Sanierung der flutgeschädigten Wache dauert an Dauerhaft gemeinsame Wache für Rheinbach und Meckenheim?

Rheinbach · Künftig eine statt zwei Wachen für Rheinbach und Meckenheim? Manche Polizisten erkennen in der vorübergehenden Zusammenlegung aufgrund der Sanierungsarbeiten in Rheinbach inzwischen Synergieeffekte. Gewerkschafter sähen eine Zusammenlegung kritisch.

Die Meckenheimer Polizeiwache: Rund 50 Beamte, die zur Rheinbacher Wache gehören, haben derzeit hier ihren Arbeitsplatz, weil ihr Dienstsitz in Rheinbach saniert wird.

Foto: Axel Vogel

Seit mehr als einem Jahr sind rund 50 Polizeibeamte, die in Rheinbach ihren Dienst tun, auf der Meckenheimer Wache untergebracht. Grund dafür sind die Schäden an der Rheinbacher Wache, deren Keller samt Technik bei der Flutkatastrophe am 14. Juli 2021 unter Wasser stand. Die Sanierung zieht sich wie berichtet länger hin als gedacht – zumindest bis weit ins kommende Jahr. Während sich bei manchen Beamten inzwischen Unmut über längere Fahrtwege nach Meckenheim und das beengte Arbeiten dort regt (der General-Anzeiger berichtete), werden nun auch Stimmen unter den Polizisten laut, die Vorteile auch in einer dauerhaften Zusammenlegung der beiden Wachen sehen würden.

So meint ein Beamter, der seinen Namen nicht nennen möchte, eine Erhöhung der Schlagkraft der vorhandenen Beamten würde für eine dauerhafte Zusammenlegung beider Wachen sprechen. Voraussetzung wäre aber eine räumliche Vergrößerung der Diensträume, meint ein anderer Polizist.

„Dass wir jetzt mit den Kollegen in Meckenheim auf einer Wache zusammenarbeiten, bringt Synergieeffekte“, führt ein Beamter aus, der im Vorgebirge Dienst tut. Das will er nicht nur auf die Verschlankung der Polizeigebäude verstanden wissen, sondern vor allem auf das operative Geschäft. Denn statt Polizisten bei größeren oder mehreren gleichzeitig auftretenden Einsätzen zeitraubend aus beiden Wachen disponieren zu müssen, könnte die Polizei im Fall einer Zusammenlegung der Wachen aus einem „gemeinsamen Pool schöpfen, dessen Größe sofort abrufbar ist“, so der Beamte: „Die Kommunikationswege sind viel kürzer, was auch für die Reaktionszeit von Vorteil ist.“

Für einen anderen Kollegen kommt noch ein weiteres Argument hinzu: „Das Wir-Gefühl der Beamten wäre bei einer Zusammenlegung ein ganz anderes.“ Bislang hätten die Beamten der Wachen untereinander wenig Kontakt zueinander gehabt. Eine Veränderung des Arbeitsklimas untereinander sei nun bereits spürbar nach dem einem Jahr, in dem nun Meckenheimer und Rheinbacher Kollegen zusammen unter einem Dach agieren, so der Polizist weiter: „Wir haben unlängst zum ersten Mal zusammen einen Betriebsausflug gemacht.“

Gewerkschafter sind skeptisch

Dirk Lennertz, Vorsitzender der Bonner Gewerkschaft der Polizei, sieht den Vorschlag einer Zusammenlegung differenzierter. „Bereits in der Vergangenheit gab es solche Zusammenlegungen, die immer auch mit einem Personalabbau verbunden waren.“ Zudem befürworte seine Gewerkschaft den Status Quo im Sinne „einer Stärkung der Bürgernähe“. Vielen Menschen sei die Nähe zur Polizei wichtig: „Und genau dieses Sicherheitsempfinden ist uns ein ganz großes Anliegen“, betont Lennertz. Mit Blick auf eine Zusammenlegung sagt er: „Die Wachen müssten dann aber auch personell so ausgestattet sein, dass sie ihre Aufgaben entsprechend wahrnehmen können.“

Genau das wäre aber nicht der Fall, meint Lennertz‘ Stellvertreter Frank Kreft: „Die Kräfteberechnung der Wachen orientiert sich an der Anzahl der sogenannten von außen veranlassten Einsätze. Vereinfacht dargestellt, werden die Anrufe gezählt, in denen ein Bürger die Polizei benötigt.“ Zur Bewältigung genau dieser Anzahl an Notrufen würden die Wachen mit Streifenbeamten ausgestattet. Dabei sei die Anzahl der Beamten in der Theorie so ausgelegt, „dass zur Bewältigung der Einsätze keine Kollegen der Nachbarwachen benötigt würden. „In der Praxis klappt das aber nicht immer“, weiß Kreft.

Dieses durchaus „auf Kante“ genähte Personalkonzept eröffne seinen Kollegen daher auch kaum Spielräume zur Bewältigung von Zusatzaufgaben, wie etwa das Streifefahren in Angsträumen: „Dafür fehlt es oft an der Zeit und den Kräften, was unsere Kollegen natürlich wurmt, weil sie sich als eine bürgernahe Polizei verstehen.“ So werde auch verständlich, warum sich Polizisten wünschten, dass Wachen zusammengelegt werden, um die personellen Möglichkeiten zu verbessern. „Hätte jede Wache genügend Reserven, würden diese Wünsche wahrscheinlich nicht aufkommen“, so Kreft.

Rheinbacher Wache soll Herbst 2023 fertig sein

Der Bonner Polizeipräsident Frank Hoever hatte erst unlängst unterstrichen, dass für den Wachstandort in Rheinbach ein Mietvertrag mit Laufzeit bis zunächst 2037 unterzeichnet wurde: „In enger Abstimmung mit der zuständigen Landesoberbehörde und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) wird eine bürgerfreundliche, barrierefreie und moderne Polizeiwache mit technisch und energetisch hohen Standards entstehen.“ Nach Auskunft des BLB werde das Wachgebäude voraussichtlich im Herbst 2023 bezugsfertig sein. „Daraus folgt auch, dass keine Überlegungen bestehen, die Wachen in Meckenheim und Rheinbach zusammenzulegen“, sagt Polizeisprecher Frank Piontek. Dies habe Polizeipräsident Hoever unlängst bei einem Gespräch mit Beamtinnen und Beamten der Wachen Rheinbach und Meckenheim deutlich gemacht.

So äußern sich die beiden betroffenen Kommunen

„Da die Organisationsgewalt beim Polizeipräsidium Bonn liegt und uns zur Thematik keine Informationen vorliegen, ist das Thema derzeit keines der Stadt Meckenheim“, so Sascha Bach, Mitarbeiter der dortigen Pressestelle. Die Stadt Rheinbach will derweil die Wache vor Ort unbedingt behalten, „da dieses ein wesentlicher Beitrag zu Stärkung des Sicherheitsgefühls der Bürger ist“, betont Stadtsprecher Norbert Sauren. Nicht nur die Ordnungspartnerschaft mit der Rheinbacher Wache habe sich bestens bewährt. Zudem sei ein Streifenwagen aus der Rheinbacher Kernstadt sicherlich schneller in Todenfeld als ein Streifenwagen aus Meckenheim“, so Sauren weiter.