Radfahren im Linksrheinischen Radpendler berichten von ihren Erfahrungen

RHEINBACH · SPD-Kreistagsfraktion setzt sich für bessere Wege ein. Bürger beschreiben Erfahrungen: Trotz guter Lampen am eigenen Fahrrad ist das Fahren etwa an der Bundesstraße B 56 abends eine Tortur.

Auf die Frage von Ute Krupp, Geschäftsführerin der SPD-Kreistagsfraktion, wer denn mit dem Fahrrad gekommen sei, reckten sich die meisten Arme in die Höhe. Trotz oder vielleicht gerade wegen der aktuellen Klimawandel-Hitze waren viele Besucher ins Rheinbacher Schützenhaus gekommen, um sich auf Einladung der SPD über ein „Konzept für Radpendlerrouten zwischen dem Linksrheinischen Umland und Bonn“ und ihre Erfahrungen dazu auszutauschen.

Der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Dietmar Tendler, wies darauf hin, dass eine Prioritätenliste für Radwege in Arbeit sei. Doch es „nutzt keine Liste was, wenn man keine finanziellen Mittel hat“, klagte er. Dabei sei nur ein Prozent der Kosten für den Straßenbau für Fahrradwege nötig. Georg Wilmers, SPD-Stadtrat und Sprecher des Fahrradclubs ADFC Rhein-Sieg linksrheinisch, wies darauf hin, dass vom Kreis aus täglich 27.000 Pendler nach Bonn fahren, in umgekehrter Richtung sind 7000 Pendler unterwegs, die aus der Stadt hinausfahren.

Es gebe aber nur abschnittsweise und oft eingeschränkt Wege für Radler, die die Umwelt schonen und Staus vermeiden wollen. Als Ziel nannte Wilmers kurzfristig bis 2020 nutzbare direkte, schnelle und sichere Radrouten. Denn Staus auf den Autobahnen 565 und 555, auf der B 56 zwischen Swisttal-Buschhoven und Duisdorf, der L 158 zwischen Meckenheim-Merl und Bad Godesberg, und der K 12 in Alfter seien Alltag.

Wenn die Bonner Nordbrücke und der Tausendfüßler saniert beziehungsweise erneuert werden, prognostiziert die SPD „massiven Einfluss auf die Mobilität in unserer Region“. Als Lösungsansatz nannte Wilmers durchgehend gut befahrbare Radrouten für Pendler mit möglichst wenig Zwangshalten. Sie sollten mit Tempo 25 relativ sicher befahrbar sein.

Der acht Kilometer lange Radschnellweg Bornheim-Bonn solle mittelfristig fertig werden. Diese Radpendlerroute 1 sei aktuell befahrbar, allerdings mit deutlichen Kompromissen bei Sicherheit und Komfort. Gebaut worden sei von den Plänen noch nichts. Wilmers Karten zeigten als Route 2 einen Weg von Rheinbach über Swisttal und Alfter bis zum Hauptbahnhof Bonn. Das seien 21 Kilometer mit nur fünf Ampeln und einem Bahnübergang bei Nettekoven. Ein Schnitt von 20 Sachen sei möglich. Ein Zuhörer monierte, der offizielle Radweg führe in Duisdorf durch die Fußgängerzone.

Route 3 führt über Rheinbach, Meckenheim und Röttgen zur Bonner Weststadt. Eine Route 4 von Wachtberg über Adendorf, den Kottenforst und Ippendorf nach Bonn Hbf sei wohl kaum zu asphaltieren, da sie durch naturgeschütztes FFH-Gebiet führe, sagte Wilmers. Sie könnte dennoch mit dem „relativ überschaubarem Aufwand von 1,5 Millionen Euro verwirklicht werden“, meinte er.

Viele Besucher schilderten eigene Erfahrungen. Eine Dame, von Bonn nach Rheinbach gezogen, pendelt nach Duisdorf. Sie sei naiv gewesen, als sie sich auf die vom ADFC empfohlene 17-Kilometer-Route verlassen habe. Denn diese sei nur innerhalb von Ortschaften beleuchtet.

Trotz guter Lampen am eigenen Fahrrad sei das Fahren etwa an der Bundesstraße B 56 abends eine Tortur. Ihr Kompromiss: Sie fährt morgens mit dem Rad zur Arbeit und nimmt es abends in der Bahn mit nach Hause. Doch das ist ohne Zusatzticket an Wochentagen erst ab 19 Uhr erlaubt. Fahrradanhänger für Busse wurden von einigen Besuchern zudem angeregt.

Ein anderer Radler umfährt die Engstelle am Meckenheimer Sängerhof östlich. Einige haben ungestörte Routen durch den Kottenforst ausgemacht. Ein Pendler präsentierte seine eigene Karte mit Alternativen zwischen Buschhoven und dem Bonner Rheinufer.

Er hielt ein flammendes Plädoyer für eine Verkehrswende. „Wir sind am verglühen und vertrocknen“, warnte er angesichts der Klimaerwärmung.

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