Narren stürmen die Kaserne Rheinbacher Brigadegeneral gerät in jecke Gefangenschaft

Rheinbach · Angeführt von den Rheinbacher Stadtsoldaten rückt eine bunt kostümierte und närrisch uniformierte Armada mit mehr als 200 Mitgliedern und Schaulustigen an. Die Jecken nehmen Wolfgang Renner schon vor der Erstürmung der Tomburgkaserne in Gewahrsam.

 Geschickter Plan: Die Verteidiger der Tomburgkaserne brachten kistenweise Kamelle unters Narrenvolk, damit die Jecken diese nicht stürmen konnten.

Geschickter Plan: Die Verteidiger der Tomburgkaserne brachten kistenweise Kamelle unters Narrenvolk, damit die Jecken diese nicht stürmen konnten.

Foto: Axel Vogel

Dass sich die Narrenschaft Rheinbachs alljährlich neue, ausgeklügelte Strategien überlegt, um den in Sachen Verteidigung versierten Bundeswehrsoldaten der Tomburgkaserne ein Schnippchen zu schlagen, ist nichts Neues. Dass die Jecken allerdings den sogenannten Standortältesten Rheinbachs, den Soldaten mit dem höchsten Dienstgrad, bereits sieben Stunden vor dem eigentlichen Aufeinandertreffen der unterschiedlich uniformierten Heerscharen zu ihrem närrischen Gefangenen machen, das gab es noch nie.

Aus dem Schutz der Dunkelheit schreiten die Entführer um Ex-Prinz Jörg Nawrath gegen 7.12 Uhr auf den völlig verdutzten Brigadegeneral Wolfgang Renner zu und geben ihm unmissverständlich zu verstehen, dass er fortan ihr Gefangener ist. Die Überraschung war gelungen: Um ihren überraschenden Plan in die Tat umzusetzen, begeben sich die Rheinbacher Narren schließlich dorthin, wo sie kein Mensch vermutet – in die Nachbarstadt Meckenheim, genauer gesagt zum Bahnhof der Apfelstadt.

Angeführt von den Rheinbacher Stadtsoldaten rückt eine bunt kostümierte und närrisch uniformierte Armada mit mehr als 200 Mitgliedern und Schaulustigen an, darunter die Gro-Rhei-Ka Narrenzunft Prinzengarde 1895, der NCR Blau-Gold, das Karnevalskomitee Blau-Weiß und der Närrische Schornbusch, um die Tomburgkaserne bis Aschermittwoch in ihren Besitz zu nehmen.

Auffällig ist: Neben der obligatorischen Konfettikanone führen die Jecken dieses Mal einen schwarzen Kastenwagen mit verdunkelten Scheiben mit sich, auf dem in großen Lettern die Worte Gefangenentransport“ geschrieben stehen. Spätestens da erkennen die Camouflage-Uniformierten auf der anderen Seite des Kasernenzauns, dass die Zeit für Verhandlungen gekommen ist. „Verhandlungen sind besser als Krieg“, ruft Oberst Rainer Beeck den versammelten Jecken zu, der in Ermangelung des Standortältesten die Verteidigung der Bundeswehr-Liegenschaft kommandiert. „Essen war wenig, aber das Trinken war okay“, erklärte Renner nachdem er dem Gefangenentransport entsteigen darf.

Die Angreifer um Sigrid Wiersberg vom NCR Blau-Gold Rheinbach geben sich rasch geständig: „Wir haben ihn“, ruft Wiersberg Beeck und seinen verblüfften Vasallen zu. Ein Lösegeld sei auch fällig – ein Bierdeckel mit reichlich Bleistiftstrichen, jeder steht für ein Kölsch, müsse noch ausgelöst werden. Doch damit nicht genug. Die angerückten Tollitäten um Rheinbachs Prinzessin Astrid I., dem Queckenberger Dreigestirn Prinz Johannes I., Bauer André I. und Jungfrau Dominika I. sowie dem Rheinbacher Kinderprinzenpaar Prinzessin Amira I. und Prinz Emma I. wollen auch noch eine Forderung erfüllt sehen: Der Brigadegeneral soll für mindestens 24 Stunden Astrids Prinz sein.

Was macht ein Offizier mit goldenem Eichlaub des lieben Friedens Willen nicht alles: Er willigt ein, umarmt die Tollität und überlässt den Narren die Kaserne – dies allerdings zum letzten Mal. Im März wird Renner zum Generalmajor befördert und wechselt von Rheinbach nach Brüssel.

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