Verkehr auf der L471 Meckenheimer beschweren sich über Stau-Umfahrer

Meckenheim/Rheinbach · Immer dann, wenn der Verkehr auf der A61 in Richtung Süden ins Stocken gerät, quälen sich Blechlawinen durch Altendorf-Ersdorf und Wormersdorf. Die Anwohner sind genervt und in Sorge.

Halb Europa ist an diesem Nachmittag zu Gast in Altendorf-Ersdorf. Eine nicht enden wollende Blechlawine schlängelt sich, Fahrzeug für Fahrzeug, durch die engen Straßen des Meckenheimer Ortsteils. Die Kennzeichen der Lastwagen, Autos, Caravangespanne und Motorräder verraten, dass die Fahrer aus Polen, Bulgarien, dem Baltikum, den Niederlanden und so ziemlich allen Regionen Deutschlands stammen. Von Wormersdorf aus schiebt sich ein schier endloser Konvoi über die Ortsdurchfahrt, der L471, in Richtung Landesgrenze. „Das geschieht immer, wenn es auf der A61 zu Behinderungen kommt“, sagt Anwohner Josef Kessel, der nur wenige Meter von der L471 entfernt lebt.

Zeitgleich berichtet der Verkehrsfunk, dass es auf der A61 zwischen der Anschlussstelle Rheinbach und dem Autobahndreieck Bad Neuahr-Ahrweiler sieben Kilometer Stau gibt, der Zeitverlust dort betrage 15 Minuten. „Viele werden wohl von ihren Navigationsgeräten hierhin geführt“, vermutet Benjamin Böhm, der in Altendorf-Ersdorf an der L471 einen Fahrradladen betreibt. Eigentlich weisen bereits an der Ausfahrt der Anschlussstelle Rheinbach große Verkehrsschilder darauf hin, dass Lastwagen, die schwerer sind als 7,5 Tonnen, die Weiterfahrt über die L471 durch die Ortsdurchfahrt Wormersdorf untersagt ist – gleiches gilt für den Nachbarort Altendorf-Ersdorf. Am Kreisel zwischen Rheinbach und Wormersdorf zeigt ein weiteres Verkehrszeichen das Verbot an.

„Ich wohne seit 28 Jahren in Altendorf und lebte vorher 24 Jahre in Wormersdorf – so schlimm wie jetzt war es noch nie“, findet Josef Kessel, während der Lärm eines 40 Tonnen schweren Brummis aus Polen die letzten Worte seines Satzes schier verschluckt. „Der hat hier gar auch gar nichts zu suchen“, erklärt Kessel.

Verkehrschaos in Altendorf-Ersdorf
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Verkehrschaos in Altendorf-Ersdorf

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Sorgen um die Sicherheit der Kinder

Neben dem Lärm und dem Dreck der Stau-Umfahrer sorgt sich Böhm vor allem um die Sicherheit seine Kinder: „Unser Sohn ist neun Jahre alt – ein Alter, in dem wir ihn selbstständig mit dem Fahrrad oder Roller fahren lassen wollen“, sagt er. Sein drei Jahre alter Sohn beginnt gerade damit die Welt mit seinem Laufrad zu erkunden. „Wir können unseren Kindern nur immer wieder zeigen, wie sie sich richtig verhalten sollen – angesichts der Gefahren“, sagt Böhm. Beispielsweise sollen sie erst dann den Zebrastreifen an der Grundschule passieren, wenn tatsächlich alle Fahrzeuge an der Überquerung auch angehalten haben, berichtet der zweifache Familienvater.

Ein besonderer Gefahrenpunkt in Altendorf-Ersdorf ist die Engstelle an der Kirche. „An der Stelle gibt es oft gefährliche Situationen, wenn Lastwagen rechts um die Ecke gebogen kommen“, weiß Josef Kessel. Die Ortskundigen würden aus der Gegenrichtung nur im weiten Bogen auf diese Kurve zufahren, um nicht mit Entgegenkommenden zu kollidieren, beobachtet der Altendorfer.

Die Stadt Meckenheim will zusammen mit der Stadt Rheinbach, dem Landesbetrieb Straßen.NRW und der Polizei nach einer Lösung des Problems suchen. Da es sich bei der L 471 um eine Landesstraße handelt, seien die Interventionsmöglichkeiten der Kommune nämlich so gut wie nicht vorhanden, sagt Heinz-Peter Witt, Technischer Beigeordneter der Stadt Meckenheim, auf Anfrage des General-Anzeigers. In einem gemeinsamen Ortstermin wollen die beiden Kommunen, der Landesbetrieb und die Polizei in Kürze gemeinsam erörtern, wie sich die gefährliche Situation für die Anwohner entschärfen lässt.

Auch Stadt Rheinbach wendet sich an Polizei

Auch die Stadt Rheinbach habe sich an die für den fließenden Verkehr zuständige Polizei gewandt, damit diese bei längeren Staus auf der A 61 Kontrollen vor der Ortseinfahrt Wormersdorf durchführt, berichtet Norbert Sauren, Pressesprecher der Stadt, auf GA-Anfrage. „Diesem Anliegen ist die Polizei in der Vergangenheit auch nachgekommen“, sagt Sauren. Aber: Wie niedrig die Hemmschwelle in Sachen Verkehrsübertretung ist, zeige das Beispiel Leverkusener Brücke und dem dort häufig missachteten Durchfahrtsverbot. „Vielleicht liegt es am relativ geringen Bußgeld von 75 Euro und einem Punkt ins Fahreignungsregister.“

Diesbezüglich hat Josef Kessel einen Vorschlag, der auf der Portemonnaie zielt: Da kurz hinter Altendorf-Ersdorf die Brummis und Autos die Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz bei Gelsdorf überschreiten, sieht er es als sinnvoll an, dass die Fahrer der verbotswidrig fahrenden, schweren Lastwagen gleich in beiden Bundesländern zur Kasse gebeten würden. „Zusammen 150 Euro – das würde den Spediteuren schon wehtun“, glaubt Kessel.

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