Stadtplanung Neuer Wohnraum für 590 Menschen in Rheinbach

Rheinbach · Im „Majolika-Quartier“ in Rheinbach entstehen auf dem ehemaligen Areal der Tonwarenfabrik 287 Wohneinheiten in Zentrumsnähe. Die Zahl der Abstellplätze für Fahrräder und Autos werden im städtebaulichen Vertrag festgelegt.

Sechs Jahre sind ins Land gezogen, seitdem die Tonwarenfabrik Majolika in Rheinbach erstmals Insolvenz anmeldete. Im Februar vergangenen Jahres gab die alt eingesessene Keramikinstitution in der Glasstadt dann ihr endgültiges Aus bekannt. Was ein regionales Investorenduo mit dem einstigen Manufakturgelände an der Keramikerstraße vorhat, lässt manche Mitglieder des Rheinbacher Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt, Planung und Verkehr mit der Zunge schnalzen – die meisten aus Verzückung. Aber es gibt auch Kritik an dem Wohnbauprojekt.

Schlimmes ließ die Bebauung mit 287 neuen Wohneinheiten für circa 590 Einwohner aller Generationen erahnen, was die Schaffung zusätzlicher Verkehrsprobleme in der Rheinbacher Innenstadt angeht. Jedoch: Die zentrumsnahe Lage des Areals prädestiniert das „Majolika-Quartier“ zu zukunftsweisenden Mobilitätslösungen, wie Verkehrsgutachter Markus Geuenich aus Eschweiler in seinem Exposé vorschlägt.

Bei der Zahl der Stellplätze schlägt Geuenich den Investoren vor, 591 Stellplätze für Fahrräder anzulegen, aber nur 144 für Autos. In ersten Plänen war noch von 266 Kfz-Parkplätzen die Rede. Aber, so rechnet der Gutachter vor: Das Baugebiet an der Keramikerstraße liege nur maximal 150 Meter Luftlinie von drei Bushaltestellen entfernt, an denen elf Buslinien verkehrten. Circa 250 Meter Wegstrecke ist der Rheinbacher Bahnhof entfernt, an dem die S 23 stoppt. Aufgrund dieser günstigen Lage möge der Investor „ausreichend wettergeschützte und sichere Fahrradabstellanlagen“ bereitstellen, findet Geuenich. Eine Möglichkeit sei, dass Teile der beabsichtigten Tiefgarage als Parkraum für Zweiräder genutzt werde.

„Der Investor schafft öffentlich geförderten Wohnraum"

Allerdings sei im neuen Bebauungsplan für das Areal, über den der Ausschuss zu befinden hatte, um das Bauprojekt über die nächste Hürde zu heben, kein einziger Radstellplatz zu finden, monierte Georg Wilmers, Sachkundiger Bürger der SPD. Ferner fehlten klare Festsetzungen, was die Zahl der dringend benötigten, öffentlich geförderten Wohnungen angeht.

Die Abstellflächen für Räder und Autos seien Bestandteil eines sogenannten städtebaulichen Vertrags, den die Stadt mit dem Investor schließen werde, bevor die Bagger anrollen, erklärte Fachbereichsleiterin Margit Thünker-Jansen. Und: „Der Investor schafft öffentlich geförderten Wohnraum. Wir werden mit ihm diskutieren, wie viel öffentlich geförderter Wohnraum es sein wird“, sagte die Chefin des Fachbereichs Stadtentwicklung, Infrastruktur und Bauen in der Stadtverwaltung .

Die CDU-Fraktionsvorsitzende Silke Josten-Schneider nannte das Bauvorhaben ein „gelungenes Beispiel für Ansiedlungspolitik“, da auf dem früheren Manufakturareal Wohnraum für alle Generationen geschaffen werde – darunter auch öffentlich geförderter. Einer „Art Quote für Sozialwohnungen“ in dem neuen Quartier erteilte sie eine Absage: „Alle finden dort passenden Wohnraum.“ In Rheinbach werde der Bedarf „für unsere Bürger“ in diesem Wohnsegment gedeckt. „Wir wollen aber keinen Sozialtourismus fördern. Da sind wir nicht dabei.“

Mehrheitlich für den neuen Bebauungsplan votiert

Somit fiel ein Stichwort, welches SPD-Ratsherr Dietmar Danz gehörig auf die Palme brachte: „Ich weiß gar nicht, warum Leute von der CDU und der CSU in letzter Zeit immer von Asyl- oder Sozialtourismus sprechen? Das ist menschenverachtend“, empörte sich der Sozialdemokrat. Der SPD liege viel daran, „Wohnraum für alle in unserer Stadt zu schaffen“, so Danz.

Die Fahrräder in Tiefgaragen unterzustellen nannte Hans-Peter Höfel (CDU) „weltfremd“. Der Einsatz beispielsweise von abschließbaren Fahrradboxen sei zu überlegen. „Wenn die Bewohner schon mal in der Tiefgarage sind, können sie auch gleich das Auto nehmen“, meinte Höfel.

Mehrheitlich, gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, votierte der Ausschuss für den neuen Bebauungsplan. Der Durchführung der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit, von Behörden und der Träger öffentlicher Belange stimmte das Gremium ebenfalls einstimmig zu.

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