Gemischte Gefühle Rheinbacher reagieren auf Erweiterung der Gesamtschule

Rheinbach · Gleichermaßen Erleichterung und Enttäuschung löste der Ausgang der Diskussion um die Ablehnung von Rheinbacher Kindern an der ortseigenen Gesamtschule aus. Viele, aber nicht alle Kinder konnten durch eine Klasse extra aufgenommen werden.

Mehr Kinder kann nun die Gesamtschule aufnehmen.

Mehr Kinder kann nun die Gesamtschule aufnehmen.

Foto: Matthias Kehrein

Die Postboten zählten am Freitag zu den beliebtesten Menschen in Rheinbach: Viele Eltern ersehnten einen Brief der Gesamtschule Rheinbach. Hintergrund: Nachdem die Bezirksregierung der Einrichtung einer zusätzlichen Klasse zum neuen Schuljahr zugestimmt hatte (der GA berichtete), hofften viele Eltern der 30 abgelehnten Rheinbacher Kinder doch noch auf eine positive Antwort.

„Nachdem am Freitag bekannt wurde, dass erste Briefe angekommen sind, sind viele Eltern voller Aufregung ihrem Postboten entgegengegangen“, berichtete Markus Tondorf, der zusammen mit weiteren Eltern eine Bürgerinitiative gegründet hatte. Die Anspannung sei so hoch gewesen, weil am Freitag die Frist für die Anmeldung an einer weiterführenden Schule endete. „Kinder, die dann nicht angemeldet sind, werden von der Bezirksregierung an Schulen mit freien Kapazitäten weiterverwiesen, die bis zu 90 Minuten einfache Fahrtstrecke entfernt liegen können.“

Die gute Nachricht ist aber, erklärte Tondorf, dass 25 der 30 abgelehnten Rheinbacher Kinder im Nachrückverfahren Plätze an der Gesamtschule bekommen haben. „Für die übriggebliebenen Kinder wird noch versucht, eine Lösung zu finden, die zum Beispiel in einer Aufnahme am Städtischen Gymnasium oder der Realschule Meckenheim besteht“, berichtete der Sprecher der Bürgerinitiative. Den abgewiesenen Kindern haben die Eltern deutlich machen müssen, dass die ursprüngliche Ablehnung nichts mit ihnen persönlich zu tun habe. „Viele hatten das auf sich selbst bezogen“, so der Familienvater.

Situation könnte sich nächstes Jahr wiederholen

Einerseits seien die Eltern erleichtert, dass nun die allermeisten Rheinbacher Kinder einen Platz bekommen haben; für das nächste Jahr befürchtet Tondorf aber wieder eine ähnlich angespannte Situation. „Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass die Anmeldezahlen im nächsten Jahr mindestens auf dem Niveau dieses Jahres liegen werden und somit wieder mehr als 50 Kinder (darunter mindestens die Hälfte aus Rheinbach) keinen Schulplatz an einer weiterführenden Schule in Rheinbach erhalten können“, prognostizierte er. „Hier muss etwas passieren, damit die Situation nicht wieder eskaliert und viele wochenlang in Unsicherheit abwarten müssen.“

Die „gewonnene Zeit nutzen“ will auch die Rheinbacher CDU-Fraktion, „um die Grundproblematik zu lösen.“ Die Gesamtschule und die Swisttaler Sekundarschule müssten als Schulform gleichgestellt werden, fordern die Christdemokraten. „Noch gilt: Alle Schüler, in deren Gemeinde oder Stadt es keine Gesamtschule gibt, haben gleichberechtigt zu den Schülern mit Wohnsitz am Schulstandort der Gesamtschule Anspruch auf Aufnahme in diese Schulform.“ Die Fraktion kritisiert, dass die Einrichtung von Schuleinzugsbereichen, die ortsansässigen Schülern keinen Vorrang gibt, in dem Fall unzulässig ist.

Meyer: Verantwortung liegt auch bei Eltern

Erleichtert und enttäuscht zugleich ist der Vorsitzende der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) Jörg Meyer. Dank der von der UWG in die Diskussion gebrachte Erhöhung der Klassengrößen sei es gelungen, mehr Kinder aufzunehmen, allerdings nicht alle. „Ich begrüße sehr, dass die Schulleitung die Klassenfrequenz von maximal 29 Kindern voll ausgenutzt hat. Damit zeigt die Gesamtschule große Solidarität mit den Rheinbacher Kindern“, sagte Meyer.

Verursacht werde die Problematik nach Ansicht von Meyer nicht nur durch die bestehende gesetzliche Regelung, sondern vor allem durch die derzeitigen Präferenzen – besonders der Swisttaler Eltern. „Man muss sich schon fragen, warum Swisttal mit fast 20.000 Einwohnern eine einzige weiterführende Schule unterhält, die von durchschnittlich nur 38 Swisttaler Schülern pro Jahrgang besucht wird.“

Eine weitaus größere Schülerzahl aus Swisttal besuchten die Gymnasien und Gesamtschulen in Bornheim, Weilerswist, Euskirchen und Rheinbach. Der jüngst vom Rheinbacher Rat beschlossene Beginn der interkommunalen Schulentwicklungsplanung soll zur Lösung beitragen.

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