Ein Jahr Römerkanal-Infozentrum in Rheinbach „Der Anfang war sehr vielversprechend“

Rheinbach · Die Macher des Römerkanal-Infozentrums ziehen nach einem Jahr Bilanz: Guter Start, dann kam Corona. Nach der Schließung wollen sie sich jedoch langsam wieder herantasten. Welche Besucher ihnen besonders fehlen, ist ihnen klar.

 Brot und Spiele: Gladiatoren kämpfen bei der Eröffnung des Rheinbacher Römerkanal-Infozentrum am Himmeroder Wall.

Brot und Spiele: Gladiatoren kämpfen bei der Eröffnung des Rheinbacher Römerkanal-Infozentrum am Himmeroder Wall.

Foto: Axel Vogel

Masken trugen die römischen Gladiatoren, die vor dem Römerkanal-Infozentrum während der Eröffnung des Museums zur Freude der Zuschauer martialisch ihre Schwerter schwangen. Allerdings war dies kein Mund-Nasen-Schutz sondern Teil des original nachgebauten Helms der schauspielenden Schwertkämpfer. Im September vergangenen Jahres eröffnete das Infozentrum seine Pforten. Nach einem guten Start bremste die Corona-Pandemie den Museumsbetrieb am Himmeroder Wall abrupt aus. „Der Anfang war sehr vielversprechend. Jetzt nach der Schließung tasten wir uns wieder langsam ran“, sagt Lorenz Euskirchen, Vorsitzender des Freundeskreises Römerkanal, im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

Von September bis zum Ende vergangenen Jahres rund 3500 Gäste den Glaskubus am Himmeroder Hof, um sich über das größte römische Technikbauwerk nördlich der Alpen zu informieren: die 92 Kilometer lange römische Eifelwasserleitung zwischen Nettersheim und Köln. Bis zum Lockdown kamen zwischen Januar und Mitte März circa 1000 Besucher.  „Seit der Wiedereröffnung Anfang Mai bis jetzt sind es nur etwa 400. Was uns augenblicklich fehlt, sind die Gruppen“, berichtet Vera Ahlbach, Projektmanagerin der Stadt Rheinbach.

 Wie die Römer vor 2000 Jahren kilometerlange Wasserleitungen bauten, lässt sich in der Ausstellung anschaulich verfolgen.

Wie die Römer vor 2000 Jahren kilometerlange Wasserleitungen bauten, lässt sich in der Ausstellung anschaulich verfolgen.

Foto: Axel Vogel

Ein Gefühl der Zufriedenheit über die Besucherzahlen der ersten Monate habe sich eingestellt, dann jedoch habe die Corona-Pandemie diesen Schwung zum völligen Stillstand gebracht, sagt Euskirchen, dessen Freundeskreis vor zwölf Jahren den gedanklichen Anstoß zum Bau des Museums an der geografischen Mitte des 120 Kilometer langen Römerkanal-Wanderwegs von der Eifel bis in die Domstadt gegeben hat. „Wir hatten für dieses Jahr auch viele Anfragen für Führungen, können sie wegen der Pandemie aber nicht anbieten.“ Dabei hatten sich gerade die fachkundigen Leitungen durch das zweistöckige Infozentrum als Qualitätsmerkmal der neuen Einrichtung entwickelt.

Wenn etwa Rolf Greiff, früher Lehrer für Latein und Sport am Rheinbacher Vinzenz-Pallotti-Kolleg, Professor Klaus Grewe, Geodät und Archäologe, oder Ingo Weule vom Verein Lebendige Geschichte in seinem Legionärsgewand berichten, wie im Wortsinne das Wasser laufen lernte und den weiten Weg aus der Eifel bis nach Köln überwinden konnte, gibt es für die Zuhörer eine Menge zu staunen. „Auch für Geburtstage und Veranstaltungen mit Jugendlichen ist das Interesse groß“, erklärt Euskirchen. „Wir suchen jetzt nach Lösungen, wie wir trotz Corona-Beschränkungen unseren Besuchern Führungen anbieten können.“

  Das Modell einer römischen Steinsäge zeigt, mit welchen vergleichsweise bescheidenen, aber effektiven Hilfsmitteln die Römer in der Antike arbeiten. 

Das Modell einer römischen Steinsäge zeigt, mit welchen vergleichsweise bescheidenen, aber effektiven Hilfsmitteln die Römer in der Antike arbeiten. 

Foto: Axel Vogel

Aufgegangen ist die Strategie, dass der 1988 eröffnete Römerkanal-Wanderweg Besucher von ihrer – im Wortsinne – aussichtsreichen Wanderung ins Museum zieht. „Der Weg ist in beide Richtungen ausgeschildert, und tatsächlich nutzen die Gäste den Römerkanal-Wanderweg von der Eifel nach Köln genauso wie von Köln in unsere Richtung“, weiß Ahlbach. Als Vorteil erweise sich, dass jede der sieben Etappen des Wanderwegs in die Römerzeit mit einem Anschluss an das Bus- oder Bahnnetz ausgestattet ist. Beliebt bei Tagestouristen sei auch, begleitete Wanderführungen zu buchen, um sich auf dem Weg über die Ingenieurskünste der Antike sowie über Begebenheit am Wegesrand berichten zu lassen. „Wir haben derzeit Anfragen aus Bayern, Sachsen oder Schleswig-Holstein. Gerade diese individuellen Angebote laufen super“, sagt Ahlbach.

Um dem Infozentrum nach wochenlanger Zwangspause den Schwung der ersten Monate zurückzugeben, werben die Museumsmacher künftig mit Infos in französischer, englischer und niederländischer Sprache. Ebenso entsteht in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) ein Video, das das Spektrum des Museums in Gebärdensprache präsentiert. Zudem soll eine Audio-Führung in einer vereinfachten Sprache entstehen.  „Außerdem planen wir, neue Exponate auszustellen und Sonderausstellungen zu zeigen“, gibt Euskirchen einen Ausblick.

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