde dabei in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale in den drei Kommunen Bornheim, Lohmar und Ruppichteroth ein Beratungsangebot für Privatleute erprobt. Energiespar-Experten machten Hausbesuche, untersuchten die bauliche und technische Ausgangssituation und gaben Tipps, wie etwa durch Modernisierung oder Wärmedämmung der Verbrauch reduziert beziehungsweise klimaschonender gestaltet werden kann. Auch sofort umsetzbare Maßnahmen wie das richtige Einstellen von Fenstern, Türen oder Thermen, die wenig oder kein Geld kosten, sollten bereits messbare Einsparungen erzielen. Darüber hinaus konnten Interessierte für eine Vorberatung oder allgemeine Fragen eine offene Bürgersprechstunde im Rathaus wahrnehmen.

Der Energieagentur Rhein-Sieg sind nunmehr fast alle Kommunen im Kreis beigetreten. Unsere Infografik zeigt, was der Verein leistet.

Der Energieagentur Rhein-Sieg sind nunmehr fast alle Kommunen im Kreis beigetreten. Unsere Infografik zeigt, was der Verein leistet.

Foto: Grafik/GA

Das Pilotprojekt wurde als Erfolg verbucht, und so beschloss der Kreistag 2017, die Energieagentur als eingetragenen Verein zu gründen. Mitglieder der ersten Stunde waren die acht Kommunen Bad Honnef, Hennef, Königswinter, Lohmar, Much, Niederkassel, Sankt Augustin und Troisdorf – ironischerweise entschieden sich mit Bornheim und Ruppichteroth zwei Teilnehmer des Pilotprojekts seinerzeit gegen die Mitgliedschaft. Das dürfte mit der finanziellen Beteiligung zusammenhängen, die der Verein von den Mitgliedskommunen erwartet und die heute mit rund 100.000 Euro im Jahr etwas mehr als ein Fünftel der Gesamtfinanzierung ausmacht; der größte Anteil wird über den Kreishaushalt gedeckt. Die Höhe der Beiträge richtet sich nach der Größe der Kommune. Eine solche ist der Kreis zwar nicht, Mitglied ist er dennoch – potenziell verwirrend, wenn die Agentur über die Zahl ihrer „Mitgliedskommunen“ spricht.

Linksrheinische Kommunen hielten sich zurück

„Wir hoffen, dass wir durch gute Vereinsarbeit auch die übrigen Kommunen zur Mitgliedschaft überzeugen“, sagte Landrat Sebastian Schuster 2017 bei der gemeinsamen Vertragsunterzeichnung. Diese Hoffnung hat sich zunehmend erfüllt, allerdings hielten sich die linksrheinischen Kommunen auffallend zurück. Der Sitz der Agentur in Hennef und der Rhein als mentale Schranke mögen dabei eine Rolle gespielt haben. In jedem Fall dauerte es bis Ende 2021, dann traten in relativ kurzer Abfolge auch Swisttal, 2022 Alfter, Bornheim und Wachtberg sowie 2023 Meckenheim und Rheinbach bei.

Diese Beitrittswelle ist natürlich kein Zufall: Die Flutkatastrophe im Juli 2021 katapultierte den Klimaschutz auf den politischen Agenden nach oben, und spätestens durch die Energiekrise in Folge des Ukrainekrieges ist die Nachfrage nach Beratungen noch einmal massiv gestiegen – trotz Corona, wie Geschäftsführer Thorsten Schmidt berichtet. Die Nachfrage zu erfüllen, sei trotz der intensivierten Online-Beratung im vergangenen Jahr ein „Tanz auf der Klinge“ gewesen, und es kämen immer mehr Anfragen. „Wir haben täglich um die 20 Anrufe zu Fördermöglichkeiten für Solaranlagen, Heizungstausch und dergleichen. Ich sehe vorerst auch keine Entspannung.“

Der „Basischeck“ ist kostenlos

Die Energieagentur berät auch die Verwaltungen der Mitgliedskommunen dabei, wie sie den Verbrauch reduzieren können, das Herzstück bleibt jedoch der Bürgerservice. Die Fachleute der Verbraucherzentrale vertreten keinen Hersteller oder Handwerksbetrieb, was die Beratung neutral machen soll. Einen „Basischeck“ mit Hausbesuch können Privatleute sogar kostenfrei buchen und bekommen dann Tipps zu Einsparungsmöglichkeiten anhand der Strom- und Heizkostenabrechnung, eine Einschätzung der elektrischen Geräte im Haushalt und der Lüftungsstrategie.

Für jeweils 30 Euro – nur noch die Hälfte der früheren Gebühr, wie Schmidt hervorhebt – können sich Eigentümer auch dezidiert zu Themen wie Solarenergie, Wärmedämmung oder Heizungstausch beraten lassen. Mit seiner Energieagentur darf der Rhein-Sieg-Kreis übrigens als Vorreiter in Sachen Klimaschutz gelten: Zumindest in NRW sucht man Institutionen mit einem vergleichbaren Leistungsspektrum meist vergeblich. Auch die Energieagentur der Stadt Bonn bietet zwar Beratung für Bürger, nicht aber für die Verwaltung. Das Modell aus dem Rhein-Sieg-Kreis könnte Schule machen, hofft der Geschäftsführer: „Wir bekommen viele Anfragen aus anderen Kreisen. Die wollen wissen, wie es bei uns funktioniert.“

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