Gespräch mit Heinz Haubrichs Mitgründer der Rheinbach Classics über seinen Abschied

Bonn · Heinz Haubrichs ist Mitgründer der Rheinbach Classics und Vereinsvorsitzender des Musik- und Motorspektakels. In Kürze findet es zum 14. Mal statt - und damit das letzte Mal mit Haubrichs als Chef.

Der Sonntagabend, 21. Juli, wird eine hochemotionale Achterbahn der Gefühle für Sie: Die 14. Rheinbach Classics gehen dann zu Ende. Sie haben sie mitgegründet, jetzt hören Sie auf. Warum?

Heinz Haubrichs: Ja, warum? Zum einen sind es in der Tat die 14. Rheinbach Classics: Ich mache das seit Ende 2005. Ich denke, irgendwann ist es genug. Es wird mir effektiv zu viel. Man merkt, dass das in zunehmendem Alter an die Substanz geht. Wenn ich rekapituliere: Seit März beschäftige ich mich jeden Tag im Schnitt fünf Stunden mit den Rheinbach Classics. Da muss ich mich mit 65 Jahren fragen, ob ich dauerhaft mein gesamtes Leben rund um diese Veranstaltung herumplanen möchte.

Aus welchem Holz sollte Ihr Nachfolger geschnitzt sein? Benzin im Blut wäre nicht verkehrt und die Gabe eines großen Netzwerks...

Haubrichs: Es soll jemand sein, der schon länger dabei ist. Einer, der die Veranstaltung in- und auswendig kennt. Angedacht ist im Moment, dass es nicht einen Nachfolger gibt, sondern der Vorstand aus drei Personen besteht. Lars Prior macht in jedem Fall weiter. Des Weiteren gibt es zwei mögliche Kandidaten. Namen möchte ich im Moment noch nicht nennen. Sie müssen ja erst von den Mitgliedern gewählt werden. Aber es gibt zwei, die die Bereitschaft signalisiert haben.

Was könnte geschehen, wenn sich keine Nachfolger an vorderster Stelle finden?

Haubrichs: Im Moment beschäftigen wir uns nicht primär mit der Frage, was nach den Classics sein wird. Aber wenn wir gemeinsam Resümee ziehen, werden wir gucken: Geht es überhaupt weiter? Reiner Käsbach, der seit drei Jahren die Arbeitsgruppe Oldtimer leitet, hört auf, ebenso Ela Sartorius. Es könnte sein, dass man zum Ergebnis kommt, die 14. Auflage ist die letzte. Das wäre schade, aber es ist nicht unmöglich.

Bei den Classics ist die beliebte Rallye nach einem Jahr Pause wieder im Programm. Sie haben einen Mann mit der Organisation betraut, der sich bei Ihnen beschwert hat, dass die Rallye 2018 ausgefallen ist...

Haubrichs: Ja. Man muss im Leben auch mal Glück haben und die Gelegenheit beim Schopfe packen. Wenn sich so jemand beschwert und man erfährt, dass derjenige sieben bis acht große Ausfahrten im Jahr europaweit organisiert, ist ja mal die Frage gestattet: Was halten Sie davon, wenn Sie für uns die Rallye organisieren? Da Peter Jacobs in Rheinbach wohnt, hat er zum Glück Ja gesagt.

Was macht Ihrer Meinung nach die Classics so erfolgreich? Viele Besucher reisen von weit her an.

Haubrichs: Es ist die Mischung, die die Menschen anzieht. Es ist keine reine Oldtimerveranstaltung. Davon gibt es zuhauf. Unsere Classics sind eine Zeitgeist-Veranstaltung der 50er und 60er Jahre mit Rock'n'Roll, dem Nostalgiemarkt. Es gibt viele Oldtimerrallyes. Es gibt auch viele Oldtimerausstellungen und hier und da einen Oldtimerkorso. Aber bei uns gibt es eben alles. Das macht auch die Organisation der Veranstaltung nicht gerade einfach.

Was zählt zum größten Kraftakt der Classics-Organisation?

