Katholische Kirche in Rheinbach Die Pallotti-Kirche ist kein Gotteshaus mehr

Rheinbach · Mit der Profanierung der Pallotti-Kirche endet nach 85 Jahren die Geschichte der Ordensgemeinschaft in Rheinbach. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist noch offen.

 Profanierung der Rheinbacher Pallotti-Kirche: Die Kerzen im Altarraum werden symbolisch umgelegt.

Profanierung der Rheinbacher Pallotti-Kirche: Die Kerzen im Altarraum werden symbolisch umgelegt.

Foto: Axel Vogel

50 Jahre nach ihrer Weihe ist die Zeit der Rheinbacher Pallotti-Kirche als sakrales Gebäude zu Ende gegangen. Am Samstag wurde mit dem dafür festgeschriebenen Ritus aus dem sakralen Gebäude wieder ein weltliches. Die Reliquien wurden aus dem Altar genommen, das ewige Licht auf dem Tabernakel gelöscht, ebenso die großen Leuchter, die dann umgelegt wurden, der Altar wurde abgeräumt.

Pallottiner-Provinzial Pater Helmut Scharler trug den Kelch an der Spitze eines feierlichen Auszugs aus der jetzt ehemaligen Kirche, gefolgt von den anderen Priestern, die Reliquien und Altarkreuz hinaustrugen.

Weil die Pallotti-Kirche von keinem kirchlichen Träger übernommen wurde, musste sie nach Kirchenrecht profaniert werden, also entweiht. Das entsprechende Dekret verlas Kreisdechant Pfarrer Heinz-Josef Lahr, der langjährige Rheinbacher Pallottiner-Pater Bruno Kremsler sprach das Abschiedsgebet.

Personelle Gründe

Mit der Profanierung der Kirche endete die rund 85-jährige Ära der Pallottiner in Rheinbach. Aus Alters- und personellen Gründen hat die Ordensgemeinschaft den Standort Rheinbach aufgegeben. Es war zweifellos ein schwerer Tag für die Mitglieder der Gemeinschaft und ihre Mitarbeiter, für viele ehemalige Schüler und Lehrer des früheren Vinzenz-Pallotti-Kollegs sowie Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde Rheinbach und umliegender Gemeinden. Aufgrund der Corona-Pandemie war die Zahl der Teilnehmer am Abschiedsgottesdienst auf rund 60 beschränkt.

Rheinbach sei eine große Zeit für die Pallottiner gewesen, auf die die Gemeinschaft mit großem Stolz zurückschaue, sagte Scharler. „Es war das Pallottinische Dorf in der Stadt Rheinbach“ – mit Gärtnerei, Bäckerei, Schule, Internat und vielem mehr.

Auch die Pfarrseelsorge hatten die Pallottiner 40 Jahre lang übernommen. Nun sei es aber an der Zeit weiterzugehen, Abschied zu nehmen und sich auf Neues auszurichten. Er wies auf die Vorhaben der Pallottiner in Afrika hin, wo sie im Süden Nigerias ein neues Jugendzentrum aufbauen.

Denkmalwert anerkannt

Als schmerzliche Verluste bezeichnete Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken die Profanierung der Kirche und den Weggang der Pallottiner. Er dankte ihnen für ihr „großartiges Wirken in und für Rheinbach und für die Menschen hier“ und wünschte ihnen eine erfolgreiche Zukunft, insbesondere für den Aufbau der Jugendarbeit in Nigeria. Die Kirche sei ein herausragendes, das Stadtbild prägendes Bauwerk und ein sichtbares Zeichen des Wirkens der Pallottiner.

In der Frage der Zukunft des Gebäudes müsse abgewartet werden, ob es unter Denkmalschutz gestellt wird und wie es weiter genutzt werden kann. Wie berichtet, hat das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland den Denkmalwert des Gebäudes bereits positiv beurteilt. Der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Martin Rheinbach, Bernhard Dobelke, kündigte an, dass die Kirchengemeinde sich künftig um die kleine denkmalgeschützte Marienkapelle als Ort der Begegnung kümmern werde. Den Mitarbeitern der Rheinbacher Pallottiner dankte Scharler für die Begleitung bis zum Schluss, insbesondere Jürgen Wünsch, der 18 Jahre lang Verwaltungsleiter war.

Der Gottesdienst zur Profanierung der Pallotti-Kirche auf www.katholische-kirche-rheinbach.de/aktuelles zu sehen.

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