Wohnen auf dem Pallotti-Areal Mitten in Rheinbach entsteht ein neues Stadtviertel

Rheinbach · Auf dem Gelände im Rheinbacher Stadtzentrum, auf dem die Gemeinschaft der Pallottiner von 1935 bis 2016 das Kolleg als katholisches Internat und Gymnasium betrieben hatte, entsteht ein ganz neues Stadtviertel.

Mit reichlich Wehmut betrachteten viele Neugierige in Rheinbach die Arbeit der gelben Bagger, die sich seit dem Frühjahr gierig an den einstigen Internatsgebäuden des Vinzenz-Pallotti-Kollegs (VPK) zu schaffen machten. Über Wochen prägten meterhohe Schutthalden das Bild an der Pallottistraße. Zwar sind die Baumaschinen wieder abgerückt, doch lange wird es nicht ruhig bleiben. Auf dem Gelände, auf dem die Gemeinschaft der Pallottiner von 1935 bis 2016 das Kolleg als katholisches Internat und Gymnasium betrieben hatte, entsteht mitten im Rheinbacher Stadtzentrum nicht weniger als ein ganz neues Stadtviertel.

Schätzungen, respektive Hochrechnungen, gibt es zur möglichen Wohnfläche des neuen Veedels auf einst katholischem Grund: Es existiert noch kein Bebauungsplan, auf dem das einstige Schulareal bereits als Wohngebiet ausgewiesen ist. Erst ein solcher Bebauungsplan legt explizit fest, welche Formen des Bauens dort möglich und letztlich genehmigungsfähig sind.

Die Fläche an der Pallottistraße misst rund 30.000 Quadratmeter. Zum Vergleich: Auf dem einstigen Fabrikgelände des Keramikherstellers Majolika nördlich des Rheinbacher Bahnhofs mit 17.800 Quadratmetern beabsichtigt ein lokales Investorenduo 240 Wohneinheiten für rund 500 Menschen zu realisieren. Auf die fast doppelt so große Fläche an der Pallottistraße hochgerechnet, könnten dort also um die 500 Wohneinheiten für rund 1000 Menschen realisiert werden. Vorausgesetzt, der künftige Bebauungsplan sieht keine anderen Dimensionen vor.

Bebauungsplan ist noch nicht aufgestellt

Ende August hatten die Pallottiner bekanntgegeben, dass sie nach monatelangen Verhandlungen das drei Hektar große Grundstück an die BPD Immobilienentwicklung GmbH mit Sitz in Köln verkauft haben. Wie das Unternehmen dem GA sagte, plant der Projekt- und Gebietsentwickler auf dem innerstädtischen Gelände „moderne, urbane Wohnungen und Häuser, eingebettet in attraktive Grünanlagen“.

Über die Anzahl der entstehenden Wohneinheiten könne das Unternehmen mit Blick auf das anstehende Bebauungsplanverfahren noch keine Angaben machen, so Sandra Joern, Pressesprecherin von BPD Immobilienentwicklung, auf Anfrage.

Leicht ist es den Pallottinern nicht gefallen, sich von ihrem Grund und Boden zu trennen. „Die Pallottiner sind seit vielen Jahrzehnten in Rheinbach verwurzelt. Nicht zuletzt deshalb sehen wir uns auch in einer Verantwortung für die Region“, erklärte Pater Rainer Schneiders, Provinzökonom der Pallottiner. Daher habe sich die Gemeinschaft dazu entschieden, die Flächen im Herzen der Glasstadt „den Bedürfnissen der Rheinbacher zur Verfügung zu stellen“, so Schneiders. „Zu diesen Bedürfnissen gehört auch der Wohnungsneubau. Dafür haben wir in intensiver Abstimmung mit der Stadt einen Teil unseres Grundbesitzes an BPD verkauft.“

Ideen sehen eine Klimaschutzsiedlung vor

Die Kölner Projektentwickler wollen in mehreren Schritten „eine attraktive städtebauliche Planung auf Basis eines architektonischen Wettbewerbsverfahrens und eine qualitative bauliche Gestaltung mit ansprechenden, lebendigen Räumen“ realisieren, teilte Joachim Siepmann, Niederlassungsleitung der BPD Nordrhein-Westfalen, mit. Die Idee, für das wichtige Filetstück im Rheinbacher Zentrum einen Architektenwettbewerb auszurufen, ist auch bereits im 2017 veröffentlichten Masterplan Innenstadt zu finden.

Der schlägt den Ideenwettstreit zur „Sicherung der Gestaltungsqualität über Qualifizierungsverfahren“ vor. Ferner sieht das stadtplanerische Gutachten für das einstige Schul- und Internatsgelände den Neubau von Geschosswohnungsbau, Doppelhäusern/Reihenhäusern sowie Einfamilienhäusern vor. Dabei soll laut Masterplan der Grundsatz der „nachhaltigen Entwicklung von innerstädtischen Potenzialflächen in zwei Bauabschnitten“ gelten. Außerdem sollen die Wohnangebote so konzipiert sein, dass das Pallottiareal teilweise oder in Gänze die Kriterien als „Klimaschutzsiedlung NRW“ erfüllt.

Ein „aktives Hinwirken auf eine qualitätvolle bauliche Gestaltung“ sieht der Masterplan ebenso vor wie das Bereitstellen von geeigneten und vielfältigen Wohnformen unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung und des Bedarfs in Rheinbach. Nicht zuletzt sollen durch das neue Gelände Rad- und Fußwegeverbindungen miteinander vernetzt werden.

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