Gedenken in Rheinbach Mehrheit für Stolpersteine

Rheinbach · Der Rheinbacher Rat votierte am Montagabend im dritten Anlauf in geheimer Abstimmung für die Verlegung von 36 Stolpersteinen.

 Stolpersteine können nun auch in Rheinbach an die Ermordung jüdischer Mitbürger erinnern.

Stolpersteine können nun auch in Rheinbach an die Ermordung jüdischer Mitbürger erinnern.

Foto: dpa

Deutlicher als von vielen Beobachtern erwartet, hat der Rheinbacher Rat am Montagabend der Verlegung von 36 Stolpersteinen in der Stadt zugestimmt. Um 18.50 Uhr verlas Bürgermeister Stefan Raetz das Ergebnis der geheimen Abstimmung: 19-mal Ja, 10-mal Nein, bei drei Enthaltungen. Spontaner Beifall brandet auf im Ratssaal des Rheinbacher Glasmuseums – sowohl quer durch alle Fraktionen bei den Ratsmitgliedern, als auch bei den rund 50 Zuhörern im Saal. Somit gab das Gremium im bereits dritten Anlauf grünes Licht dafür, dass die zehn mal zehn Zentimeter großen Gedenksteine zum Gedenken an die Ermordung von 36 Rheinbacher Bürgern jüdischen Glaubens während des Nationalsozialismus' verlegt werden dürfen.

Der Beschluss sieht vor, dass die kleinen Messingkunstwerke nur vor den Häusern in den öffentlichen Bürgersteig eingelassen werden, deren Eigentümer dieser vom Berliner Künstler Gunter Demnig (siehe Kasten) initiierten Aktion zustimmen. Bei Häusern, deren Besitzer Bedenken gegen eine Verlegung äußern, soll Raetz – so ist es im Beschluss zu lesen – „im persönlichen Gespräch um eine Zustimmung werben“.

Zur Erinnerung: Im Oktober 2008 hatten die Rheinbacher Grünen den ersten Antrag auf Verlegung der Gedenksteine gestellt. Dieser fand allerdings ebenso keine Mehrheit, wie der Vorstoß einer Bürgerinitiative im Jahr 2013. Vor drei Jahren hatte der Vorstoß in geheimer Abstimmung mit 18 Ja- zu 18 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung ebenfalls keine Mehrheit gefunden. Rheinbach gehörte somit zu den wenigen Kommunen bundesweit, die sich gegen die Gedenksteine ausgesprochen haben.

Vor wenigen Wochen aber hatte der Ausschuss für Standortförderung: Gewerbe, Wirtschaft, Tourismus und Kultur in geheimer Abstimmung dem Antrag einer Bürgerinitiative mit elf mal Ja und acht mal Nein bei einer ungültigen Stimme zugestimmt. Zuvor war der Vorschlag in einer interfraktionellen Runde beraten worden.

„Wir wissen um die Wichtigkeit dieses Antrags in der Bevölkerung“, sagte Raetz vor der Abstimmung. Die Stolpersteine seien ein wichtiges zusätzliches Element der in Rheinbach bereits gepflegten Erinnerungskultur, da „immer seltener Zeitzeugen anzutreffen sind“, erklärte der Christdemokrat. Sie kleinen Denkmäler sollten nicht länger Anlass zum politischen Streit sein, sondern „dem Versöhnen dienen“.

Vor der Abstimmung im Rat hatte Gerhard Düsterhaus von der Bürgerinitiative im Namen der 16 Antragsteller betont, dass die Herstellung und Verlegung der Stolpersteine ausschließlich mit Spenden oder Steinpatenschaften finanziert wird. Somit würden keinerlei Steuermittel in Anspruch genommen. Die 36 Stolpersteine nannte er „Bausteine der notwendigen Erinnerungskultur auch in Rheinbach“. Sie erinnerten am konkreten Ort an einzelne Schicksale jüdischer Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Wann die ersten Stolpersteine nun in Rheinbach verlegt werden, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen: Wie der General-Anzeiger erfuhr, sind seitens des Künstlers erst ab Februar nächsten Jahres wieder Termine frei.

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