Tourismus in Rheinbach Der Puls der Glasstadt schlägt nach der Flut kräftig

Rheinbach · Rheinbach hat für Tagesausflügler aus der Region viel Sehenswertes im Gepäck. Nach der Flutkatastrophe freuen sich die Händler und Gastronomen bereits über steigende Gästezahlen. Auch der Rheinbacher Bade-Tempel „Monte Mare“ will an alte Glanzzeiten anknüpfen, hat aber noch mit den Folgen der Flut zu kämpfen.

 Gewerbeverein zieht positive Zwischenbilanz: Gastronomen und Händler in Rheinbach erholen sich nach der Flutkatastrophe rasch und begrüßen mitunter mehr Kunden als zuvor.

Gewerbeverein zieht positive Zwischenbilanz: Gastronomen und Händler in Rheinbach erholen sich nach der Flutkatastrophe rasch und begrüßen mitunter mehr Kunden als zuvor.

Foto: Stephan Stegmann

Die Corona-Beschränkungen sind gelockert, die Flutkatastrophe liegt gut ein Jahr zurück: Allmählich haben sich auch der Handel und der Tourismusbetrieb in Rheinbach berappelt. Während der Wiederaufbau im benachbarten Ahrtal auf Hochtouren läuft, sind in der Glasstadt bereits Großteile der Läden und Lokale geöffnet. Auch die Gastronomie brummt. Dass Ausflügler aus der gesamten Region in die Kleinstadt strömen, stimmt auch die ansässigen Experten optimistisch.

„Was Rheinbach für Touristen zu bieten hat, ist Wahnsinn“, sagt Oliver Wolf, Vorsitzender des Rheinbacher Gewerbevereins. Das Glasmuseum am Himmeroder Wall, das Römerkanal-Infozentrum gleich daneben, in dem der Besucher Einblicke in die antike Wasserbautechnik sowie Vorschläge für Wanderungen entlang der Wasserleitung bekommt, der innerstädtische Freizeitpark, der Stadtwald mit seinen Teichen und der Waldkapelle, die Tomburg in Wormersdorf: Das touristische Angebot bringt den 45-Jährigen zum Schwärmen. „Auch Fahrradtouren in die Höhenorte sind immer wieder ein Highlight. Am Wochenende sind Hunderte von Fahrradfahrern unterwegs“, sagt Wolf. „Nach Jahren der Pandemie und der Flut können Touristen zum Glück wieder nahezu alle Vorzüge in Rheinbach und im Umland genießen.“

„Monte Mare“ kämpft mit den Folgen der Flut

Ein Touristenmagnet ist auch das Freizeitbad „Monte Mare“. In Spitzenzeiten tummeln sich dort mehr als 1000 Gäste am Beckenrand und in der üppigen Saunalandschaft. „Dass die Pandemie-Beschränkungen der Vergangenheit hinter uns liegen, freut uns enorm. Allerdings setzen uns noch die Folgen der Flut zu“, sagt Geschäftsführer Peer Schwetzler. „Gerade im technischen Bereich hatten wir erhebliche Schäden. Dennoch sind wir wieder vollständig in Betrieb und sehr glücklich darüber.“ Auch der Zuspruch der Gäste sei vielversprechend, allerdings noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau. „Uns fehlen zwischen 20 und 30 Prozent an Besuchern“, sagt Schwetzler. Auch fehlende Mitarbeiter seien ein Problem, gerade im Aushilfsbereich. „Dennoch stellen wir mit unseren 120 Mitarbeitern ein motiviertes Team, um Gästen den Aufenthalt so bequem wie möglich zu machen.“

Dass verstärkt Gäste aus dem Bonner und Kölner Raum die Freibad-Landschaft des „Monte Mare“ ansteuern, weil die Kapazitäten der Metropolen am Limit sind, spürt auch Schwetzler. „Das trifft vereinzelt zu, wenn es in Städten zu Problemen mit dem Freibad-Angebot kommt. Auch das geschlossene Waldfreibad an der Steinbachtalsperre sorgt für phasenweise mehr Gäste in diesem Bereich.“ Großem Zuspruch erfreut sich das Freizeitbad auch wegen seines Tauchbeckens. „Häufig begrüßen wir deshalb neben Gästen etwa aus dem Frankfurter Raum oder dem nördlichen Ruhrgebiet auch nicht selten Besucher aus den Niederlanden, Belgien oder Luxemburg.“

