Energie aus Restholz Mit Wärme kühlen

Rheinbach · Äpfel schmecken gut. Doch um lange haltbar und knackig zu bleiben, müssen sie kühl gelagert werden, was Energie kostet. Das „Innovationsforum Bioenergie“ diskutierte über Ideen, wie Wärme, Strom und Energie aus Restholz aus der Region gewonnen werden kann.

 Holzspäne als Rohstoff: Mit dem Restholz aus Gartenbaubetrieben und Obstplantagen soll Kälte erzeugt werden, mit dem die Betriebe ihr Obst kühlen können.

Holzspäne als Rohstoff: Mit dem Restholz aus Gartenbaubetrieben und Obstplantagen soll Kälte erzeugt werden, mit dem die Betriebe ihr Obst kühlen können.

Foto: picture alliance / dpa

Es gibt einen „riesigen Bedarf an Energie“ für die kühle Lagerung von Obst in der Region Meckenheim/Rheinbach. Dessen ist sich Professor Ralf Pude vom Forschungsbereich nachwachsende Rohstoffe an der Uni Bonn sicher. Doch kann man den Energiebedarf mit in der Region anfallendem Restholz decken? Dieser Frage ging das „Innovationsforum Bioenergie: Wärme, Strom und Kälte aus nachwachsenden Rohstoffen“ im Campus Klein-Altendorf nach.

Pudes Kollege Felix Winzer führte aus: In der Region südwestlich von Bonn liegen gut 3700 Hektar Fläche mit Obstanbau (524 Hektar), Baumschulen (610 Hektar), Wald (2494 Hektar) und sonstigem Gehölz. Dort fallen jährlich gut 2900 Tonnen Biomasse an, was etwa 1,3 Millionen Liter Erdöl entspricht. Damit könnte man ein Kraftwerk mit 1,2 bis 2,5 Megawatt thermischer Leistung betreiben. Ein „großes Potenzial“, befand Winzer.

Das Projekt bio innovation park soll neue Wege finden, regionale Biomasse zu nutzen und so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. In dem Projekt erforscht die Universität Bonn unter anderem, welche energetischen Potenziale die Nutzung von Schnitt- und Rodungsholz hat und wie es effektiv genutzt werden kann.

Auf die Frage eines Bürgers, wie viele Kilowatt pro Jahr erzeugbar seien, antwortete Winzer, das hänge von den Betriebsstunden ab. Auch Abnehmer für diese Energie kannte er noch nicht. Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz berichtete über Gespräche mit Dienstleistern. Er nannte eine Schule als Abnehmer. Mit Eigentümern größerer Wohneinheiten sei man im Gespräch.

Da ist man im Kreis Höxter schon weiter, wie Norbert Hofnagel vom Maschinenring Höxter-Warburg referierte. In einem „Leuchtturmprojekt“ werden dort mit Holzhackschnitzeln aus Landschaftspflege, Sägewerken und von Straßenrändern in zwei Holzkesseln je 1,2 Megawatt Leistung erzeugt und an drei feste Kunden verkauft. Dieses reine Heizwerk macht einen Umsatz von 400 000 Euro im Jahr.

Doch um Rheinbach und Meckenheim wird vor allem Kühlenergie gebraucht. Wie man Wärme in Kälte umwandelt, beschrieb Walter Mittelbach von der SorTech AG in Halle. Der „Pionier der Adsorptionskältetechnik“ mit 24 Mitarbeitern hat bisher weltweit etwa 500 Anlagen installiert. Mit Wasser als Kältemittel verspricht SorTech 90 Prozent Stromeinsparung. In den Aggregaten kann billige „Abwärme“ aus Kompressoren, Atomkraftwerken oder im Sommer Fernwärmenetzen in Kälte bis zu null Grad umgewandelt werden.

In einer Podiumsdiskussion ging es Moderator Wolfgang Koch von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg vor allem um die „Durchsetzbarkeit“. Heike Wübbeler, Leiterin des Netzwerks Biomasse NRW, gab sich „überzeugt“, dass Bioenergie für Versorgung und Klimaschutz gebraucht wird. Pude warnte, „man kann sehr viel falsch machen“. Nicht die Masse, sondern die Qualität des Brennmaterials zähle. Hofnagel bezweifelte gar, „dass die Kraft-Wärme-Kopplung mit dem Material aus der Gegend zu schaffen ist“.

Das sieht Thomas Schmitz von „Bürgerenergie Rhein-Sieg“ anders. Er ist überzeugt: Die Obstbauern würden mitziehen, „wenn sie sich einbringen können“. Ob die Kreissparkasse Köln mit „spitzen Fingern“ an mögliche Finanzierungen herangehe, wurde deren Bereichsdirektor Guido Fenger gefragt. Er antwortete: „Überzeugen Sie uns“.

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