Oberdreeser Flutopfer suchen Unterkunft Viele Senioren wissen nicht wohin

Rheinbach-Oberdrees · Vier ältere Ehepaare aus Oberdrees leben nach der Hochwasser-Katastrophe im Jugendwohnheim in Rheinbach. Ihre Übergangsbleibe müssen sie - Stand Dienstag, 27. Juli - voraussichtlich bald räumen. Allerdings fehlen die Alternativen für eine adäquate Unterbringung.

 Die Eheleute Gabi vom Hagen und Claus Parlow brauchen eine behindertengerechte Wohnung.

Die Eheleute Gabi vom Hagen und Claus Parlow brauchen eine behindertengerechte Wohnung.

Foto: Simun Sustic

„Wir werfen niemanden raus“, betont Ute Simone Brodersen vom Jugendwohnheim in Rheinbach erneut. Trotzdem musste laut Brodersen eine Familie die temporäre Notunterkunft neben der Glasfachschule verlassen, weil die Stadt nicht mehr für die Unterbringung aufgekommen sei und sie sich die Zimmer nicht leisten konnten. Vier Ehepaare im höheren Alter aus Oberdrees sind aktuell noch im Jugendwohnheim untergebracht. Dort können sie nächtigen, duschen und werden mit warmem Essen versorgt. Doch wie es weitergeht, war an

Eine Rückkehr nach Hause ist ungewiss

Nach Hause können sie aktuell alle nicht. Drei Ehepaare möchten nicht namentlich genannt werden. Eine der Frauen, 78 Jahre alt und einen Ehemann mit Parkinson an ihrer Seite, berichtet von ihrer Wohnsituation zu Hause in Oberdrees: „Der Keller steht noch unter Wasser, überall schimmelt es. Am Dienstag waren Gutachter vor Ort und haben uns gesagt, dass wir mindestens ein halbes Jahr nicht in unser Fachwerkhaus zurückkehren können. Wenn überhaupt.“ Wie zwei weitere Paare sind sie, zu ihrem großen Glück, elementarversichert. Eine völlige finanzielle Katastrophe dürfte also nicht drohen. Das ändert nichts daran, dass keines der Paare weiß, ob es jemals in sein Haus zurückkommt.

Viel dringender ist für sie aber die aktuelle Unterbringungslage. Denn das Jugendwohnheim öffnet Mitte August wieder für die Schüler der Glasfachschule, welche dauerhaft während der Schulzeit dort wohnen. Wohin es dann für die Senioren geht, war am Dienstag unklar. „Wir sind dann quasi erst mal obdachlos“, sagt Gabi vom Hagen. Ihr Ehemann Claus Parlow ergänzt: „Am Montag war eine Sozialarbeiterin von der Stadt Rheinbach im Wohnheim, die sich alles notiert hat. Am Dienstag haben wir sie angerufen. Die Stadt könne uns eine Wohnung zur Verfügung stellen, aber keine behindertengerechte. Auch mit Hund wird’s schwierig.“ Er sitzt nach einer Beinamputation im Rollstuhl. Die Stadtverwaltung wolle sich beim Kreis nach einer passenden Unterkunft umhören.

Stadt Rheinbach will "dauerhafte Verbesserung" herbeiführen

Was die derzeitige Unterbringung und Hilfe anginge, so berichtete jedes Ehepaar positiv. Bundeswehr und Rotes Kreuz seien mit großer Fürsorge und Humor zur Tat geschritten. Die Versorgung im Wohnheim sei „spitze“. Brodersen bemüht sich derweil, eine Verlängerung der Unterbringung oder eine alternative Bleibe für einen längeren Zeitraum zu erreichen. Bis Ende der Herbstferien möchte sie die Senioren bei sich wohnen lassen. Ob die Stadt zahlt, ist nicht klar.

  „Niemand wird im Regen stehen gelassen“,  hatte Bürgermeister Ludger Banken in einer Pressekonferenz des Kreises am Dienstag erklärt. Stadtsprecher Norbert Sauren teilte am Mittwoch mit, die Stadtverwaltung  stehe im ständigen Austausch mit den im Jugendwohnheim untergebrachten Rheinbacher Familien, um möglichst eine dauerhafte Verbesserung ihrer derzeit prekären Wohnsituation herbeizuführen. Claus Parlow hofft indes auf eine rollstuhlgerechte Unterbringung in Bonn. Dort war er zehn Jahre lang Behindertenbeauftragter.

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