Für Schwetzler ist klar: Das „Monte Mare“ soll schnellstmöglich wieder auf Hochtouren laufen. Denn: „Wir haben genügend Krisen- und Katastrophensituationen durchlaufen.“ Sorgen bereitet ihm allerdings die Energiekrise, die sich im Zuge des Ukrainekrieges immer weiter zuspitzt. „Wir sind nicht blauäugig und beobachten das Umfeld genau“, sagt der Geschäftsführer, dessen Betrieb in einen ungewissen Herbst steuert. „Fakt ist: Betriebe unserer Größenordnung funktionieren zum Großteil nicht ohne Gas. Gibt es keines, müssten wir den Betrieb einstellen.“ Doch daran will Schwetzler vorerst nicht denken: „Wir schauen positiv in die Zukunft und hoffen auf eine Lösung, die wir bisher immer gefunden haben. Der Herausforderung werden wir uns stellen.“

Gastronomie und Handel in Rheinbach boomen

Nach angespannten Zeiten floriert indes die Gastronomie in der Glasstadt. „Denn Rheinbach ist über die Grenzen hinaus für sein Angebot bekannt. Zahlreiche Bars und Restaurants mit Außenbereichen gehören einfach zum Stadtbild“, sagt Wolf. Dass auch das Gros der Einzelhändler vergangene Krisen gemeistert hat, freut den Gewerbevereinsvorsitzenden umso mehr. „In unseren Straßen gibt es viele inhabergeführte Geschäfte in schnuckligen Läden in Altbauten und Fachwerkhäusern.“ Das Ziel: Im wuseligen Stadtkern sollen sich Einheimische und Touristen gleichermaßen wohlfühlen. „Daher setzen wir nicht auf große Ketten, sondern auf individuelle Konzepte.“

Corona- und auch flutbedingte Schließungen habe es sowohl in der Rheinbacher Gastronomie als auch im Handel kaum gegeben. In Einzelfällen habe sich zudem relativ schnell eine Anschlusslösung aufgetan. „Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir ein wenig im gelobten Land leben“, sagt Wolf mit einem Augenzwinkern. Dennoch muss auch er ein wenig Wasser in den Rheinbacher Wein schütten. Denn: „Wenngleich die Außenterrassen in den meisten Restaurants aktuell so voll sind, dass man manchmal keinen Platz mehr bekommt, haben flutbedingt noch nicht alle Betriebe wieder geöffnet. Wir sind noch nicht ganz zurückgekommen zu alter Stärke. Aber wir arbeiten daran.“

Gute Stimmung im Einzelhandel

Ausgezeichnet sei bisweilen die Stimmung unter den Einzelhändlern. „Die hiesigen Unternehmer freuen sich über viele neue Gesichter in der Stadt. Das hat möglicherweise auch damit zu tun, dass in den umliegenden Regionen wie Euskirchen, Bad Münstereifel oder Bad Neuenahr-Ahrweiler die Auswirkungen der Flut auch ein Jahr später noch drastischer spürbar sind als bei uns“, sagt Wolf. „Deshalb kommen wahrscheinlich mehr neue Kunden und genießen, dass in Rheinbach wieder das normale Leben begonnen hat.“

Dass Rheinbach nachweislich Tagesausflügler mit Veranstaltungen in die Glasstadt lockt, ist für Wolf ein offenes Geheimnis. „Und weil es in den vergangenen Jahren derart schwierig war, Veranstaltungen durchzuführen, freuen wir uns umso mehr, dass unser Terminplan wieder voll ist.“ Notiert sind darin Großevents wie die Rheinbach Classics an diesem Wochenende, aber auch kleinere Highlights für die Region wie die Konzertreihe Kultur im Hof, Chapeau, das Open-air-Kino oder das Theater Rampenwutz im Freizeitpark. „Die Vielfalt der Veranstaltungen steht sinnbildlich auch für das Flair der Stadt“, sagt Wolf. Für ihn steht fest: „Wann immer Interessierte nach Rheinbach kommen: Es ist immer etwas los.“

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