Bildungsangebot Neue Schule in Rheinbach braucht Akzeptanz

Rheinbach · Es war eng im Großen Sitzungssaal: Die Debatte um die Machbarkeitsstudie zur Rheinbacher Schullandschaft von Schulmoderator Raimund Patt versammelte am Mittwochabend nicht nur die Mitglieder des Schulausschusses unter dem Vorsitz von Ratsherr Bernd Beißel, sondern auch Eltern unterschiedlicher Initiativen und Lehrer.

Zunächst erläuterte Patt noch einmal die Gründe für seine Empfehlung einer Sekundarschule für Rheinbach als Nachfolgemodell von Haupt-, Förder- und notgedrungen auch Realschule. Er zeigte die Chancen dieser Schulform auf, wie ausreichende Schülerzahlen, längeres gemeinsames Lernen und Transfer der vorhandenen Haupt- und Realschulkompetenzen.

Er verwies aber auch auf die Nachteile, allen voran die "schwierige Imagelage als schlechtere Variante der Gesamtschule". Einer Sekundarschule fehle zudem das Gymnasialniveau, sie biete auch keine G 9-Alternative zum Gymnasium. Patt betonte, dass auch der Weg zu einer Gesamtschule noch offen stehe - allerdings nur unter der Bedingung, dass sich mehr Eltern für diese Schulform motivieren ließen, insbesondere Eltern von Kindern mit Gymnasialniveau.

Da vor allem die Grundschulen sowie die Mütter und Väter hinter der neuen Schule stehen müssten, forderte Patt eine enge Taktung von Informationsveranstaltungen: "Die künftige Schule muss greifbar werden. Dafür ist in den kommenden elf Monaten eine richtige Kampagne erforderlich."

Der Vorschlag, die Entscheidung zwischen Gesamt- und Sekundarschule noch eine Weile offen zu lassen, stieß auf Zustimmung, "allerdings sollten wir mindestens sechs Monate vorher auf ein konkretes Ziel zugehen", meinte Nils Lenke von Bündnis 90/Die Grünen. Das würde bedeuten, dass der Politik für die endgültige Festlegung auf eine bestimmte Schulform nur noch wenige Monate blieben, da mit der Schließung von Haupt- und Förderschule bereits im Schuljahr 2014/15 zu rechnen ist.

Tamara Vogt von der FDP-Fraktion sagte: "Wir sollten die Argumente der Machbarkeitsstudie ernst nehmen und die Debatte ideologiefrei weiterführen. Es geht darum, ein breit aufgestelltes Bildungsangebot in Rheinbach zu erhalten und dabei auch Verantwortung für die Lernschwächeren zu übernehmen."

Eben das mahnte auch Hauptschulrektor Adolf Füllenbach an. Der Blick auf die hohe Zahl von 28 Kindern, die im Schuljahr 2011/12 die Schulform wechseln mussten, beunruhigte die UWG sowie Martina Koch von der SDP-Fraktion: "Jeder Schüler, der nach unten durchgereicht wird, ist einer zu viel."

Auch Schuldezernent Raffael Knauber sprach sich für eine "Kultur des Behaltens" aus und gab zu bedenken, dass es besonderer Sorgfalt bei der Umsetzung des Inklusionsgesetzes in der neuen Schule bedürfe. Die Grünen warnten vor der kategorischen Ablehnung einer Sekundarschule: "Bei aller Trauer um den Traum von einer einfachen Gesamtschulgründung sollten wir das Fremdeln mit der Schulform Sekundarschule nun beenden", forderte Lenke.

Die Stadtschulpflegschaftsvertreterin Christina Mekelburger betonte: "Es geht nur dann gut weiter, wenn die neuen Strukturen von allen getragen werden." Andrea Kaminski von der Elterninitiative pro Gesamtschule äußerte die Befürchtung eines Zweiklassensystems im Falle einer Sekundarschulgründung, die zur "Restschule" für all jene werde, die den Sprung zum Gymnasium nicht geschafft haben.

Sie kündigte an, dass die Initiative weiterhin für eine vollwertige Gesamtschule kämpfen werde, aber im Fall der kommunalen Entscheidung für eine Sekundarschule aus dem weiteren Prozess aussteigen werde. Das Thema wird nun zur Beratung in die Fraktionen verwiesen.

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