Anstaltsleitung verhängt Lockdown light Mehr als 200 Corona-Fälle in der JVA Rheinbach

Rheinbach · In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rheinbach gibt es einen großen Corona-Ausbruch mit mehr als 200 Fällen. Mit einem Maßnahmen-Katalog hat die Anstaltsleitung darauf reagiert. So ist die Lage vor Ort.

 In der JVA Rheinbach sind aktuell mehr als 200 Gefangene positiv auf das Coronavirus getestet. Archivbild: Axel Vogel

In der JVA Rheinbach sind aktuell mehr als 200 Gefangene positiv auf das Coronavirus getestet. Archivbild: Axel Vogel

In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rheinbach gibt es einen großen Corona-Ausbruch unter den Gefangenen. Wie die JVA am Donnerstag mitteilte, sind derzeit rund 200 von insgesamt 542 Gefangenen positiv auf das Coronavirus getestet. 42 Gefangene seien bereits wieder genesen, hieß es weiter. Auch unter dem Personal gibt es aktuell mehrere Fälle: 29 der etwa 275 Bediensteten sind laut JVA positiv getestet.

Zur Eindämmung des Infektionsgeschehens hat die Anstaltsleitung nach Angaben der JVA-Pressebeauftragten Inga Thulfaut einen „Lockdown light“ verhängt. So dürften die Inhaftierten weiterhin ihre tägliche Freistunde an der frischen Luft verbringen, diese Freistunden erfolgten aber in kleinen Gruppen sowie strikt getrennt nach infizierten und nicht infizierten Gefangenen.

Kein Sport und keine Gottesdienste

Aktuell geschlossen beziehungsweise abgesagt sind laut JVA hingegen die Arbeitsbetriebe und die Schulkurse. Ebenso ausgesetzt sind Freizeitangebote wie Sport, gegenseitige Haftraumbesuche, die Nutzung der Abteilungsküchen sowie Gottesdienste.

„Die zur täglichen Versorgung notwendigen Betriebe wie die Küche werden von Bediensteten aufrechterhalten beziehungsweise outgesourct“, teilte Thulfaut weiter mit. Hausarbeiter, die zur Essensausgabe oder zu dringenden Reinigungsarbeiten weiterhin ausrücken müssten, würden vorab getestet und verrichteten ihren Dienst unter strenger Einhaltung einer FFP2-Maskenpflicht sowie den üblichen Hygienemaßnahmen.

„Die Kantine für die Mitarbeiter ist vorerst geschlossen“, so Thulfaut. Kontakte zu Infizierten erfolgten in Schutzkleidung. Ebenso fänden derzeit keine Gefangenenbesuche und Gefangenenverlegungen statt, externe Mitarbeiter oder Besucher könnten die Anstalt derzeit nicht betreten.

Maßnahmen gelten vorerst bis zum 30. März

Nach Thulfauts Angaben gelten die Maßnahmen zunächst bis Mittwoch, 30. März. Dann wollen die Anstaltsverantwortlichen die Lage in Augenschein nehmen. Vielleicht sei eine stufenweise Lockerung möglich, so die JVA-Pressebeauftragte. In der JVA Rheinbach gibt es Platz für insgesamt 620 Gefangene. Die Unterbringung erfolgt laut Thulfaut überwiegend in Einzelzellen. „Dank regelmäßiger Schnell- und PCR-Testungen behält der Medizinische Dienst der Anstalt das dynamische Infektionsgeschehen im Blick. Die Krankheitsverläufe sind überwiegend sehr mild, es gibt bislang keine Hospitalisierung“, sagte sie weiter.

29 infizierte Mitarbeiter bedeuten laut Thulfaut einen Mehraufwand für die anderen Bediensteten, eine Gefahr für die Aufrechterhaltung des JVA-Betriebs stellt das ihren Angaben nach nicht dar. Dass die Krankheitsverläufe der Infizierten mild sind, liegt laut JVA auch an der Impfquote. Thulfaut: „250 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind mindestens zweimal geimpft, circa 150 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind mittlerweile geboostert.“ Von den Inhaftierten sind ihren Ausführungen nach wiederum 410 Personen mindestens zweimal geimpft, 148 von ihnen sind geboostert. Für JVA-Mitarbeiter gibt es keine Impfpflicht.

Anstaltsleiterin Renate Gaddum schreibt Brief an Gefangene

Um die Gefangenen zu impfen, habe die JVA einen „sehr engagierten Sanitätsdienst“, erläuterte Thulfaut. Anfangs habe es richtige Impfkampagnen in der Anstalt gegeben, nun könnten sich Gefangene, die sich impfen lassen wollen, einfach melden.

Über den „Lockdown light“ habe Anstaltsleiterin Renate Gaddum die Gefangenen mit einem Schreiben informiert, so Thulfaut. Der Großteil der Inhaftierten bringe den Maßnahmen großes Verständnis und Geduld entgegen. „Nachdem die JVA Rheinbach das Coronavirus dank konsequenter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen rund zwei Jahre lang erfolgreich abwehren konnte, lässt sich das Virus auf dem bundesweiten Höhepunkt der Inzidenz nun nicht länger draußen halten“, führte Thulfaut aus.

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