Autobahnlärm in Rheinbach Nicht laut genug für Lärmschutz
RHEINBACH · Keine gute Kunde aus Köln: Vor wenigen Tagen flattert ein sehnlichst erwarteter Brief der Bezirksregierung ins Rheinbacher Rathaus. Jedoch der Inhalt der Zeilen löst keine Euphorie in der Verwaltungszentrale aus - und erst recht nicht in manch lärmgeplagtem Haushalt im Stadtgebiet.
Der Antrag auf Anordnung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf der A 61 von der nördlichen bis zur südlichen Stadtgrenze von Rheinbach war am Dienstagabend Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt, Planung und Verkehr. Die Behörde sieht ein Tempolimit als unnötig an. Grund: Bei lediglich zwei Häusern in Wormersdorf seien Grenzwertüberschreitungen in Sachen Lärm festgestellt worden.
Hintergrund: Anfang April vergangenen Jahres hatte Fachbereichsleiter Robin Denstorff einen entsprechenden Brief in Richtung Domstadt gesandt. Mit Hinweis auf den Mitte Februar 2014 vom Rat beschlossenen Lärmaktionsplan müsse es für die vielen Anwohner, die vom Straßenverkehrslärm betroffen sind, eine spürbare Verbesserung geben, argumentiert Denstorff. Die A 61 sei die dominierende Lärmquelle für das gesamte Stadtgebiet. Die akustische Störwirkung der viel befahrenen Nord-Süd-Verbindung, die auf einer Länge von 8,5 Kilometern das Stadtgebiet durchquert, reiche bis zu einer Entfernung 880 Meter beiderseits der Fahrbahn. Von dieser massiven Beeinträchtigung sind insbesondere die Orte Niederdrees, Peppenhoven, Ramershoven, Wormersdorf und der Wohnplatz Klein-Altendorf sowie die nordöstlichen Siedlungsflächen der Kernstadt Rheinbachs betroffen.
Umso schwerer wiegt, so der Fachbereichsleiter, dass die Wohngebiete der besagten Ortschaften sowie die zur A 61 gelegenen übrigen Stadtteile zum Teil sehr nahe an der Autobahn liegen und über keinen Lärmschutz verfügen. Somit sei mangels bislang umgesetzter baulicher Lösungen "zum Erhalt und Verbesserung der Umwelt- und Lebensqualität" nur eine Lärmminderung in Form einer Geschwindigkeitsreduzierung denkbar. Ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern - statt bislang Tempo 120 - würde den Lärmpegel um bis zu zwei Dezibel senken. Bei einer Verringerung während der Nacht von 100 auf dann Tempo 80 wäre ein Lärmminus von einem weiteren Dezibel zu erwarten, meint Denstorff.
Die jüngste lärmtechnische Untersuchung des Landesbetriebes Straßenbau NRW, antwortet jetzt die Bezirksregierung, habe allerdings ergeben, dass lediglich in Wormersdorf an zwei Wohngebäuden nächtliche Lärmüberschreitungen von bis zu 3,2 Dezibel festgestellt wurden. Tagsüber hätten die Lärmpegel des gesamten Untersuchungsgebietes, also Niederdrees, Peppenhoven, Ramershoven, Wormersdorf, der Kernstadt Rheinbachs sowie den Meckenheimer Ortsteilen Ersdorf und Altendorf, unterhalb der Grenzwerte von 70 Dezibel gelegen. Da Lastwagen alleine in der Nacht rund 50 Prozent des Verkehrsaufkommens auf der A 61 ausmachen, brächte ein Tempolimit von Tempo 100 auf 80 keine hörbare Verbesserung - schließlich dürften die Brummis nicht schneller als 80 Stundenkilometer fahren, argumentiert die Bezirksregierung. Sie lehnt darum die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit ab.
Eine Debatte über die ernüchternde Post aus Köln gibt es im Ausschuss nicht. Nur der Sachkundige Bürger Günter Zavelberg (CDU), zugleich Ortsvorsteher von Wormersdorf, will von Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) wissen, wie es um die im vergangenen Jahr zugesagte Lärmschutzwand an der A 61 in Höhe Wormersdorf bestellt ist. Zavelberg erinnert daran, dass der Landesbetrieb für Ende dieses Jahres den Beginn der Bauarbeiten zugesagt habe. "Das ist nach unserem Kenntnisstand nach wie vor noch so vorgesehen", sagt Raetz.