Historische Persönlichkeiten Wofür man in Rheinbach Ehrenbürger wird
Rheinbach · Für besondere Verdienste kann eine Persönlichkeit die Ehrenbürgerschaft ihrer Stadt bekommen. Wir haben einmal geschaut, an wen und wofür Rheinbach diese Ehre bisher vergeben hat. Es gibt Gemeinsamkeiten.
Ehre, wem Ehre gebührt, vor allem für jene Menschen, die sich für eine Sache über das übliche Maß hinaus einsetzen. Dafür gibt es in Städten und Gemeinden eine besondere Auszeichnung, die Ehrenbürgerschaft. In Rheinbach möchte die CDU-Fraktion im Rat diese nun für den ehemaligen Bürgermeister Stefan Raetz beantragen. Er wäre der elfte Ehrenbürger der Stadt. In der Liste finden sich viele Bürgermeister - und ein Priester.
Rudolf Felix Joseph von Groote
Für rund dreißig Jahre als Landrat des damals noch existierenden Kreises Rheinbach erhielt Rudolf Felix Joseph von Groote 1913 die Ehrenbürgerschaft. 1858 in Bonn geboren, wuchs er in Ahrweiler auf und studierte in Bonn. 1888 kam er nach Rheinbach, wo er unter anderem die Einrichtung der städtischen Wasserversorgung, den Anschluss von Stadt und Kreis an das Stromnetz und die Einbeziehung des Kreises in die Maßnahmen zur Flurbereinigung begleitete. 1908 wurde er zusätzlich zum Vorsitzenden der Landwirtschaftskammer Rheinland gewählt, am 26. April 1918 folgte sogar die Ernennung zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz. Er verstarb am 10. Mai 1922 während einer Konferenz im Kloster Maria Laach, wo er auch begraben liegt. Zu seinem 100. Todestag ließen die „Freunde des Archivs der Stadt Rheinbach“ an seinem Grab eine Gedenktafel errichten.
Wilhelm Busch
Über den 1867 in Ersdorf geborenen Wilhelm Busch ist weniger bekannt. Selbst seine Ehrenbürgerschaft war in Vergessenheit geraten. Wie Rheinbachs Archivar für das „kultur und gewerbe“-Heft 1999 ausarbeitete, erinnerte man sich eher zufällig durch einen gefundenen Nachruf von 1923 wieder an Busch. Der Postbeamte war Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus, ab 1919 Staatsekretär im Landwirtschaftsministerium und ab 1920 Mitglied des Reichstages. Rheinbach ehrte ihn wohl vor allem für seine Unterstützung beim Aufbau des heutigen St. Joseph-Gymnasiums. Außerdem engagierte er sich für die Eisenbahnlinie Liblar-Ringen, die nach dem Ersten Weltkrieg aber nicht fertiggestellt wurde. Busch selbst verstarb in einem Eisenbahnzug. Er erlitt am 18. Mai 1923 auf dem Weg von Berlin in die Heimat einen Schlaganfall.
Dr. Franz Xaver Sasse
Der 1850 in Köln geborene Theologe war von 1902 bis 1913 Pfarrer und Dechant in Rheinbach. Die Ehrenbürgerschaft erhielt er 1926 anlässlich seines goldenen Priesterjubiläums. Laut Informationen aus dem Rheinbacher Stadtarchiv nennt die Urkunde zur Ehrung dafür folgenden Grund: Länger als ein Jahrhundert sei das „bescheidene Kirchlein Rheinbachs eine Sorge der Geistlichkeit und der Gläubigen“ gewesen. Sasses Einsatz sei der Umbau in ein „würdiges Gotteshaus“ zu verdanken. Sasse war nach seiner Rheinbacher Amtszeit Stadtdechant in Düsseldorf. Er starb am 1932 in Honnef.
Karl Commeßmann
Der Rheinbacher Ehrenbürger, an den unter anderem die Commeßmannstraße erinnert, war dreißig Jahre lang, vom 17. Mai 1897 bis 1. September 1926, Bürgermeister. Kurz vor Ende seiner Amtszeit, am 7. Juli 1926, erhielt er die Ehrenbürgerschaft. Nur kurz nach seinem Dienstende, am 20. September 1926, verstarb er.
