Blaue Straße Radfahren in Rheinbach soll attraktiver werden

Rheinbach · Mit einem eigenen Konzept wollen Fritz Spiering und Klaas de Boer das Radfahren in der Stadt Rheinbach stärken. Der Handlungsbedarf sei riesig.

 Die Initiatoren wollen, dass Radfahrer nicht – wie hier an der Aachener Straße – auf den Bürgersteig ausweichen müssen.

Die Initiatoren wollen, dass Radfahrer nicht – wie hier an der Aachener Straße – auf den Bürgersteig ausweichen müssen.

Foto: Matthias Kehrein

Die Umsetzung der Gestaltungsideen für das Pallotti-Areal und das neue Wohngebiet auf dem Majolika-Gelände werden Rheinbach verändern. Mit den geplanten jeweils rund 280 Wohneinheiten sollen rund 1200 Neubürger in der Kernstadt ein neues Zuhause finden. Das damit verbunden höhere Verkehrsaufkommen aufgrund der steigenden Zahl von Autos, dürfte sich nicht nur ungünstig auf den ohnehin in Rheinbach oft stockenden Verkehr auswirken und die angespannte Parksituation verschärfen, sondern vor allem auch die Sicherheit der Fahrradfahrer weiter gefährden.

Dies hat die beiden Klaas de Boer und Fritz Spiering im Sommer vergangenen Jahres zur Gründung der „Initiative Stadtentwicklung Rheinbach“ bewogen. Für den Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt, Planung und Verkehr, der an diesem Dienstagabend tagt, haben sie verschiedene Bürgeranträge eingereicht. Dazu zählt etwa eine große Pallotti-Garage, die unterirdisch rund 900 Parkplätze schaffen könnte. Das würde die Parksituation für Anwohner des neuen Wohn- und Erlebnisgeländes entzerren und sich auch positiv für die Besucher des geplanten Jugendmedizinischen Zentrums auswirken.

Zum anderen haben die parteilosen Initiatoren einen Verkehrsentwicklungsplan zur Steuerung des beeinflussbaren Verkehrs erarbeitet, weil sie ein ganzheitliches Verkehrskonzept in der Glasstadt vermissen. Damit möchten sie dem zu erwartenden Verkehrskollaps vorbeugen, um die Belebung durch die wachsende Bevölkerung als Chance für die Stadt zu nutzen. Zentral ist hier das Konzept der „Blauen Straßen von Rheinbach“. Ziel ist es, den Verkehr zu trennen, ihn damit im Fluss zu halten und für die Sicherheit der Radfahrer zu sorgen.

„Wir hoffen, dass die Stadt den Mut hat, das Konzept der blauen Straßen von Rheinbach anzunehmen“, sagt Klaas de Boer. Klar sei, dass dies nicht von heute auf morgen funktioniere und die formalen Zuständigkeiten geklärt werden müssen. „Die Umsetzung des Konzepts ist aber einfach, denn die in Frage kommenden Straßen sind schon da und verlaufen meist parallel zu den Hauptverkehrsachsen.“ Der gebürtige Niederländer hat sich schon in Jugendjahren für innovative Ideen interessiert, die den Verkehr in seiner Heimatstadt Groningen fließen ließen.

Das Konzept will nicht nur das Radfahren sicherer machen, sondern auch Anreize schaffen, das Auto stehen zu lassen. „Wenn wir es nicht möglich machen, dass ich hier als Kind oder als 70-Jähriger gefahrlos mit dem Fahrrad fahren kann, dann geht es nicht ohne Auto“, ergänzt Fritz Spiering. Er bedauert, dass es auf Rheinbachs Straßen häufig keine Schutzstreifen für Radler gibt und die wenigen Fahrradwege oft abrupt enden.

Fritz Spiering (links) und Klaas de Boer stehen vor einem Monitor, auf dem ein Stadtplan mit den „Blauen Straßen“ zu sehen ist.

Fritz Spiering (links) und Klaas de Boer stehen vor einem Monitor, auf dem ein Stadtplan mit den „Blauen Straßen“ zu sehen ist.

Foto: Matthias Kehrein

Ursprünglich hatten sich Spiering und de Boer im Jahr 2016 als Mitglieder der ADFC-Ortsgruppe Rheinbach um ein Fahrradkonzept für die Innenstadt bemüht. „Im vergangenen Jahr haben wir dann aber unsere Initiative gegründet, weil durch die zu erwartenden Veränderungen in der Wohnsituation immer mehr Bausteine hinzugekommen sind“, erläutert Spiering, und de Boer ergänzt, dass sich zudem ihr Eindruck verfestigt habe, dass die Ratsmitglieder nicht die Ruhe und Zeit hätten, sich ausreichend mit der Situation auseinanderzusetzen, Defizite zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen. „Man muss sich nur einmal früh morgens zu Schulbeginn das Verkehrschaos ansehen, das heute bereits ohne die zu erwartenden 1200 Neubürger herrscht“, sagt Spiering und nennt einen der Knotenpunkte an der Ecke Neugartenstraße/Ölmühlenweg.

Als langjährige Bewohner Rheinbachs sehen sich die beiden in der Verantwortung, etwas zu unternehmen. Außerdem sind sie der Auffassung, dass es ihnen als unabhängige, engagierte Bürger leichter als den etablierten Parteien gelinge, das Vorhaben voranzutreiben.

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