Flüchtlingsprojekt in Rheinbach Melonen im Garten der Pallottiner

RHEINBACH · Gartenprojekt verschafft einigen Flüchtlingen in Rheinbach eine willkommene Abwechslung. Sie bauen Gemüse im vorher brachliegenden Nutzgarten der Pallottiner an.

 In dem ehemaligen Nutzgarten der Pallottiner haben Ehrenamtler ein besonderes Flüchtlingsprojekt umgesetzt. Mitgeholfen hatten auch die Kinder Sebastian, Arlinda und Alexandro die hier eine Wassermelone halten

In dem ehemaligen Nutzgarten der Pallottiner haben Ehrenamtler ein besonderes Flüchtlingsprojekt umgesetzt. Mitgeholfen hatten auch die Kinder Sebastian, Arlinda und Alexandro die hier eine Wassermelone halten

Foto: Axel Vogel

Wenn Erion Lushka, seine Frau Dile und ihre Kinder Sebastian und Arlinda zwischen den Beeten inmitten von Zucchini, Kürbissen, Bohnen, Rotkohl und Knoblauch herumwirbeln, dann blüht die Familie aus Albanien regelrecht auf. In dem ehemaligen Nutzgarten der Pallottiner in Rheinbach können sie endlich wieder das machen, was sie auch in ihrer Heimat getan haben: Sich als Gemüsebauern betätigen. „Das ist meine Arbeit, ich mache das mit Herz“, sagt Erion. Für ihn ist die Mitarbeit in diesem Flüchtlingsprojekt, das die beiden Ehrenamtlichen Peggy Himml und Claudia Hermes auf die Beine gestellt haben, eine willkommene Abwechslung im Flüchtlingsalltag.

Ähnliches geht es Landsmann Waldimir Pali, der sich mit den Söhnen Alkeo und Alexandro in einem der großen Gewächshäuser nützlich macht: Dort wachsen nicht nur ein hierzulande eher seltenes Gemüse namens Okra, sondern auch schmackhafte Tomaten. „All das war im Frühjahr noch Brachfläche“, lobt Himml das Engagement der Flüchtlinge. Sie hätten „viel Zeit und Arbeit in das Mähen, Umgraben, Beete anlegen und Bewässern investiert“.

Viele Passanten dürften eher achtlos an der eingezäunten Grünoase zwischen den Bauten des Pallottikollegs vorbeigehen. Schade, denn dort sprießt es dank des Einsatzes der Flüchtlinge üppig. Und die sind ihrerseits rundherum zufrieden, dass sie die Gelegenheit zur Mitarbeit haben. Familie Lushka ist seit 16 Monaten in Deutschland und hat immer noch keine Gewissheit über ihr weiteres Schicksal. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) prüft noch ihren Asylantrag. Doch nur in der Flüchtlingsunterkunft herumzusitzen sei schwer, betont Lushkas Ehefrau Dile „Es ist wirklich hart, in der Unterkunft bleiben zu müssen und nicht arbeiten zu dürfen“, sagt sie: „Das ist schon Stress.“

Um den abzubauen und Selbstbewusstsein und Motivation der Flüchtlinge wieder aufzubauen, hoben Peggy Himml und Claudia Hermes Anfang des Jahres das Gartenprojekt aus der Taufe. Die Idee lag nahe, weil Himml als Hobbybiogärtnerin über viel Erfahrung verfügt, „was den Erhalt alter Nutzpflanzen angeht“, erklärt sie. Hermes als Kommunikationsexpertin leistete viel Organisationsarbeit. Etwa als das passende Gelände zur Umsetzung des Projektes ausgemacht war: Der Nutzgarten des Pallottinerkollegs.

Kurzerhand sprachen Himml und Hermes die Flüchtlingskoordinatorin der Stadt, Linda Hönigl, an, die weiterhalf. Nachdem Flüchtlinge mit Vorwissen in Sachen Gartenarbeit gefunden waren, konnte es im Frühjahr losgehen. Und zwar ganz klein: Mit Gemüsesaatgut aus Himmls Beständen. „Das Saatgut wurde auf den Fensterbänken in den Flüchtlingsunterkünften herangezogen“, erklärte sie. Derweil hatten die Asylbewerber die Brachflächen hergerichtet. Anschließend konnten die Setzlinge ausgebracht werden und die viele Arbeit trägt inzwischen reichhaltig Früchte wie etwa prächtige Wassermelonen, die laut Expertin Himml hierzulande ebenfalls nicht zu den heimischen Kulturpflanzen gehören. Verwendet werden soll die Ernte laut Hermes für die Deckung des Eigenbedarfs der Flüchtlinge, zudem wandern Zucchini, Kürbisse und Tomaten ins Café International im Live Sankt Martin, das jeden Montag von vielen Flüchtlingen besucht wird.

Die Organisatorinnen denken ob des Erfolgs an eine Fortsetzung des Gartenprojektes. Dabei gibt es allerdings ein Problem: Der Nutzgarten der Pallottiner wird bald nicht mehr zum Gärtnern zur Verfügung stehen. Das Areal wird nämlich, wie mehrfach berichtet, bebaut. Darum suchen Himml und Hermes ein alternatives Grundstück in Rheinbach. Wer über ein solches verfügt und dieses kostenlos zur Verfügung stellen würde, kann sich unter 0 22 26/1 76 39 melden.

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