Textprobe in Rheinbach Poesie und Prosa aus eigener Feder

Rheinbach · Die 16. Textprobe in Rheinbach glänzt mit handgemachter Literatur in der Buchhandlung Kayser. Der besondere Charme der Veranstaltungsreihe besteht darin, dass jeder der möchte, seinen literarischen Gedanken Raum geben darf.

 Aus dem Manuskript ihres Thrillers las Glasfachschülerin Paula Amahaoto. FOTOS: GERD ENGEL

Aus dem Manuskript ihres Thrillers las Glasfachschülerin Paula Amahaoto. FOTOS: GERD ENGEL

Foto: Engel

Die bereits 16. Textprobe des Rheinbacher „literarischen Dreigestirns“ aus Öffentlicher Bücherei St. Martin, Buchhandlung Kayser und dem Verein Rheinbach liest bot in der Buchhandlung Kayser den 50 Gästen ein breites Spektrum handgemachter Literatur auf außergewöhnlich hohem Niveau. Die drei Protagonisten hatten geladen, und neun Autoren stellten sich mit ihren Textproben auf der „talentierten Literaturbühne“ dem wieder einmal hochkonzentriert zuhörenden Publikum vor.

Den Anfang machte der Ersdorfer Arthur Günther mit dem ersten Kapitel seines Kinderbuchmanuskripts „Paule, das Leseschwein“, in dem es um nichts weniger geht, als die Welt der Bücher und Geschichten zu retten. Irina Rostalski aus Wachtberg las einen schier märchenhaften Text über die „Kraft der Worte“, bevor Tatjana Jarow zwei sehr persönliche Texte in der Art von Slam-Poetry vortrug. Wäre es nicht passender, so fragte die junge Meckenheimerin vielsagend, wenn man das Erwachsensein durch den Ausdruck Amwachsensein ersetzte?

Christiane Bröckelmann, Grundschullehrerin aus Rheinbach, sang, begleitet von Dirk Plücker am Klavier, zwei neue Chansons, die dem Abend im Sinne des Wortes eine besondere Note gaben. Hasso Rieck aus dem Meckenheimer Ortsteil Altendorf verstand es zur Unterhaltung seiner Zuhörer, den stets unpassenden Zeitpunkt des Ablebens von Autoren zu erörtern. Feinstes Literaturkabarett war das.

Vor und nach der Pause strapazierte dann Christina Köhler aus Meckenheim die Lachmuskeln mit einer Satire über den misslungenen Versuch eines Ehemannes, seiner Gattin mit einer spontan gebuchten Billigreise in die Toskana eine Freude zu machen. Die Glasfachschülerin Paula Amahaoto las das beeindruckende Startkapitel ihres Thrillermanuskripts „Deadlist“ und bekannte im Gespräch mit Moderator Gerd Engel unbekümmert, sie schreibe immer an mehreren Büchern parallel.

Dann trat mit dem Klein-Schlehbacher Wolfgang Bittscheid der dritte Textprobendebütant an diesem Abend auf. Seine Gedichte und Balladen stehen in der Tradition von Theodor Fontane, Rainer Maria Rilke und Annette von Droste-Hülshoff und bekamen ob ihrer großen Eindringlichkeit und Sprachkraft besonderen Applaus.

Bevor Christiane Bröckelmann diesen außergewöhnlichen Textprobenabend mit einem weiteren Liedbeitrag abschloss, las Günter Detro aus Oberdrees „Das gestohlene Organ“ aus seiner Sammlung von Kommissar-Kurz-Geschichten. Deren ganz besonderer Witz besteht darin, dass sage und schreibe 20 sprichwörtliche Redewendungen zu Missverständnissen und überraschenden Wendungen führen.

Gastgeber Christoph Ahrweiler, Inhaber der Buchhandlung Kayser, stand mit den Gästen vor dem „Kehraus“ des Abends dann noch eine Weile am Buffet, denn auch das macht die Rheinbacher Textprobenabende zu etwas Besonderem: Menschen, die gerne schreiben, und solche, die gerne authentische Literatur von lokalen Autoren hören, bei einem Glas Wein zusammenzubringen. Der Erlös des Abends ist übrigens für das Legasthenieprojekt des Vereins Rheinbach liest mit dem Namen „Wenn die Schrift zum Schrecken wird“ bestimmt.

Die nächste Textprobe findet am Montag, 26. Juni, in der Öffentlichen Bücherei St. Martin statt. Interessierte Autoren können sich bei ab sofort bei Gerd Engel per Email an gerd.engel@rheinbach-liest.de melden.

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