Arbeitsgruppe am Sankt-Joseph Gymnasium „Das Wichtigste ist, Bock drauf zu haben“
Rheinbach · Der Schach-Hype geht auch am Sankt-Joseph-Gymnasium in Rheinbach nicht vorbei. Die AG ist gerade Kreismeister geworden
Freitagabend im Sankt-Joseph-Gymnasium (SJG) in Rheinbach: In der Aula der Schule sitzen sich etwa 20 Schülerinnen und Schüler an Tischen gegenüber und schauen konzentriert auf die Schachbretter vor sich. Bedacht machen sie einen Zug nach dem anderen. Die Zeiger der Schachuhren ticken, die Zeit läuft. Sie sind die Mitglieder der Schach-AG der Schule. Jeden Freitag treffen sie sich zum gemeinsamen Schachspielen. Aktuell erfreut sich die Arbeitsgemeinschaft (AG) großer Beliebtheit am Sankt-Joseph-Gymnasium. Bei den Kreismeisterschaften im Schulschach siegte ein Schulteam in der Wettkampfklasse eins. Die Schülerinnen wurden Vizemeister in der Wettkampfklasse für Mädchen.
Neuanfang passend
zum Schach-Hype
Arnold Hemmann, zweiter Vorsitzender der Rheinbacher Schachfreunde, und sein Sohn Clemens Hemmann, der ebenfalls Mitglied der Schachfreunde ist, leiten die Schach-AG am SJG gemeinsam seit Ende der Corona-Krise 2021. Sie gestalteten den Neuanfang, nachdem die AG fast zwei Jahre lang ausfiel. Momentan gebe es viel Zulauf. Dies liege vor allem am aktuellen Schach-Hype. Das Strategiespiel wird immer beliebter, nicht zuletzt durch die Netflix Serie „Das Damengambit“. In der Dramaserie entdeckt Elizabeth Harmon als Kind in einem Waisenhaus Schach für sich und will Weltmeisterin werden.
Trainer Arnold Hemmann erklärt sich den Erfolg der AG vor allem aber durch das Konzept „Wir setzen auf ein sehr vielfältiges Training und versuchen, jeden Schüler individuell zu fördern“, sagt er. Im Theorieunterricht erklärt er vorne an der Tafel Spielzüge und Eröffnungen. Die Schüler beteiligen sich aktiv, bringen eigene Ideen mit ein. Dazu kommen natürlich auch Schachpartien. Jeder spielt irgendwann gegen jeden.
Aktuell sind rund 20 Schülerinnen und Schüler aus nahezu allen Klassenstufen des Gymnasiums dabei. Arnold Hemmann schätzt das Durchschnittsalter auf 15 Jahre. Es machen Fünftklässler mit, aber auch Abiturienten. Der 17-jährige Livio ist seit der fünften Klasse in der Schach-AG. Er hat gerade seine Abitur-Vorklausuren hinter sich. „Ich habe mit acht Jahren angefangen zu spielen. Man braucht nicht viel, um gut im Schach zu werden. Das Wichtigste ist einfach, Bock drauf zu haben“, sagt er. Auch ganz junge Schüler machen schon mit. Jonas, neun Jahre alt, geht sogar noch zur Grundschule, besucht vermutlich aber bald das Sankt-Joseph-Gymnasium. Er hat vor einem Jahr mit dem Schachspielen angefangen. Sein Vater habe es ihm beigebracht. „Ich spiele mit den Älteren, da komme ich gut mit. Es macht mir echt Spaß“, erzählt er.
Angela Schmidt, Organisatorin der AG, bewundert den Umgang der Jugendlichen untereinander gut. „Ich fand immer toll, dass Fünftklässler mit Abiturienten und Mädchen mit Jungs zusammenspielen. Da gibt es kein: Mit dem will ich nicht spielen“, beschreibt sie es. Dabei spielt sie selbst gar nicht. Ihr Sohn war früher selbst in der AG, seit 2014 ist sie dabei, kümmert sich vor allem um das Soziale. Am Ende des Jahres grillen die Schüler gemeinsam oder gehen bowlen. Vor Kurzem kam ein ukrainischer Geflüchteter dazu. Die Schüler nahmen ihn sofort in die Gemeinschaft auf.
Am Sankt-Joseph-Gymnasium finden zudem jährlich Schulmeisterschaften im Blitzschach statt. Dabei treten die Schülerinnen und Schüler gegeneinander in besonders kurzen Partien an. Beim Blitzschach stehen den Spielern pro Partie nur zwischen zehn und 15 Minuten Bedenkzeit zur Verfügung. Zum Vergleich: Beim traditionellen Schach haben die Spieler zwei Stunden. Die Schulmeisterschaften erstrecken sich über mehrere Freitage. Beim vergangenen Wettbewerb siegte der 14-jährige Silas Worm. Er ist in der neunten Klasse, seit drei Jahren in der Schach-AG. „Mich fasziniert am meisten, dass es so viele Möglichkeiten im Schach gibt, es macht unheimlich Spaß“, sagt er über dieses Hobby.
Die Betreuer der Arbeitsgemeinschaft sind vom Einsatz der Jugendlichen begeistert „Die Schüler sind hochmotiviert und kommen fast alle regelmäßig zur AG“, so Schmidt. Laut Arnold Hemmann gehe ohne Motivation aber auch wenig: „Es ist wichtig, wirklich dranzubleiben. Nur so wird man besser.“
Schach habe außerdem viele positive Effekte auf die Schüler. So steigere es Konzentrationsfähigkeit und Problemlösekompetenz. „Beim Schach muss man Pläne und Spielzüge entwickeln, diese muss man dann umsetzen. Dadurch lernen die Schüler Probleme zu lösen“, beschreibt er es. Dafür braucht es nicht viel, um mitzumachen. „Klar Talent ist von Vorteil, aber durch Übung kann man wirklich gut werden.“