Wilhelm Schneider
Der letzte, der vor dem Zweiten Weltkrieg Ehrenbürger von Rheinbach wurde, war 1938 der Jurist und Erste Beigeordnete der Stadt Wilhelm Schneider. Eine vom Stadtarchiv zur Verfügung gestellte Zeitungsnotiz zur Ehrenbürgerschaft listet wohl für diese Zeit wichtige Verdienste Schneiders auf: So führte der 1889 geborene Rechtsanwalt in den chaotischen 1920er Jahren eine Bürgerwehr, „die sich die Bewachung des Eigentums der Bürger zur Aufgabe machte“. Er war Kreiskriegsverbandsführer des Kyffhäuserverbundes – und wurde auch für seinen Einsatz für das Rheinbacher Gymnasium geehrt. Er starb 1942.
Johann Schäfer
Auch der 1867 in Gelsdorf geborene Johann Schäfer bekam die Ehrenbürgerschaft vor allem für seine Zeit als Bürgermeister von Rheinbach. „Hochbetagt“, so ein Zeitungsartikel zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft, habe er das Amt nach dem Zweiten Weltkrieg übernommen. Tatsächlich war er schon 79 Jahre alt, als Schäfer sich 1946 daran machte, die Stadt als erster frei gewählter Bürgermeister nach dem Krieg zu leiten. Er blieb bis Oktober 1948 im Amt. Ehrenbürger wurde er 1957, 1961 verstarb er. Für die Stadt hatte er sich schon vorher engagiert, beispielsweise 1905 als Gründungsmitglied des Turnvereins Rheinbach.
Dr. med. Hans Hirschmann
Im Jahr 1964 ehrte Rheinbach den nächsten ehemaligen Bürgermeister, den Arzt und späteren Landrat Hans Hirschmann. Als Rheinbachs Bürgermeister war er von 1948 bis 1963 im Amt. Von 1952 bis 1964 war er außerdem sechs Amtsperioden lang ehrenamtlicher Landrat des Landkreises Bonn.
Heinz Wilhelm Büttgenbach
Mit der laut einem Pressebericht teuersten Urkunde, die die Stadt Rheinbach jemals in Auftrag gegeben hat, wurde Heinz Wilhelm Büttgenbach im August 1990 zum Ehrenbürger ernannt. Auch er verdiente diese Ehre vor allem in zwanzig Jahren als Bürgermeister. Bemerkenswert: Als er 1969 das Amt antrat, war er gerade einmal 31 Jahre alt. In seine Amtszeit fiel die kommunale Neuordnung, bei der zehn bis dahin politisch selbstständige Orte der Stadt Rheinbach zugeordnet wurden. Büttgenbach verstarb 2017.
Heinrich Kalenberg
Mal nicht Bürgermeister, sondern Stadtdirektor war Heinrich Kalenberg, der 1995 Ehrenbürger wurde. Ein Stadtdirektor war von 1963 bis 1995 der hauptamtliche Leiter der Verwaltung, eine Aufgabe, die heute ebenfalls beim Bürgermeister angesiedelt ist. In die 32 Amtsjahre des 1933 geborenen Kalenberg fallen unter anderem der erste Spatenstich für das Gründer- und Technologiezentrum sowie die Grundlagen für die Ansiedlung der Hochschule.
Dr. Hans Schellenberger
Der letzte ehrenamtliche Bürgermeister von Rheinbach ist zugleich der bislang letzte, der in der Stadt Ehrenbürger wurde. Hans Schellenberger erhielt die Ehrenbürgerschaft im Mai 2000, zuvor war er insgesamt mehr als 30 Jahre Ratsmitglied sowie von 1989 bis 1999 Bürgermeister. Schellenberger war zudem ein enger Weggefährte Büttgenbachs seit dem Abitur. Der 1939 geborene Schellenberger erhielt die Urkunde als Ehrenbürger von seinem Nachfolger im Amt überreicht: von Stefan Raetz, der nun selbst als Ehrenbürger im Gespräch ist.