Haubrichs: Der Oldtimerkorso ist ein Kraftakt. Alle Hundert Meter muss an der Korsostrecke einer stehen, der dafür sorgt, dass der Korso reibungslos läuft. Security muss da sein, damit die Zuschauer nicht auf die Straße drängen. 250 Autos unfallfrei durch die Stadt zu bekommen, ist nicht einfach. Es ist ja kein Geheimnis, dass wir immer wieder Probleme haben, genug Helfer zu finden und rund 200 Helfer am Wochenende einzusetzen. Das ist ein Kraftakt. Wir haben bereits überlegt, den Korso ausfallen zu lassen, da er organisatorisch eine der größten Herausforderungen ist. Aber er ist allerdings auch ein Highlight der Veranstaltung.

Charmant ist, dass es immer ganz neue Programmpunkte und Aktionen bei den Classics gibt.

Haubrichs: Wir überlegen uns immer wieder etwas Neues. Dieses Jahr gibt es eine Kids-Zone an der Weiherstraße. Ich bin gespannt, wie sie ankommt und ob wir damit ein jüngeres Publikum zu den Classics bekommen. Außerdem haben wir zum ersten Mal das Youngtimer-Areal. Ich hoffe, dass sich noch viele Youngtimerbesitzer spontan entscheiden, mit dabei zu sein. Die dritte Neuerung ist die Oldtimer-Campingzone an der Bachstraße. Dort können sich Wohnwagen und Gespanne bis Baujahr 1989 aufstellen.

Die Musikstars, die Sie am Classicsfreitag nach Rheinbach holen, konnten früher die Erlöse aus Tonträgerverkäufen mit der Schubkarre nach Hause fahren. Das Internet sorgt dafür, dass diese Erlöse heute nicht mehr da sind. Spielt Ihnen das als Veranstalter in die Karten?

Haubrichs: Jein. Natürlich sind wieder mehr Künstler unterwegs. Früher haben die Tourneen gemacht, um ihre neuesten Alben zu promoten. Heute im Download-Zeitalter verkaufen die kaum noch Alben. Darum machen sie Konzerte, um Geld zu verdienen. Das führt dazu, dass die Gagen höher geworden sind. Bei Sweet, die wir schon mal hier zu Gast hatten, hat sich in wenigen Jahren der Preis verdoppelt. Das schlägt sich auf die Eintrittspreise nieder. Die Konzerte können wir nicht unter 40 Euro anbieten. Wer – wie ich – Konzerte besucht, weiß, dass das günstig ist. Beim Pink-Konzert vergangene Woche in Köln waren 150 Euro fällig oder bei Mark Knopfler in Oberhausen 100 Euro. Das waren bei weitem nicht die teuersten Plätze.

Was war musikalisch gesehen Ihr größter Classics-Moment?

Haubrichs: Albert Hammond. Es gab keinen anderen Künstler, den wir hatten, wo wirklich jedes Lied ein Hit war. Es waren zwar mitunter Lieder, die er für andere Künstler geschrieben hat, aber es waren alles Hits. Und als Künstler war er zudem menschlich sehr umgänglich – keine Starallüren, nichts. Da haben wir schon ganz andere Künstler gehabt: Für Foreigner musste extra eine Sichtschutzwand von der Garderobe bis zur Bühne gebaut werden, damit niemand sieht, wie sie auf die Bühne gehen. Verrückt.

Oldtimer wecken Emotionen in uns: Kindheitserinnerungen, weil der unverwechselbare Klang eines VW Käfers uns in frühere Zeiten entführt. Bei welchen Oldtimern schlägt Ihr Herz besonders hoch?

Haubrichs: Bei allen schönen Autos: ein Porsche 356 oder eine Borgward Isabella. Ich habe selbst einen Alfa Spider, der braucht noch vier Jahre, um ein Oldtimer zu sein. Ich bin seit Kindesbeinen Autonarr. Als Kind habe ich Autohäuser abgeklappert, um die Autoprospekte zu sammeln. Ich mag aber auch die ganz normalen Alltags-Oldtimer: etwa einen Ford Taunus 17 M, die Badewanne.

Wo und wie werden Sie Freitag, 17. Juli 2020, verbringen?

Haubrichs: Ich vermute mal bei den Rheinbach Classics. Wenn ich eingeladen werde. Nein, ich habe gesagt, dass ich mich nicht komplett zurückziehen werde. Wenn es die Veranstaltung weiterhin gibt, stehe ich mit Rat und Tat zur Verfügung. Eine kleinere Aufgabe werde ich sicherlich übernehmen.

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