Der Fall Trudel Ulmen Nach dem Geständnis des Ehemanns ist der Fall Stadtgespräch in Rheinbach

RHEINBACH · Die Nachbarn sind fassungslos angesichts des Dramas, das sich vor 16 Jahren in ihrem Viertel abgespielt hat.

In den KAB-Ring in der Rheinbacher Nordstadt verirren sich keine Ortsunkundigen. Wer dort mit dem Auto unterwegs ist, wohnt auch dort. Die Vorgärten sind akkurat gepflegt, nur die Steinfräsen der Bauarbeiter, die den Bürgersteig erneuern, stören die morgendliche Ruhe. Eine junge Mutter schiebt ihren Kinderwagen über die Straße. Am KAB-Ring haben Trudel Ulmen und ihr Mann einst gewohnt.

Vor dem Haus steht ein roter Renault, neben den Natursteinstufen vor der Haustür recken sich Rosen empor. Am Dienstag hat der heute 56-Jährige gestanden, seine Frau im März 1996 umgebracht und die Leiche in einem Waldstück bei Aegidienberg vergraben zu haben.

Die Nachricht hat sich am Mittwoch auch am KAB-Ring in Windeseile verbreitet. Die Nachbarn sind fassungslos angesichts des Dramas, das sich vor 16 Jahren in ihrem Viertel abgespielt hat. Sie sprechen mit dem GA, wollen aber nicht namentlich genannt werden.

"Das ist eine ganz tragische Geschichte", sagt eine Nachbarin. Ihr Mitgefühl gelte den Kindern: der Tochter aus der zweiten Ehe des mutmaßlichen Täters und dem Sohn aus der dritten Ehe. "Er war ein unauffälliger Mann", sagt ein anderer Nachbar. Nie habe er ihm eine solche Tat zugetraut. "Wir sind alle fassungslos und tief betroffen", ergänzt eine Nachbarin.

"Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gerecht", meint eine Frau, die schon 25 Jahre im Viertel wohnt. Sie habe schon lange vermutet, dass Trudel Ulmen von ihrem Mann getötet worden sei. Das macht sie an scheinbar nebensächlichen Beobachtungen fest: Trudel Ulmen habe kurz vor ihrem Verschwinden noch Topfblumen gekauft, sie aber nie eingepflanzt. Diesen und anderen Fragen sei die Polizei damals aber nicht nachgegangen. "Jetzt hat Trudels Seele im Himmel ihre Ruhe."

Entwicklung nicht für möglich gehalten

Nicht nur in der Nordstadt, auch in den Geschäften, Cafés und Lokalen in der Rheinbacher Innenstadt ist das Geständnis im Fall Ulmen am Mittwoch Gesprächsthema Nummer eins. Diese Entwicklung habe sie nicht für möglich gehalten, sie habe den Mann immer gegen alle Verdächtigungen verteidigt, sagt eine Cafébesucherin. Achim Frank, Inhaber eines Pfeifenstudios und Zeitungsgeschäfts: "Ich bin fast vom Glauben abgefallen, als ich das heute Morgen gelesen habe." Er habe das Ehepaar als Kunden gekannt und nie an einen Mord geglaubt. Bereits am Mittag waren im Zeitschriftengeschäft von Klaus Langenfeld an der Hauptstraße alle GA-Exemplare ausverkauft.

Auch im benachbarten Eiscafé "Marco Polo" reden die Gäste über den Fall Ulmen, wie Inhaber Nejat Özduran dem GA berichtet. Ebenso in der Stern-Apotheke gegenüber. Apothekerin Ute Bergenholtz: "Ich habe schon nach dem ersten Bericht im GA vermutet, dass der Mann es war." Die Arbeit der Polizei vor 16 Jahren grenzt für sie an einen "Skandal".

Der Optiker Michael Firmenich sagt, es sei gut, dass dank der Berichterstattung jetzt die Ungewissheit für die Familie beendet sei. Er und viele seiner Kunden hätten sich allerdings gefragt, warum die Polizei damals wichtigen Fragen nicht nachgegangen sei. Wie im Café Mauel studieren auch die Gäste im Stadt-Café Schlich gestern aufmerksam die GA-Berichte zum Fall Ulmen.

Ein Gast in der "Alten Post", der das Ehepaar kannte, sagt, er sei sich schon seit Jahren sicher gewesen, dass der Ehemann der Täter gewesen sei. "Denn Trudel wäre nie allein ins Ausland abgehauen." Anders sieht es Hannelore Wilbert, die mit Trudel Ulmen in der Gymnastikgruppe des SV Wormersdorf turnte: "Ein solches Verbrechen hätte ich ihrem Mann nicht zugetraut." Aber sie habe schon den Eindruck gehabt, dass die Ehe der beiden zum Schluss nicht mehr in Ordnung gewesen sei. "Unbegreiflich" sei es ihr, wie der Mann 16 Jahre mit einer solchen Tat leben konnte. "Das macht mich fassungslos."

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