Ausstellung mit Werken von Hellmuth Eichner Retrospektive führt ins Möbelhaus

Rheinbach/Swisttal · Der Künstler Hellmuth Eichner, den alle nur "Der Eichner" nannten, polarisierte gerne. Unvergessen ist der 2012 verstorbene Maler bis heute. Ab Samstag sind Werke von ihm in Rheinbach zu sehen.

 Aus der Blauen Phase des 2012 verstorbenen Malers Hellmuth Eichner, alias "Der Eichner", stammt das Bild "Heimatlos", welche Sabine Eichner als Teil der Retrospektive "70 Jahre Der Eichner" in Rheinbach zeigen möchte.

Aus der Blauen Phase des 2012 verstorbenen Malers Hellmuth Eichner, alias "Der Eichner", stammt das Bild "Heimatlos", welche Sabine Eichner als Teil der Retrospektive "70 Jahre Der Eichner" in Rheinbach zeigen möchte.

Foto: Mario Quadt

Der Möbel wegen betritt längst nicht jeder ein Möbelhaus. Nicht selten folgen viele etwa dem Lockruf eines Mittagstischs zu günstigen Preisen, anstatt sich auf die Suche nach einer neuen Couch zu begeben. Eine Retrospektive mit ausgewählter Kunst ziert ab Samstag, 12. November, die Räumlichkeiten des Rheinbacher Möbelhauses Heider Wohnambiente. „70 Jahre Der Eichner“ lautet der Titel der Schau, die sich Besucher nicht einfach so im Vorbeigehen ansehen sollten.

„Der Eichner“ – das ist der am 7. September 2012 verstorbene Maler und Bildhauer Hellmuth Eichner, der Schüler von Joseph Beuys war und in Buschhoven lebte und arbeitete. In diesem Jahr wäre der vielseitige Künstler 70 Jahre alt geworden. Ein mehr als angemessener Grund für Ehefrau Sabine Eichner nach geeigneten Räumen für eine Retrospektive zu suchen. Die Zahnärztin und Sängerin aus Buschhoven ist begeistert von der Idee, die zumeist großflächigen und farbenfrohen Meisterwerke in dem Möbelhaus an der Aachener Straße in Rheinbach zu zeigen. „Ein Möbelhaus hat große Flächen“, sagt Eichner, während sie im Kunstraum ihres Hauses die Werke aussucht, die ab Samstag in der Ausstellung zu sehen sein werden. Durch die Großzügigkeit der zur Verfügung stehenden Rezeptionsflächen in Rheinbach kann sich die Kunst zwischen den angepriesenen Möbelstücken bestens entfalten, findet sie. „Ich war bemüht, einen Ort zu finden, der authentisch ist.“ Und diese seien in der Region nicht mit Leichtigkeit zu finden.

Dass die Bilder von Hellmuth Eichner auffallen, ist gewiss. Denn Sabine Eichner hat insbesondere Werke der sogenannten Blauen Phase ausgesucht, die zwischen 1991 und 1996 entstanden sind und mit ihren Tönen von Ultramarine- oder Kobaltblau unverzüglich ins Auge fallen. „Es wird ein übersichtlicher Gesamteindruck entstehen, der Form und Präsenz in seiner Geschlossenheit bietet“, sagt Sabine Eichner beim Durchstöbern großer Leinwände, die alle eines gemeinsam haben: Sie erzählen Geschichten – schöne, verstörende, aufrüttelnde. Da ist etwa das großformatige Landschaftsbild „Heimatlos“. Wer in die Farbenpracht einer bergreichen Region eintaucht, entdeckt erst auf den zweiten Blick die einzelnen, in Flammen stehenden Hütten und Häuser. Auch erst auf den zweiten Blick offenbaren sich die Menschen, die in Gruppen dem scheinbaren Idyll entfliehen wollen. Zwar stammt das aus dem Jahr 1992 und zeigt die schroffen Berge und Täler des Balkans. Dennoch konnte das Werk, in dessen Mittelpunkt ein traurig dreinblickender Mann mit Rucksack steht, dessen Beine von einer Bombe abgetrennt worden sind, auch einen Heimatlosen heutiger Tage zeigen, der den Kriegswirren im Nahen Osten entflieht.

Eichner selbst begegnet ihrem späteren Ehemann 1992. Seit 1994 betreibt sie in Buschhoven ihre Zahnarztpraxis. Von 1998 bis 2014 arbeitete sie im Extrachor der Oper Bonn. Die „Liebesbeziehung unter Künstlern“, wie die promovierte Zahnmedizinerin und studierte Sängerin das Verhältnis zu Hellmuth Eichner bezeichnet, führt dazu, dass das Paar heiratet und 2001 nach Buschhoven zieht. Die beiden Töchter Antonina (13) und Anastasia (16) wachsen hier auf. „Seine Bilder zieren Ministerbüros und Bankenzentralen“, sagt Sabine Eichner. Ein Beispiel: Das Werk „Arbeiter mit Spießbütt“ habe sich der langjährige, frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm gesichert. Vor vier Jahren starb „Der Eichner“ nach langer Krankheit im Alter von 66 Jahren.

Die Kunstwerke des gerne sozialkritischen Malers seien wie geschaffen für den ungewöhnlichen Ausstellungsort im Möbelhaus: „Ich möchte zeigen, dass man mit Kunst leben sollte“, sagt sie. Ein Leben ohne von Kunst und ihren Denkanstößen umgeben zu sein, ist aus ihrer Sicht kaum vorstellbar. „Die Kunst ist existenziell.“ Um die Vernissage am Samstag, 12. November, 11 Uhr, zu einem Gesamtkunstwerk zu machen, singt die Sängerin zwei Werke von Hector Berlioz. Am Klavier begleitet sie Sibylle Wagner, Sabine Eichners einstige Chefin an der Bonner Oper. Die Einführung in die Schau übernimmt Ilka von Boeselager, die CDU-Landtagsabgeordnete hat einige Werke von Hellmuth Eichner erworben. Gut, dass auch Heider Wohnambiente nach Feiern zumute ist. Das Familienunternehmen begeht in diesem Jahr das Fest seiner Gründung vor 60 Jahren.

Die Schau „70 Jahre Der Eichner“ ist bis Samstag, 3. Dezember, im Möbelhaus Heider Wohnambiente, Aachener Straße 30, zu bewundern. Zu sehen ist sie montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr sowie samstags von 10 bis 18 Uhr – bei kostenlosem Eintritt.

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