Eigentümer verhandeln mit Investoren Pallotti-Kolleg in Rheinbach wird möglicherweise Altersheim

Rheinbach · Die Eigentümer des Pallotti-Areals in Rheinbach, die Provinzleitung der Pallottiner, verhandeln derzeit mit Investoren über die Gebäude des früheren Kollegs. Währenddessen kämpft ein Rheinbacher Verein für den Erhalt der Häuser samt Interieur.

 Das denkmalgeschützte Hermanneum  an der Straße „Am Voigtstor“ wollen die Pallottiner an einen Investor veräußern.

Das denkmalgeschützte Hermanneum an der Straße „Am Voigtstor“ wollen die Pallottiner an einen Investor veräußern.

Foto: Matthias Kehrein

Welche Zukunft haben in Rheinbach die Pallotti-Kirche und das Kloster der Pallottiner mit dem denkmalgeschützten Hermannianum? Die Zeichen stehen auf einen Verkauf der Gebäude erfuhr der General-Anzeiger auf Anfrage.  Das Provinzialat der Pallottinergemeinschaft in Friedberg als Eigentümer teilte dem GA auf Anfrage mit, dass sie „auch die Kirche und das  Haupthaus abgeben“ werde. „Wir werden das Areal an einen Investor verkaufen. Mögliche Nutzungen sind ein Altersheim oder Betreutes Wohnen für Senioren“, teilte ein Sprecher der Pallottiner-Provinzleitung mit.

Auf der anderen Seite verfolgt der Rheinbacher Verein „VPK – Viel Platz für Kultur“, in dem sich vor allem viele Ehemalige des Vinzenz-Pallotti-Kollegs (VPK) engagieren, weiterhin die Idee eines „Dritten Ortes“ und will Fördergelder für die zweite Phase des Projekts generieren. Die Idee: die Kirche nicht zu profanieren, sondern als „Kirche der Ruhe“, Ort der Bildung, der Kultur und Unterhaltung zu erhalten und im Ensemble mit dem Kloster in Kooperation mit verschiedenen Partnern ein Seminar- und Tagungshaus zu etablieren.

Das Provinzialat der Pallottinergemeinschaft berichtete, es habe eine Reihe von Gesprächen mit dem Verein gegeben, aber man sei „gemeinsam“ zu der Einschätzung gekommen, dass eine Bewerbung um die Förderung des Landes NRW im Zuge des Programms „Dritte Orte“ nicht sinnvoll sei. „Wir haben damals mit dem Verein vereinbart, die Fördermittel nicht zu beantragen. Auch Stadt und Land haben wir darüber in Kenntnis gesetzt, dass wir das Gebäude nicht für dieses Projekt zur Verfügung stellen können“, erläuterte die Provinzleitung. „Es ist die Entscheidung des Vereins, Fördermittel für ein Objekt zu beantragen, das ihnen nicht gehört.“ Das Anliegen der Pallottiner sei es, „sowohl für Rheinbach als auch für die gesamte deutsch-österreichische Provinz der Pallottiner“ eine Lösung zu finden.

Angestrebt werde ein Lösung, die „wirtschaftlich als auch städtebaulich und sozial funktioniert, und uns als Pallottiner Handlungsfreiheit für unsere seelsorgerlichen Aufgaben gibt“. Das Areal werde an einen Investor verkauft, und mit dem Erlös solle im Sinne der Jugendpastoral der Pallottiner ein Jugendzentrum in Nigeria finanziert und ein weiterer Teil für die Altersvorsorge der Mitbrüder verwendet werden.

Der Verein „VPK- Viel Platz für Kultur“ beklagt indes, dass mit ihm bis dato keine Gespräche über das Programm der Dritten Orte  gegeben habe. „Somit hat es natürlich auch keine gemeinsamen Einschätzung für eine Bewerbung um eine Förderung des Landes NRW gegeben“, sagte der Vereinsvorsitzende Ralf Eschweiler. „Ebenso gab es bis zum heutigen Zeitpunkt keine direkten Gespräche oder Kommunikation über den Erwerb der Restliegenschaft“  (Haupthaus und Kirche).

Gegeben hat es laut Eschweiler aber „ein inoffizielles Treffen im Sommer 2019“ mit dem Vizeprovinzial Pater Holzbach und Provinzökonom Pater Schneiders. Dieses Treffen zustande gekommen, weil er im Vorfeld über Monate mehrmals versucht habe, mit der Immobilienfirma Audax mit Sitz in Augsburg, die von den Pallottinern für die Vermarktung dieser Liegenschaft beauftragt ist, Kontakt zu den Pallottinern aufzunehmen.

In diesem Treffen habe er „unter vielen anderen Fördermöglichkeiten zum Erhalt der Kirche“ auch das Konzept des Dritten Ortes vorgelegt. Bis heute hätten sich die Pallottiner Friedberg nicht geäußert, beziehungsweise die begonnenen Kaufverhandlungen nicht ernsthaft fortgeführt.

Ein Kaufpreis für den Komplex sei nie genannt worden, lediglich das Kirchengebäude sei für 2,3 Millionen Euro angeboten worden, so Eschweiler. Die Pläne des Vereins seien „zu unkonkret gewesen“, teilte die Provinzleitung der Pallottiner dem GA mit. So sei aus den Plänen beispielsweise nie hervorgegangen, mit welchem Geld die Kirche getragen und finanziert werden soll. „Wir sind daher andere Wege gegangen und werden diese auch konsequent fortsetzen“, erklärt das Provinziliat.

Der Verein VPK hat sich inzwischen mit einem Offenen Brief an die Ratsvertreter der Stadt Rheinbach gewandt, sie mögen das Thema auf die Tagesordnung der Ratssitzung am Montag, 31. August, setzen. Ein Ratsbeschluss sei nämlich Vorbedingung für die zweite Phase des Förderprogramms und soll zudem das Anliegen des Vereins politisch untermauern. Hintergrund: Bis Ende August müssen die Unterlagen für die zweite Phase der „Dritten Orte“ eingereicht werden. Der Verein sei fest überzeugt, dass der VPK für die Zukunft der Innenstadt und das geplante Wohnquartier auf dem benachbarten ehemaligen Schul- und Internatsgelände als Anlaufpunkt für Kulturbegeisterte und Bildungsinteressierte aus dem ganzen Umland eine herausragende Adresse sein werde.

Der Verein hatte vor etwa einem Jahr mit seiner Idee für die Weiternutzung des Herrmaneums, des Schwestern- und Patreswohnheim  sowie der Pallottikirche die Förderung des Landes NRW im Zuge des Programmes „Dritte Orte“ gewonnen. Dies beinhaltete in erster Linie die weitere Ausarbeitung des Grobkonzeptes mit Raumnutzungskonzept in Zusammenarbeit mit dem Projektbüro startklar a+b in Köln.  Die Ausgestaltung des Konzepts fördert das Land mit bis zu 50.000 Euro im Jahr.  Für die zweite Phase steht laut Stephan Faber, Projektleiter des Vereins VPK, eine Förderbetrag von fast einer halben Million Euro für drei Jahre zur Verfügung.

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