Krippenlandschaft in Sankt Martin Krippe in Rheinbach wird sieben Mal umgebaut

Rheinbach · Die katholische Gemeinde Sankt Martin in Rheinbach baut ihre Krippe im Laufe der Weihnachtszeit sieben Mal um. Eine mittlerweile 97-jährige Rheinbacherin hat die Figuren gestaltet.

 Zum Krippenteam gehört auch Peter Hardenberg, dessen Mutter die Figuren gestaltet und in eine Rheinbacher gesetzt hat.

Zum Krippenteam gehört auch Peter Hardenberg, dessen Mutter die Figuren gestaltet und in eine Rheinbacher gesetzt hat.

Foto: Matthias Kehrein

Noch geht es in der Krippenlandschaft, die in der Rheinbacher Pfarrkirche Sankt Martin aufgebaut ist, ruhig zu. Ein paar Schafe beäugen freundlich den Besucher, der Ochse steht dösend im unbeleuchteten Stall und ein Hirte pausiert auf einer Bank, während Joseph den Esel mit der schwangeren Maria führt.

Ein Team aus Gemeindemitgliedern hat bereits am 3. Advent die rund zehn Kisten mit den in Watte gepackten Figuren aus dem Turmzimmer der Kirche heruntergeholt und die ersten Figuren in Szene gesetzt. Jetzt treffen sich die Ehrenamtlichen noch einmal, um die Weihnachtsgeschichte für Heiligabend zu stellen. Insgesamt sieben Mal verändern sie die Darstellung im Laufe der Weihnachtszeit, um die Bibelgeschichte nachzuerzählen.

Noch heute geschieht dieses nach der Vorstellung von Margarete Hardenberg, die die ersten Krippenfiguren vor mehr als zwanzig Jahren im Auftrag der katholischen Kirchengemeinde schuf. Auch wenn die 97-jährige Rheinbacherin seit zwei Jahren nicht mehr persönlich beim Krippenaufbau anwesend ist, wird sie bei Veränderungsideen zu Rate gezogen. In Reih und Glied stehen die meisten der rund 30 Figuren auf einem Tisch in der Sakristei und warten auf ihren Einsatz. „Die Kleider haben wir bereits aufgebügelt und hier und da abgeblätterte Farbe ausgebessert“, erklären Maria Hofer und Claudia Spittel als Mitglieder des elfköpfigen Krippenteams, das seit 2017 für den Aufbau verantwortlich ist.

Als erstes wurden die im Keller gelagerten Kartons mit Moos, Rinde und Steinen und auch die Podeste und Holzbalken heraufgeschleppt. „Da haben wir auch in diesem Jahr Unterstützung von der KJG gehabt, denn es ist zum Teil auch körperlich schwierig, in die Kulissen hochzuklettern“, erklärt Hofer und zeigt auf die mit Steinpapier ausgekleideten Rundbögen des Kirchengemäuers. Dahinter sind Leinwände in einer Größe von rund zwei mal zweieinhalb Metern aufgehängt.

Um die Krippenszenerie nach Rheinbach zu verlegen, hat Margarete Hardenberg hier verschiedene, für die Glasstadt charakteristische, spitzgiebelige Fachwerkhäuser und einen weiten Blick in eine hügelige Eifellandschaft gemalt. Zum Ausdruck der Verbundenheit der Pfarrgemeinde mit den Pallottinern, die die Pfarrei jahrzehntelang bis Ende August 2012 geistlich betreut haben, hat sie auch eine Nachbildung des heiligen Vinzenz Pallotti geschaffen.

„Daher bleibt die Krippe auch immer so lange stehen, bis wir die Figur zu seinem Gedenktag am 22. Januar dazu stellen“, erklärt Hofer, was es mit der außergewöhnlichen Krippenfigur auf sich hat.

Die etwa 60 Zentimeter großen Figuren sind alle beweglich: Sie sind aus einem Holzgestell und Draht, sowie aus einem Gemisch aus Holzmehl und Leim gestaltet. Entsprechend ihrer Persönlichkeit sind sie charakterstark dargestellt und detailreich modelliert. Mit feinen Gesichtszügen und kunstvoll gemalter Mimik lässt Hardenberg die Figuren ihre persönliche Geschichte erzählen. So sind faltenreiche Gesichter, stolze oder gebrochene Blicke zu erkennen. „Frau Hardenberg war wichtig, dass gemäß der Bibelgeschichte, in der die Hirten als Ärmste und Ausgestoßene als erste zu Jesus an die Krippe kamen, auch diejenigen eine Rolle spielen, die nicht zur Gesellschaft gehören“, erläutert Claudia Spittel und zeigt ein indianisches Paar mit Kind, zwei Straßenkinder aus Brasilien und eine Reisarbeiterin mit Sohn.

Das Weltgeschehen in den 1990iger Jahren, als die Krippe entstand, spiegelt sich auch in der Figur einer Großmutter mit verwundetem Jungen aus dem Bosnienkrieg wider. Schließlich ist die Partnergemeinde in Ruanda in Form einer Mutter mit zwei Kindern vertreten und Hardenberg lässt auch die europäischen Randgruppen nicht in Vergessenheit geraten.

„Der Bettler hier mit der Flasche in seiner Jackentasche hat in der Szene seine Mütze vor sich liegen, darin finden wir immer wieder Münzen, die unsere Gemeindemitglieder ihm zustecken“, berichtet Hofer. Sie betont, wie wichtig es sei, die Figuren lebendig werden zu lassen. So fällt dem Aufbauteam gleich auf, dass der Blick eines Hirten auf der Bank ins Leere geht. „Wir brauchen ein Schaf, das nach oben schaut“, wirft Ulrike Bohl ein und positioniert das Tier so, dass beide Figuren mit Blicken kommunizieren.

Innerhalb der L-förmigen und etwa fünf mal drei Meter langen Anlage entstehen auf diese Weise viele Einzelszenen voller Wärme und voller Symbolik. „Die Betreuung der Krippe beschert mir eine ganz intensive Weihnachtszeit“, resümiert Maria Hofer und lässt dieses ehrenamtliche Engagement, das allein für den ersten Aufbau rund zwei Nachmittage in Anspruch nimmt, in einem besonderen Licht erscheinen.

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