Bestattungskultur Rheinbachs Friedhöfe werden sich bis 2050 verändern

Rheinbach · Die Bestattungskultur hat sich stark gewandelt. Auch in Rheinbach sind Sargbestattungen immer weniger nachgefragt. Die Stadt hat nun ein Konzept, um die Friedhöfe diesen Veränderungen anzupassen.

 Auf dem Friedhof Sankt Martin in Rheinbach sind immer mehr Lücken. Flächen für Sargbestattungen werden nicht mehr so sehr nachgefragt.

Auf dem Friedhof Sankt Martin in Rheinbach sind immer mehr Lücken. Flächen für Sargbestattungen werden nicht mehr so sehr nachgefragt.

Foto: Axel Vogel

Es passiert regelmäßig: Kaum hat im Frühjahr die Vegetationsperiode begonnen, gibt es Beschwerden über den Pflegezustand der Friedhöfe. Das ist auch beim Friedhof Sankt Martin am Rheinbacher Ölmühlenweg nicht anders, wie Bürgermeister Ludger Banken am Tag der Bestattungskultur einräumte. „Die Diskussion ist immer wieder, dass die Pflege etwas besser werden könnte“, sagte er. Doch auch eine sich ändernde Bestattungskultur macht sich bemerkbar. Die Stadt Rheinbach hat dazu nun ein Friedhofentwicklungskonzept.

Bei Friedhofsanlage Sankt Martin, die sich seit 1967 in der Obhut der Stadt befindet, ist die Pflege allerdings aufwendig. Schließlich handelt es sich um einen historisch gewachsenen Friedhof mit sehr verschachtelten Wegen und vielen kleinen, verwinkelten Flächen. „In der Pflege ist sehr viel an händischen Arbeiten nötig. Das steigert auch die Kosten“, erläuterte Fachbereichsleiterin Daniela Hoffmann. Dies habe wiederum steigende Friedhofsgebühren zur Folge.

Trend geht weg von der Sargbestattung

Gleichzeitig geht der Trend in der Bestattungskultur weg von Sargbestattungen und hin zu Urnenbestattungen sowie anderen alternativen Formen. Die Stadt Rheinbach beziffert die aktuelle Nachfrage nach Urnenbestattungen auf 75 Prozent, die der Sargbestattungen auf 25 Prozent. Vor diesem Hintergrund hat das Büro Reepel Schirmer Landschaftsarchitektur GbR im Auftrag der Stadt für den St. Martin Friedhof das Friedhofsentwicklungskonzept erarbeitet, das in der Folge als Muster für alle Rheinbacher Friedhöfe dienen soll (siehe Kasten). Die Ziele: gute barrierefreie Begehbarkeit, einfachere Pflege, das Historische und die Denkmale ebenso erhalten wie den Parkcharakter, die hohe Aufenthaltsqualität als Ort der Begegnung und „grüne Lunge“ weiter verbessern sowie die ökologische Entwicklung mit entsprechendem Pflanzkonzept. Von den Erfahrungen mit dem Konzept für den Friedhof Sankt Martin sollen auch die Friedhöfe der Ortschaften profitieren, denn viele der Vorschläge lassen sich übertragen.

Vorgestellt hat die Stadtverwaltung das Entwicklungskonzept mit einem Tag der Bestattungskultur direkt vor Ort auf dem Friedhof, bei dem sich auch einige Bestattungsinstitute präsentiert haben. Mit den Informationen über das Konzept hat die Stadt zugleich den Dialog mit den Bürgern begonnen. Denn man könne darüber noch sprechen, so Fachbereichsleiterin Daniela Hoffmann. Anregungen und Wünsche können dem Friedhofsamt mitgeteilt werden. „Vieles ist denkbar. Wir wollen aber jetzt schon die Möglichkeiten der Entwicklung vorausdenken“, sagte sie. Keinesfalls sollen Veränderungen „mit der Brechstange“ durchgesetzt werden. Das ergänzte Torsten Bölinger, Fachgebietsleiter Baubetriebshof und Tiefbau/Infrastruktur, auf Nachfrage aus der Bürgerschaft zu Familiengräbern, die erhalten bleiben und nachbelegt werden sollen. Man werde in konkreten Einzelfällen im Gespräch mit den Angehörigen gemeinsame Lösungen finden.

Das Konzept für die Friedhöfe ist langfristig angelegt

Seit dem Jahr 2020 bereits arbeitet das Landschaftsarchitekturbüro Reepel Schirmer an dem Friedhofsentwicklungskonzept, dessen öffentliche Vorstellung durch die Corona-Pandemie etwas verzögert worden sei, wie Dipl.-Ing. Michel Schirmer erläuterte. Der Landschaftsplaner bescheinigte dem Friedhof Sankt Martin „sehr viel Charakter durch alte Bäume“, zugleich aber auch „sehr viele Defizite, teils durch die starke Zergliederung der Fläche“.

Das Friedhofskonzept ist langfristig angelegt, denn die Ruhezeiten beziehungsweise Laufzeiten der Nutzungsrechte oder Neubelegung der einzelnen Grabstätten gilt es zu berücksichtigen. So ist die Umsetzung in mehreren Schritten sukzessive bis 2050 geplant. „Der größte Umbau wird zwischen 2040 und 2050 sein“, so Schirmer. „2050 werden wir einen komplett umgebauten Friedhof haben.“ Aber schon jetzt werde es in Teilbereichen Veränderungen und Verbesserungen geben.

Erste Maßnahmen an der Seite Sürster Weg

Als erster Schritt wird in der zweiten Jahreshälfte 2022 mit der Gestaltung von neuen Urnengrabbeeten entlang der Friedhofsmauer am Sürster Weg begonnen. Wie diese Grabbeete künftig aussehen sollen, wurde anhand von Mustergrabbeeten am Haupteingang gezeigt. So sollen insgesamt etwa 80 Urnengrabbeete entstehen. Zugleich soll der Weg entlang dieser neu angelegten Grabstellen mit einer sogenannten wassergebundenen Decke gestaltet werden. In Vorbereitung auf diese erste Maßnahme wurde sei bereits die Entfernung von Bäumen und Baumwurzeln abgeschlossen und die Flächen für die Anlage der Urnengrabbeete vorbereitet worden. Auf Nachfrage aus der Bürgerschaft erläuterten Planer und Stadtverwaltung, dass auch der „sehr besondere“ Nebeneingang vom Sürster Weg aus in diesem Zuge umgebaut und neugestaltet werde. So sollen dort unter anderem die Höhe angeglichen und ein Fahrradanlehnbügel installiert werden. Aber auch das werde insgesamt einige Jahre dauern, etwa bis 2030, wie Fachbereichsleiterin Hoffmann schätzte.

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