Zu viel Zeit am Bildschirm Rheinbacher Optikerin gibt Tipps für Kinder im Homeschooling

Rheinbach · Zu viel Zeit vor dem Bildschirm ist schlecht für die Augen. Nahsehen ist schlecht für die Augen: Kurzsichtigkeit droht. Wie Eltern ihre Kinder bei der Augenpflege unterstützen können, erklärt die Rheinbacher Optikerin Kerstin Herter.

 Mit der Initiative „Digitaler Durchblick“ hat Optikerin Kerstin Herter aus Rheinbach einen kostenlosen Ratgeber veröffentlicht.

Mit der Initiative „Digitaler Durchblick“ hat Optikerin Kerstin Herter aus Rheinbach einen kostenlosen Ratgeber veröffentlicht.

Foto: Maigut Fotografie

Brennende Augen, Kopfschmerzen, ein verspannter Nacken – wer oft am Rechner arbeitet, kennt die Nebenwirkungen der Bildschirmarbeit. Durch den Distanzunterricht leiden zunehmend auch Kinder und Jugendliche darunter, berichtet die Rheinbacher Optikerin Kerstin Herter. Um Kinderaugen zu schützen, hat sie deswegen die Initiative „Digitaler Durchblick. Gesund am Bildschirm“ ins Leben gerufen – inklusive eines Ratgebers mit Tipps zur Augenpflege.

Die Top drei der Beschwerden durch zu viel Bildschirmzeit bei Kindern sind ihr zufolge trockene, brennende Augen, Kopfschmerzen und Kurzsichtigkeit. Die Optikerin verweist auf einen Bericht zur Augengesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Daraus geht hervor, dass Kinder kurzsichtig werden, wenn sie viel Zeit drinnen verbringen und viel in die Nähe sehen, also auf Smartphones, Computerbildschirme oder Bücher.

Augen sind auf Jäger und Sammler eingerichtet

„Unsere Augen sind nicht für das viele Nahsehen gebaut, sondern auf Jäger und Sammler ausgelegt“, sagt Herter. Bei der Bildschirmarbeit blinzele man weniger, durch das Starren in stets dieselbe Richtung werde die Augenmuskulatur belastet, erklärt sie die Ursachen der Beschwerden. Darüber hinaus könnten Probleme wie Einschlafstörungen entstehen, weil Menschen durch Bildschirme zu viel blaues Licht aufnehmen, das wach mache.

„Ob Haare, Haut oder Körper, wir haben für alles ein Selbstpflegeprogramm. Nur unsere Augen, um die kümmern wir uns erst, wenn sie nicht mehr funktionieren“, sagt die Optikerin. Dabei sei das Auge in der digitalen Welt das Sinnesorgan Nummer eins. „Das Auge surft immer mit.“ Ihr kostenloser Ratgeber versucht in drei Schritten, Eltern und Lehrkräften zu verdeutlichen, wie sie Kinder unterstützen können.

Bei Schritt eins geht es darum, Kinderaugen zu schützen – etwa mit Übungen, die das Sehvermögen stärken. Ein Beispiel: auf Augenhöhe mit dem Finger eine liegende Acht in die Luft zeichnen dem Finger mit fließendem Blick folgen. „Das hält die Augen beweglich“, erklärt Herter. Für jüngere Kinder eigne sich auch der Klassiker „Ich sehe was, was du nicht siehst“.

Blinzelpausen

Im zweiten Schritt geht es um einen achtsamen Umgang mit Technik. Praktisch bedeutet das unter anderem, alle 30 Minuten eine Blinzelpause einzulegen: Fünfmal hintereinander blinzeln, indem man die Augen sanft, aber komplett schließt. Nach dem letzten Blinzeln die Augen kurz geschlossen halten und bis drei zählen, rät Herter. So würden die Augen wieder mit Feuchtigkeit versorgt. Auch der regelmäßige Blick in die Ferne sei wichtig. „Augen sind entspannt, wenn sie in die Weite, und angespannt, wenn sie in die Nähe schauen.“ Im letzten Schritt sollte aus den kleinen Veränderungen im Alltag eine Routine entwickelt werden.

Die Rheinbacherin leitete bis 2019 vier Filialen von „Optik Herter“. „Ich habe schon bei den Kunden im Laden gesehen, dass da viel Bedarf ist, gerade bei denen, die viel am Bildschirm arbeiten. Und damals hat noch keiner mit einer Pandemie gerechnet.“ Parallel entwickelte die studierte Betriebswirtin das Konzept „Stressfrei digital“, für das sie im Juli 2018 eine gleichnamige Firma gründete. „Wir gehen in Firmen und schauen, wie wir den digitalen Stress am Arbeitsplatz reduzieren können“, erklärt sie das Konzept. 2019 war die Nachfrage danach so groß geworden, dass sie die Optiker-Geschäfte verkaufte.

Die Initiative für Kinder sei aber eher aus ihrem privaten Umfeld entstanden. „Viele haben mich gefragt, wie sie ihren Kindern helfen können. Das ist eigentlich nicht unser Kerngeschäft, aber wir haben einfach die Notwendigkeit auch bei den Kindern gesehen, die momentan durch das Homeschooling entstanden ist.“ Der Vorteil bei jüngeren Menschen: „Wir erleben in den Firmen, welche Probleme die Erwachsenen haben. Im Kindesalter kann man noch gegensteuern.“ Kurzsichtigkeit, die durch einen zu lang gewachsenen Augapfel entsteht, könne man im Nachhinein nämlich nicht mehr beseitigen.

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