Kein Nachwuchs im Handwerk Ralf Rang ist der letzte Schuhmacher Rheinbachs

Rheinbach · Seit 30 Jahren ist er Schuhmacher, und eigentlich, so meint er, ist das "ein krisensicherer Beruf“. Trotzdem gibt es kaum Nachwuchs. Ein Besuch in Ralf Rangs Werkstatt.

 Mit Leidenschaft Schuhmacher: Ralf Rang in seiner Werkstatt in Rheinbach.

Mit Leidenschaft Schuhmacher: Ralf Rang in seiner Werkstatt in Rheinbach.

Foto: Maximilian Rösgen

Es gibt Berufe, die vom Aussterben bedroht sind, wie Buchbinder, Sattler oder Glasbläser. Auch der Schuhmacher gehört dazu. Meisterbetriebe werden in den Städten immer seltener, und neue Auszubildende gibt es in diesem Handwerk kaum. Einer der letzten Vertreter seines Standes ist Ralf Rang. Er betreibt seinen Laden in Rheinbach an der Straße Vor dem Dreeser Tor seit 1997.

In den Regalen stapeln sich Schuhpaare, manche in mehreren Lagen übereinander. Jedes Paar bedeutet einen Reparaturauftrag. Hinter der Theke ist es eng. Rang steht an seiner dreiteiligen Schuhputzmaschine, die er sich vor einem halben Jahr zugelegt hat, wie er erzählt. Sie vereint eine Schleifmaschine, mit der altes Material entfernt wird, eine Klebstoffabsaugung, um unangenehme Gerüche zu verhindern und eine Presse zum festen Verbinden von Absätzen oder Sohlen.

Er lernte noch, wie man Schuhe herstellt

Seine dreijährige Lehre hat Rang ab 1988 in Bonn absolviert. Schuhmacher zu werden sei schon immer sein Wunsch gewesen, sagt er. Damals lernte er, wie man Schuhe herstellt, eine Sohle schneidet, die Nähte richtig setzt und den Absatz korrekt platziert. Heute besteht seine Arbeit fast nur noch aus Reparaturen. „Das letzte Mal, dass ich wirklich einen Schuh selber gemacht habe, war vor zwei Jahren“, sagt er.

Die Tür geht mit einem Klingeln auf. „Morgen Meister“, sagt der Kunde. Seine Sicherheitsschuhe sind kaputt, der Schnürsenkel löst sich aus den Halterungen. „Können wir da was machen, was auch ein, zwei Arbeitstage hält?“, fragt er. Für Rang kein Problem. Er schlägt Ösen aus Messing vor. „Meine Schuhe kosten 80 Euro“, sagt der sichtlich zufriedene Kunde. „Die wegzuwerfen, weil ein paar Ösen fehlen, wäre doch eine Schande.“

Absatzreparaturen sind die häufigsten Aufträge

Am häufigsten repariert Rang Absätze; die würden auch am meisten an einem Schuh gefordert, weiß er. An einem Tag schafft er etwa 50 Reparaturen. Seine Werkstatt läuft gut, an Aufträgen fehlt es nicht. Was auch daran liegt, dass er in der Umgebung so gut wie keine Konkurrenz mehr hat. Außer ihm gibt es gerade einmal zwei klassische Schuhmacherbetriebe – und einer davon hat sich auf orthopädische Schuhe spezialisiert.

Rang liebt die Vielseitigkeit seines Berufes: „Es gibt Hunderte Modelle von Schuhen, und genauso vielfältig sind die Reparaturen.“ Jeder Tag bringe etwas Neues, „und man hat immer mit Menschen zu tun“. Als Meister könnte er eigentlich ausbilden, doch die Jugendlichen scheinen sich nicht für eine Lehre in diesem Beruf zu interessieren. In seiner gesamten Zeit vermittelte Rang nur einen einzigen Auszubildenden an einen anderen Betrieb.

Dabei ist ein Meisterbrief gar nicht mehr nötig, um sich Schuhmacher zu nennen; der Beruf ist 2003 geöffnet worden. „Die Jugend denkt einfach nicht weit genug. Schuhe brauchen die Menschen immer, und sie gehen auch immer kaputt. Schuhmacher ist also eigentlich ein absolut krisensicherer Beruf“, meint er.

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