Sommer im Vorgebirgswald Nässe erschwert Förstern die Arbeit

Kottenforst · Der viele Regen führt zu gutem Wachstum, doch wegen aufgeweichter Böden wird nur wenig Holz geschlagen.

 Revierförster Arne Wollgarten zeigt eine der Waldflächen, die sich aufgrund ihrer speziellen Lage zu Biotopen entwickelt haben.

Revierförster Arne Wollgarten zeigt eine der Waldflächen, die sich aufgrund ihrer speziellen Lage zu Biotopen entwickelt haben.

Foto: Stefan Hermes

Wer an heißen Tagen Abkühlung sucht, kann sie in der Ruhe des Waldes finden, wo die Bäume dafür sorgen, dass es angenehm kühl ist. Denn sie nehmen Tausende Liter Wasser aus dem Boden auf und geben sie über ihre Blätter wieder ab. Dabei entsteht eine Verdunstungskälte, die eben selbst an heißen Sommertagen angenehme Kühle beschert. Durch Niederschläge erhält der Boden das Wasser in einem Kreislaufsystem wieder zurück.

„Durch die heftigen Regenfälle im Frühjahr wurde der Vorgebirgswald zwar ausreichend mit Wasser versorgt“, erklärt Arne Wollgarten vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft, befürchtet jedoch, dass auf manchen Flächen junge Pflanzen mit dem stehenden Wasser zu kämpfen haben. „Grundsätzlich ist das viele Wasser für den Wald jedoch gut und führt zu einem guten Wachstum. Es bestärkt in den meisten Fällen auch die Vitalität der Bäume.“

Für den Förster, der den Wald auch als Holzproduzenten betrachtet, ist das viele Wasser aber eine Behinderung seiner forstwirtschaftlichen Arbeit, da die aufgeweichten Böden bis in den Juli hinein nicht mit schwerem Gerät befahren werden konnten, ohne dabei schwerwiegende Bodenschäden zu verursachen. Auch Waldspaziergänger klagen über die für einen Sommer teils ungewöhnlich nassen und verschlammten Wege, die man sonst nur aus den kühleren Jahreszeiten kennt.

Es bilden sich neue Biotope

In den zeitweilig schon als „Seenlandschaften“ zu bezeichnenden Wasserlachen kann sich auch der Insektennachwuchs prächtig entwickeln. Ein Umstand, den man hinnehmen sollte, da inzwischen einige der nicht mehr versickernden Wasserflächen zu Biotopen geworden sind, die auch von der Forstwirtschaft unberührt bleiben. In einer teils hochmoorähnlichen Umgebung leben und wachsen hier unzählige Arten der Flora und Fauna.

Ebenfalls positiv sieht Arne Wollgarten die durch die Nässe verminderte Waldbrandgefahr, erinnert jedoch gleichzeitig daran, dass das Rauchverbot im Wald bis Ende Oktober und das grundsätzliche Verbot von offenem Feuer nach wie vor bestehen bleibt. Auch das durch die Wärme und Feuchtigkeit frühe Sprießen von Pilzen wird der ein oder andere zu schätzen wissen.

Da es während der Ferien zahlreiche Menschen in den Wald zieht, wurden jüngst im Vorgebirgswald die Wege gepflegt und die Randstreifen gemäht, um die Zugänge frei und den Wald erlebbar zu halten, denn es gibt jetzt viel zu beobachten. Reh- und Damwild haben ihren Nachwuchs bekommen und sind mit der Aufzucht beschäftigt. Auch Vögel und Fledermäuse kümmern sich um ihre Brut. Waldbesucher sollten daher respektieren, dass die dichten und ruhigeren Bereiche ein Refugium für die dort beheimateten Tierarten sind. Mit der gebotenen Rücksicht lassen sich jedoch auch mit etwas Abstand und ein wenig Geduld spannende Beobachtungen machen.

Wegen der durch die vielen Regentage erzwungenen Arbeitspausen ist in der Folge mit einer intensiveren Bewirtschaftung des Waldes zu rechnen. Von dem etwa 3500 Hektar umfassenden Hoheitsgebiet, das die Waldgebiete von Bornheim, Swisttal und der nördlich der B 56 gelegenen Fläche von Alfter einschließt, betreut Wollgarten nahezu 1000 Hektar, aus denen jährlich bis zu 4000 Festmeter Nadel- und Laubholz geschlagen und verkauft werden. So wie insgesamt in den deutschen Wäldern jährlich rund 110 Millionen Kubikmeter Holz nachwachsen, wovon rund 70 Millionen geerntet werden, wächst auch im Vorgebirgswald mehr Holz nach als genutzt wird.

Auffällig viele tote Kitze

Wollgartens Kollege Horstmar Schöne betreut im Revier Buschhoven rund 1600 Hektar Staatswald. Auch er konnte wegen der vielen Regentage nur wenig Holz schlagen. Denn die schweren Fahrzeuge würden im matschigen Waldboden tiefe Spuren hinterlassen. Im Sommer pflegt Schöne die jungen Kulturen, indem er sie beispielsweise von Bewuchs der Brombeersträucher befreit. Außerdem setzt er Wanderwege instand und schneidet an den Wegesrändern die Bankette, wobei er Blühpflanzen stehen lässt.

Die Reitwege wurden an nassen Stellen abgesandet und dort freigeschnitten, wo Äste hineinragen. „Wenn wir das nicht tun, ist in ein paar Jahren alles zugewachsen“, sagt Schöne. Und schon jetzt geht er daran, den winterlichen Holzeinschlag zu planen, indem er alte und kranke Bäume markiert. Totholz wird nicht aus dem Wald geschafft. Es dient Insekten als Nahrung und Kleintieren als Versteck. „Die Wetterschwankungen werden immer extremer“, sagt Schöne. Dadurch werde die Arbeit zuweilen unkalkulierbar. Auffällig in diesem Sommer sei die hohe Anzahl von verendeten Kitzen. Fünf habe er schon gefunden. Ob dies mit dem feuchten Wetter zu tun habe, das Epidemien begünstige, könne er aber nicht sagen.

Wussten Sie, dass...

... eine vor 100 Jahren gepflanzte Eiche heute jährlich rund 40 000 Liter Wasser aus dem Boden saugt und über ihre etwa 130 000 Blätter wieder abgibt?

Die dabei erzeugte Verdunstungskälte sorgt selbst an heißen Sommertagen für die angenehme Kühle im Wald. Eine solche Eiche kann zudem jährlich rund 5000 Kilogramm schädliches Kohlendioxid (CO2) binden und dabei bis zu 4500 Kilogramm lebenswichtigen Sauerstoff abgeben, was den Jahresbedarf von elf Menschen bedeuten kann.

Darüber hinaus filtert der Baum in einem Jahr etwa eine Tonne Staub und weitere Schadstoffe aus der Luft und ist damit ein unersetzlicher Luftreiniger.

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