Notfallübung in Rheinbach Wenn Notärzte triagieren müssen

Rheinbach · Wenn eine Bahn mit einem Auto kollidiert, müssen die Rettungskräfte wissen, was sie tun. Deshalb übten Malteser und Rheinbacher Feuerwehr bei Oberdrees jetzt den Ernstfall.

Die Rheinbacher Feuerwehr und die Malteser üben auf den Bahngleisen bei Oberdrees in der Nähe der Bahnverladestation der Bundeswehr die Rettung von Personen nach einem Bahnunfall.

Die Rheinbacher Feuerwehr und die Malteser üben auf den Bahngleisen bei Oberdrees in der Nähe der Bahnverladestation der Bundeswehr die Rettung von Personen nach einem Bahnunfall.

Foto: Axel Vogel

Viel Blaulicht war am Donnerstagabend weithin sichtbar auf den Feldern zwischen Oberdrees und Odendorf nahe des Verladebahnhofs der Bundeswehr. Ziel von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei war ein Zug, wie er regelmäßig auf der Linie S 23, der Vorgebirgsbahn, verkehrt, der auf offener Strecke stand. Es fehlte daher auch nicht an Nachfragen von besorgten Bürgern, die sich auch den General-Anzeiger gewandt hatten.

Bei dem Szenario in den Oberdreeser Feldern handelte sich nicht um einen Unfall oder gar einen Anschlag Vielmehr um eine recht ungewöhnliche Übung, die auch Dank der Unterstützung der Deutschen Bahn, die den Zug sowie entsprechende Mitarbeiter zur Verfügung gestellt, möglich wurde.

Übung: Auto von Zug erfasst

Das Drehbuch für die Übung, das sich die Rheinbacher Wehrleitung zusammen mit Tim Spey, dem stellvertretenden Leiter der Malteser Rettungswache in Rheinbach ausgedachte hatte, sah vor: Beim Überqueren eines unbeschrankten Bahnübergangs wird ein Auto von einem Zug erfasst. Ort des Geschehens: Das bundeswehreigene Zubringergleis zur Verladestation, auf dem es ansonsten keinen öffentlichen Bahnverkehr gibt.

Im Blickpunkt für die insgesamt rund 80 Retter standen nun Sichtung, Erstversorgung und Abtransport von rund 15 mehr oder weniger schwer Verletzten aus dem Zug wie dem Auto, die allesamt von Freiwilligen realitätsnah gemimt wurden. Insbesondere für die rund 30 Mitarbeiter der Malteser bedeutete das Identifizieren jener Schwerverletzten, die schnellstmöglichst ins Krankenhaus gebracht werden mussten, ein hohes Maß an Stress. Dabei war Hand-in-Hand-Arbeit mit den Wehrleuten von Feuerwehreinsatzleiter Laurenz Kreuser gefragt.

Verletzte in Kategorien unterteilen

Die Triage ist ein in der Notfallmedizin bekanntes Verfahren, das laut Tim Spey auch die Notärzte der Malteser bei der Übung am Donnerstagabend anwenden mussten. Denn da für die 15 Verletzten nur begrenzt medizinische Hilfe zur Verfügung stand, mussten die Notärzte triagieren, wer besonders gefährdet war und zugleich die größten Überlebenschancen hatte. Daher bekam die Patienten, die sofort ins Krankenhaus gebracht werden mussten, eine rote Kategorisierung, erklärte Spey, der bei der Übung auch als Beobachter fungierte.

Eine gelbe Markierung bekamen etwa jene Patienten mit einer Fraktur, die ebenfalls zeitnah in Krankenhaus transportiert werden mussten. Nicht ganz so dringlich war es bei Personen mit einer grüne Kategorisierung, die etwa im Zug leichtere Verletzungen wie Schürfwunden erlitten hatten.

Malteser Spey betonte, dass bei den ganzen Rettungsdienstabläufen aber auch die stete Kommunikation mit der Feuerwehr das A und O sei. Schließlich gehe es dabei beispielsweise um logistische Fragen. So muss der Abtransport der Verletzten über die engen Feldwege gewährleistet sein, sprich, Rettungswege dürfen nicht von Einsatzfahrzeugen blockiert sein.

Teamwork ist sehr wichtig

Ganz wichtig war Teamwork bei der Befreiung der eingeklemmten Person in dem Auto, das von dem Zug erfasst und völlig zertrümmert worden war. Nichts ging hier beim Aufschneiden des Wracks ohne ständige Absprache der eingesetzten Feuerwehrkräfte mit dem Notarzt. Auch beim Abtransport der Verletzten aus dem Zug ging nichts ohne Kreusers Kameraden: Da zwischen dem Niveau der Zugausstieg und dem Gleisbett gut 1,20 Meter überbrückt werden mussten, legten die Wehrleute Leitern an und errichteten eine Rettungsplattform, wie sie sonst bei Lkw-Unfällen eingesetzt wird, als Behelfsausstieg.

Zu den aufmerksamen Beobachtern der Übung gehörte auch Bahn-Notfallmanager Dennis Heldt, weil der sagt: „Wir erhoffen uns bei der Übung auch wertvolle Erkenntnisse für unsere interne Kommunikation.“

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