Der Hexenturm geht auf Tournee Regionalkrimi aus Rheinbach geht auf Tournee

Rheinbach · Der Kriminalroman „Rapunzelgrab“ der Bonner Autorin Judith Merchant kommt als Theaterstück auf die Bühne. Das Schlosstheater Neuwied hat das Stück in einer Bearbeitung der Meckenheimer Buchhändlerin und Schauspielerin Nicole Jünger einstudiert.

 Auch die Tomburg in Wormersdorf ist Schauplatz der Mordermittlungen in Judith Merchant Kriminalroman "Rapunzelgrab".

Auch die Tomburg in Wormersdorf ist Schauplatz der Mordermittlungen in Judith Merchant Kriminalroman "Rapunzelgrab".

Foto: Mario Quadt

Sagenumwoben ragt er in den Himmel empor. Das Wahrzeichen Rheinbachs ist als Fotomotiv beliebt, steht Modell für edles Geschmeide, das als Siegertrophäe bei dem örtlichen Poetry Slam überreicht wird, und gilt als urige Räumlichkeit für Feierlichkeiten und Autorenlesungen. Darüber hinaus spielt der Rheinbacher Hexenturm häufig eine zentrale Rolle in zeitgenössischer Literatur – und schafft es jetzt sogar auf das Bühnenparkett.

Die Bonner Autorin Judith Merchant lässt ihren Protagonisten, Kommissar Jan Seidel, in ihrem im Jahr 2015 erschienenen Roman „Rapunzelgrab“ nach einem Leichenfund am Fuße des Rundturms aus dem 12. Jahrhundert ermitteln. Nicole Jünger, Inhaberin der Buchhandlung am Neuen Markt in Meckenheim, entdeckte die Geschichte für die Bühne und verwandelte den gut 400 Seiten starken Regionalkrimi in ein Schauspiel. Unter der Regie von Andreas Lachnit ist die Uraufführung morgen Abend im Schlosstheater von Neuwied zu sehen. Auf der deutschlandweiten Tournee sind auch Gastspiele in Bonn und im Rheinbacher Stadttheater geplant.

„Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass das Rapunzelgrab einmal auf der Bühne zu sehen sein wird,“ begeistert sich Judith Merchant und erzählt von der unverhofften Karriere ihres Kriminalromans, für dessen Recherche sie viel in der Region unterwegs war.

In den 18 Monaten bis zur Fertigstellung führte sie der Weg häufig nach Rheinbach, wo sie zwischen Hexenturm und Café Schlich pendelte. „Vor allem auf den Kuchen habe ich mich immer gefreut,“ schwärmt Merchant, die gerne in Cafés zur Feder greift, wenn sie einen Tapetenwechsel zum eigenen Schreibtisch sucht.

Nach der Premierenlesung in der Buchhandlung am Neuen Markt sei Nicole Jünger mit der Idee auf sie zugekommen, das Stück ins Rampenlicht zu rücken. „Judith Merchant ist im Grunde unsere Haus- und Hofautorin,“ erklärt Jünger und erinnert sich an die erste Lesung in ihrer frisch eröffneten Buchhandlung im Jahr 2011. „Seitdem ist sie jedes Jahr hier und der Laden ist voll,“ sagt die Buchhändlerin und berichtet, dass die Nachfrage nach den Geschichten der Literaturwissenschaftlerin, die auch als Dozentin arbeitet, in Meckenheim groß sei.

Jünger vermittelte dann den Kontakt zu Walter UIlrich vom Kleinen Theater Bonn. Seit 25 Jahren schnuppert sie selbst dort Bühnenluft und schreibt Stücke um oder leistet Vorübersetzungen. Als Ullrich dann auf der Suche nach einem für das Theater passenden Krimi war, dachte die 44-Jährige, die in Wachtberg aufgewachsen ist, sofort an das „Rapunzelgrab“.

„Es muss ja ein Werk sein, dessen Handlung auf der Bühne realisierbar ist,“ bescheinigt die Kennerin der Szene dem Schmöker eine bühnenreife Kombination von Humor und klassischem Krimi mit Regionalbezug. Aufregung spüren sowohl Jünger als auch Merchant bei dem Gedanken, dass das Stück jetzt zur Aufführung kommt.

„Letztlich hat der Regisseur die künstlerische Freiheit und das letzte Wort, aber ich hänge an jeder meiner Szenen,“ erklärt Jünger die stete Sorge, wenn der ursprüngliche Romantext für die Bühnenfassung und dann bis hin zum sichtbaren Theaterstück verändert wird. Merchant zollt sie höchsten Respekt für ihre Zurückhaltung während der Bearbeitung ihres Romans.

„Ich habe mich beim Entstehungsprozess der Bühnenfassung tatsächlich komplett herausgehalten,“ erklärt die Autorin. Für die Darstellung auf der Bühne musste die Hälfte ihrer im Text vorkommenden Figuren weichen, lediglich ein Viertel der rund 400 Seiten ist im Theaterstück zu sehen. „Da hätte ich nicht gewusst, was ich hätte ändern sollen, denn ich habe ja an allem hingebungsvoll geschrieben,“ akzeptiert Merchant, dass Theaterbearbeitungen immer ihre eigenen Akzente und Schwerpunkte setzen.

Das Stück „Rapunzelgrab“ in der Inszenierung des Schlosstheaters Neuwied ist von Freitag, 1. Februar, bis Dienstag, 26. Februar, im Schlosstheater von Neuwied zu sehen. Von dort geht es später auf Tournee mit Gastspielen im Kleinen Theater in Bonn-Bad Godesberg und am Dienstag, 19. März, ab 20 Uhr im Stadttheater Rheinbach. Der Vorverkauf für den Rheinbacher Auftritt beginnt am Dienstag, 26. Februar, 10 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort