Hans Peter Schiffer Neues Buch zur Geschichte der Kirchen in Rheinbach

Rheinbach · Hans Peter Schiffer lässt in seinem neuesten Buch Rheinbacher Kirchen und Kapellen ihre Geschichten erzählen. Auf einer Glocke in Neukirchen wird um "Weltfrieden im Atomzeitalter" gebeten.

 Beeindruckende 53 Meter misst der weithin sichtbare Kirchturm von Sankt Martin in Flerzheim.

Beeindruckende 53 Meter misst der weithin sichtbare Kirchturm von Sankt Martin in Flerzheim.

Foto: Roland Kohls

„Wer Kirchenräume betritt, begibt sich in ein Erfahrungsfeld der Sinne, das ihn einlädt, Vertrautes neu zu entdecken.“ Mit diesen Worten lässt Hans Peter Schiffer sein neuestes Buch beginnen. Zwar sind die Worte, wie er genau zitiert, einer Broschüre zur Bewerbung von Kirchenführungen des Katholischen Bildungswerkes Bonn, Rhein-Sieg-Kreis und Kreis Euskirchen entnommen, sie passen aber wie angegossen zum neuesten Werk des akribisch recherchierenden Buchautors aus Kall in der Eifel. In seinem Band „Kirchen und Kapellen im Stadtgebiet Rheinbach“ lässt Schiffer die Kirchen selbst reden und erzählen.

Gut möglich, dass sich Freunde der schönen Künste mit dem 205 Seiten starken Buch in der Hand künftig in Rheinbach und Umgebung auf eine Spurensuche à la Schiffer begeben. Sucht der frühere Lehrer nämlich ein Gotteshaus auf, geht er nicht nur auf die Geschichte und Entstehung des sa-kralen Gebäudes ein: Jeder Kunstschatz, jedes Wandbild und selbst jedes kuriose Histörchen findet Erwähnung. „Die Idee zu dem Buch ist 20 Jahre alt“, berichtet der pensionierte Grundschulrektor im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Während dieser zwei Jahrzehnte war Schiffer allerdings keineswegs untätig: Er gab 23 Kirchenbücher in 19 Jahren heraus - über Sakralbauten aus dem Bistum Aachen und dem Erzbistum Köln.

Als Ziel seines Buches nennt er die „Anregung und Hilfe zum Erkunden und Erschließen der Kirchen und Kapellen im Stadtgebiet Rheinbach mit methodischem Ansatz“. Heißt: „Durch Anschauung kommt es zur Begriffsbildung“, berichtet Schiffer. Eine Anschauung ohne Begriffe sei schließlich blind, Begriffe ohne Anschauung seien letztlich leer, findet Schiffer.

Inschrift weist Glocke als Schutz im „Atomzeitalter“ aus

Sogar alle Glocken der Kirchen und Kapellen sind im Buch präzise beschrieben, alle Kirchenfenster inhaltlich erläutert. Beispiel: Die fünf Glocken in Sankt Margareta in Neukirchen erweisen sich als beeindruckende Chronisten des Zeitgeistes. So ist als Inschrift auf der Marien- und Josef-Glocke, 1959 geweiht, die Bitte verewigt, dass die heilige Maria und der heilige Josef „für uns im Atomzeitalter um die Erhaltung des Weltfriedens und die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit“ bitten mögen. Solche und eine Fülle weiterer Kuriositäten ziehen sich durch das Buch wie ein roter Faden. „Ein Rundgang anhand einer Zeichnung bietet sich an“, findet der Autor und es lässt sich ihm nicht widersprechen. Damit der Leser sich bei seinen Rundgängen genauestens zurechtfinden kann, gibt es für jede der beschriebenen 22 Kirchen und Kapellen einen Grundriss.

Selbst wer noch niemals im Leben die Vinzenz-Pallotti-Kirche an der Pallottistraße in der Rheinbacher Kernstadt betreten hat, wird ihr markantes Innenleben dank der bildreichen Beschreibung des Buchautors gedanklich bestens vor Augen haben: „Sechs massive Betonbinder vereinigen sich in der Höhe zu einer sechseitigen Krone und tragen die schwere Last des innen mit braunen Brettern versehenen Daches“, schreibt Schiffer. „Diese Konstruktion führte zur Aussage 'Zelt Gottes unter den Menschen'“, so der Autor. Dass auch ein Kirchenfenster eine ganze Geschichte erzählen kann, beweist Schiffer in Sankt Ägidius in Oberdrees. Wer sich das Fenster mit Maria samt Jesuskind auf dem Schoße genau ansieht, erkennt, dass der kleine Junge etwas gereicht bekommt: Es ist ein Apfel, gereicht vom heiligen Hermann Josef von Steinfeld. Gemäß dieser Legende legen Pilger immer wieder Äpfel auf das Grab des Heiligen, der in der Steinfelder Basilika in Kall beigesetzt ist.

Weit zurück in die Historie blickt Schiffer in seinem Buch: Mönche aus dem Kloster Himmerod gründeten 1189 in der geschützten Lage am Zingsbach ein Kloster. Aus dieser Gründung ging der Ort Neukirchen hervor. Was heute schwer vorstellbar erscheint: Bis 1871 war der Pfarrer in Neukirchen zugleich Ackerer und musste den Zuchtstier und den Zuchteber halten. Anno 1723 wurde der Frühmessner im Kirchenort Niederdrees mit Korn, Hafer, Holzungsrecht im Wald und der Erlaubnis der Schweinemast entlohnt. Es war das Jahr 1681, als im Rheinbacher Stadtwald in einem Buchenscheit der Name Jesus entdeckt wurde.

Keine Frage: Schiffer interessiert sich für die Geschichte seiner Heimat. Neben den bisher 23 Büchern über Kirchen und Kapellen veröffentlichte er außerdem Bücher über Notzeiten in der Eifel, das Eifeler Urfttal, die Geschichte und Volkskunde der Nordeifel, Sagen an Ahr und Urft und andere. Wem die bildreiche Sprache und die Fülle an Informationen gefällt, muss übrigens nicht lange auf neuen Lesestoff warten: Zurzeit recherchiert Hans Peter Schiffer zum Buch „Kirchen und Kapellen in der Pfarreiengemeinschaft Meckenheim“.

Das Buch kostet 14 Euro und ist erhältlich in der Rheinbacher Buchhandlung Kayser, Hauptstraße 28, in der Buchhandlung Lesen-Lernen-Wissen in Meckenheim, Hauptstraße 59, oder ohne Zusatzkosten per Versand vom Verlag Ralf Liebe in Weilerswist via E-Mail an info@verlag-ralf-liebe.de.

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