Archäologischer Sensationsfund Rheinbacher "Ötzi" kehrt nicht zurück

Rheinbach · Das 4500 Jahre alte Skelett aus Jungsteinzeit, welches vor dem Beginn von Bauarbeiten für ein Gewerbegebiet in Rheinbach entdeckt worden ist, bleibt im Bonner LVR-Museum.

Mitsamt dem Erdreich drumherum bargen die Archäologen die 4500 Jahre alten Knochen vom Rheinbacher Wolbersacker.

Mitsamt dem Erdreich drumherum bargen die Archäologen die 4500 Jahre alten Knochen vom Rheinbacher Wolbersacker.

Foto: Jürgen Vogel/LVR-Landesmuseum

Über viereinhalb Jahrtausende schlummerten seine sterblichen Überreste unentdeckt im Rheinbacher Erdreich. 40 Jahre lang lebte der „Ötzi von Rheinbach“ zuvor auf einem Grund, auf dem heute das neue, vor wenigen Tagen erst offiziell eröffnete Distributionszentrum von DHL Supply Chain, Kontraktlogistik-Spezialist der Deutschen Post DHL Group, eröffnet worden ist. Dem Beginn der Bauarbeiten für dieses Gebäude mit 32.000 Quadratmetern Nutzfläche, 20.000 verschiedenen Artikeln und 33 Laderampen, von denen aus Kunden in 65 Ländern mit rund 750.000 Lieferungen pro Jahr versorgt werden, machten sich Archäologen auf dem sogenannten Wolbersacker auf die Suche nach frühzeitlichen Relikten.

Was sie unter anderem fanden, waren die in Hockstellung bestatteten Knochen eines Menschen aus der Jungsteinzeit (der GA berichtete). Dass dieser Fund eines nicht allzu fernen Tages zurückkehrt, um am Ort seiner Entdeckung adäquat ausgestellt werden zu können, diesem Ansinnen hat das Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland des Landschaftsverbands Rheinlands (LVR) jetzt eine klare Absage erteilt.

Während eines Treffens vor wenigen Tagen hatten Martin Vollmer-König, Leiter der in Bonn ansässigen Abteilung Denkmalschutz des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, und Ursula Francke, ebenfalls vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, der Rheinbacher Verwaltungsspitze berichtet, dass sie von Amts wegen keine Möglichkeit sehen, das 4500 Jahre alte Skelett oder die ebenfalls im Erdreich des Wolbersackers gefundenen Grabbeilagen in Rheinbach auszustellen.

Untersuchungen dauern Jahre

„Das in Rheinbach gefundene Skelett ist so außergewöhnlich gut und vollständig erhalten, dass es über Jahre im Landesmuseum Bonn wissenschaftlich untersucht und dann gegebenenfalls in Bonn ausgestellt wird“, berichtete Raffael Knauber, Erster Beigeordneter der Stadt Rheinbach. Hintergrund: Die Fundstücke sind wegen ihrer herausragenden Bedeutung bereits in Landesbesitz übergegangen (der GA berichtete). Der noch namenlose, archäologische Sensationsfund vom Rheinbacher Wolbersacker hatte bereits kurz nach der Veröffentlichung seiner Entdeckung im Januar die Fantasie der GA-Leser angeregt. Mehr als 250 Namensvorschläge zum „Ötzi von Rheinbach“ gingen in der Redaktion des General-Anzeigers ein. Als Favoriten entpuppten sich die Namensanregungen Rheini, Raetzi, Tommi oder Wolbi.

Ein Zugeständnis hatte Vollmer-König allerdings seinen Rheinbacher Gesprächspartnern gemacht: „Er hat ausdrücklich auf die Möglichkeit hingewiesen, dass der LVR bei der Erstellung einer Dokumentation über die Rheinbacher Ausgrabung unterstützend mitwirken könne“, erklärte Knauber. Diese Dokumentation der Sichtungen und Ausgrabungen auf dem künftigen Gewerbegrund könne dann in Rheinbach zu sehen sein. Außerdem bestünde die Möglichkeit, so die beiden Experten des LVR, eine Kopie des Skeletts anfertigen zu lassen. Für dieses Replikat müsse dann allerdings die Stadt Rheinbach aufkommen – oder ein anderer, womöglich privater Geldgeber.

Im Ötztal aufgefunden

„Nur Originalfunde haben die erforderliche Anziehungskraft“, hatte CDU-Ratsherr Bernd Beißel während der jüngsten Fragestunde des Rates erklärt. Ein beredetes Beispiel sei die Darstellung des echten, rund 5300 Jahre alten „Ötzi“ in Bozen/Südtirol, so der Christdemokrat. Seinen Namen trägt das alpine Fundstück, da sein mumifizierter Körper – im weitesten Sinne – im Ötztal aufgefunden worden ist. Ob es nationale oder europäische Fördermittelprogramme zur Unterstützung des Aufbaus einer Dokumentation sowie für eine mögliche Ausstellung mit einer Nachbildung des Fundes gibt, habe in dem Gespräch mit Francke und Vollmer-König nicht abschließend geklärt werden können, erklärte Knauber.

Beißel wiederum wollte wissen, ob es „für die Zukunft ausgeschlossen“ ist, dass Rheinbach doch noch in den Besitz dieses Fundes kommen könne. Aber: Auch was die mittel- oder langfristige Perspektive angeht, bleibt der LVR bei seiner Position, wie Knauber ausführt: „Die Grundaussage des LVR ist, dass der Fund Eigentum des LVR ist und er auf Dauer auch dort verbleiben wird“, so der Erste Beigeordnete.

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