„Zero Waste City“ Rheinbach will abfallfrei werden

Rheinbach · Jeder Deutsche produzierte 2019 im Durchschnitt 457 Kilogramm Abfall allein im Haushalt. Um den Müll in Rheinbach zu reduzieren, will die Stadt eine „Zero Waste City“ (Null-Abfall-Stadt) werden. Gefragt sind dabei auch die Rheinbacher Bürger.

 Jeder Bürger produzierte 2019 im Schnitt 457 Kilogramm Haushaltsabfälle.

Jeder Bürger produzierte 2019 im Schnitt 457 Kilogramm Haushaltsabfälle.

Foto: dpa/Fernando Gutierrez-Juarez

Das Ziel, eine „Zero Waste City“ (Null-Abfall-Stadt) zu werden, trifft im Stadtrat Rheinbach auf einhellige Zustimmung. Einem entsprechenden Antrag der UWG-Fraktion, „die erzeugte Abfallmenge pro Kopf deutlich zu senken“, stimmten alle Fraktionen zu. Damit solle die Umweltbelastung verringert und die Klimabilanz verbessert werden, heißt es im UWG-Antrag. Durch Beratung und Anreize im Rahmen der städtischen Kompetenzen wolle man sich dem Ziel nähern.

Dabei solle Rheinbach positive Erfahrungen aus Nachbarkommunen, ganz Deutschland und Europa aufgreifen und sich mit ihnen vernetzen. Hintergrund für die Bemühungen sind Ergebnisse des Statistischen Bundesamts. Laut Angaben der Behörde produzierte jeder Bürger in Deutschland im Jahr 2019 im Durchschnitt 457 Kilogramm allein bei den Haushaltsabfällen. Industrie-, Bau- und Landwirtschaftsabfälle seien dabei noch nicht eingerechnet.

„Jeder noch so kleine Schritt ist zu begrüßen, der dazu beiträgt, unsere Umwelt von überflüssigem Abfall zu befreien“, so die UWG. Ressourcen und Energie sollten nicht bei der Erzeugung und Entsorgung zahlloser Produkte aus Plastik, Papier oder Aluminium verschwendet werden. Viele Kommunen hätten bereits Konzepte entwickelt, um der Abfallflut entgegenzuwirken.

„Zero Waste City“: Bürger aus Rheinbach haben es in der Hand

In Europa gehören 400 Städte zum Netzwerk „Zero Waste Cities“. Als Beispiel nannte Dieter Huth (UWG) Kiel, wo ein umfassendes Konzept mit Schritten zum Ziel entwickelt worden sei. Viele Initiativen dazu lägen in der Eigenverantwortung der Bürger. Die UWG nennt Beispiele: „Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft, wiederverwendbare Wachstücher statt Frischhaltefolien, Leitungswasser statt Wasser aus PET-Flaschen, Second Hand statt Neuware, Reparieren statt Wegwerfen“.

Die Stadt müsse diese Initiativen, wo nötig per Verordnung, steuern sowie mit Informationen und Anreizen fördern. Dazu können laut UWG das Verbot von Einwegprodukten bei Veranstaltungen, in allen städtischen Organisationseinheiten und bei Bewirtungen auf öffentlichem Grund gehören. Auch die Digitalisierung in der Verwaltung und das papierlose Büro können maßgeblich zielführend sein. Auch könne man ein Becherpfand erheben, für abfallfreie Mensen sorgen und Mülltrennung in Schulen und Bildungseinrichtungen vornehmen.

Viele Fragen bleiben für die Stadt Rheinbach zu klären

Für die CDU schloss sich Joachim Schneider dem Vorschlag an. Alle Bürgerinnen und Bürger sollten deutlich weniger Müll produzieren. Rheinbach ohne Plastikmüll nannte er als Ziel. Auch Martina Koch (SPD) fand das Ziel „wunderbar“. Sie wies aber darauf hin, dass damit sehr viel Arbeit für die Verwaltung verbunden sei, die dazu personell aufgestockt und finanziell ausgestattet werden müsste. Wegen der notwendigen Voraussetzungen kam die Frage auf, ob der Beschluss vertagt werden sollte. Das mache nicht viel Sinn, befand Bürgermeister Ludger Banken.

Man einigte sich auf den Beschluss, aber auch darauf, dass die Verwaltung einen Fahrplan erstellen und die Voraussetzungen bewerten solle. Aufwand, Träger, Initiativen seien ebenso zu benennen wie der Personalbedarf. Notwendig sei auch die Unterstützung der zuständigen Fachbehörden. Dies werde dann im zuständigen Ausschuss besprochen.

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