Saubere Swist Die Membran fischt auch Mikroplastik raus

Rheinbach-Flerzheim · Es ist ein Pilotprojekt. Bis 2025 soll die Kläranlage Flerzheim die modernste des Landes sein. Dafür sorgt die neue Membrantechnik.

 Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser besucht die Kläranlage Flerzheim und wird dort von Bernd Bucher, Vorstand.des Erftverbandes, empfangen.

Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser besucht die Kläranlage Flerzheim und wird dort von Bernd Bucher, Vorstand.des Erftverbandes, empfangen.

Foto: Axel Vogel

Durch diese Poren passt nicht viel hindurch. Nicht einmal Bakterien, feinste organische Schwebstoffe oder Mikroplastik. Exakt 0,04 Mikrometer beträgt der Durchmesser, umgerechnet vier Millionstel Millimeter. Auf diesen Poren baut die Membrantechnik auf, mit der die Kläranlage Flerzheim bis 2025 ausgerüstet und erweitert wird. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser überreichte dem Chef des Betreibers Erftverband, Bernd Bucher, am Donnerstag den Förderbescheid von insgesamt 17,8 Millionen Euro.

Bucher geriet gerade ins Schwärmen, was beim Thema Abwasserklärung eher selten vorkommt. „Wir sind Pioniere in der Membrantechnik, das ist das Beste vom Besten. Die Bakterien bleiben zurück. Die Swist wird Badewasserqualität haben.“ Die Ministerin betonte die Wichtigkeit sauberen Wassers und sagte: „Wir sind stolz auf diesen Weg.“

Für maximal 67000 Einwohner ausgelegt

Die Anlage ist derzeit für die Klärung der Abwässer von bis zu 50.000 Menschen im Einzugsgebiet der Swist ausgelegt, ab 2025 wird sie für maximal 67.000 Einwohner ausgelegt sein. Betreut wird das Modernisierungsprojekt von Luk Beyerle. Betriebsleiterin ist ab dem 1. April Abwassermeisterin Katrin van der Crabben. Sie löst Wolfgang Schwarz ab, der in den Ruhestand geht.

„Der Ausbau der Kläranlage Flerzheim zur Reduzierung des Eintrags von Mikroschadstoffen wird zu einer weiteren Verbesserung der Gewässerqualität der Swist und auch der Erft führen. Mit der Anwendung der Pulveraktivkohle und der Membrantechnik setzt der Erftverband die Anwendung fortschrittlicher Techniken zur Verbesserung der Gewässerqualität fort. Dies unterstützen wir als Land gerne“, sagte Heinen-Esser.

Für die Wasserqualität der Swist sehr wichtig

Die Kläranlage ist für die Wasserführung und -qualität in der Swist von zentraler Bedeutung. Gerade in den Sommermonaten hat das gereinigte Abwasser aus der Kläranlage einen Anteil von etwa 90 Prozent an der Wasserführung. Darüber hinaus wird  Bachwasser zur Beregnung von Obst- und Gemüsekulturen abgepumpt. Im Rahmen von Forschungsvorhaben unter der Beteiligung des Erftverbandes wurden in der Swist bereits antibiotikaresistente Krankheitserreger nachgewiesen, die aus Kläranlagenabläufen stammen.

Bereits seit dem letzten großen Umbau der Kläranlage Flerzheim, Ende der 1990er Jahre, werden Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor auf sehr geringe Restkonzentrationen reduziert. Die Überwachungswerte von 1,3 mg/l für Ammoniumstickstoff und 0,6 mg/l Gesamtphosphor gehen weit über die üblichen Anforderungen hinaus.

Trotz der bereits sehr guten Reinigungsleistung gibt es auf der Anlage einen hohen Sanierungsbedarf. Viele Anlagenteile, wie etwa drei der Nachklärbecken und die Denitrifikationsbecken, stammen noch aus der vorletzten Ausbaustufe in den 1980er Jahren. Einzelne Bauwerke wie das Zulaufpumpwerk sogar noch aus der ersten Anlage an diesem Standort, die 1967 in Betrieb genommen wurde.

Kläranlage Miel wird angeschlossen

Darüber hinaus plant der Erftverband den Anschluss der nahegelegenen Kläranlage Miel, da das Abwasser auf der Anlage in Flerzheim günstiger und mit einer höheren Qualität gereinigt werden kann.

Die anstehende Erweiterung der Kläranlage auf eine Ausbaugröße von 67.000 Einwohnern soll als Membranbelebungsanlage mit integrierter Spurenstoffelimination durch Dosierung von Pulveraktivkohle erfolgen. Die Membranfiltration hält mit einer Porengröße von 0,04 Mikrometer praktisch alle Feststoffe in der Anlage zurück. Sie dient so zum einen als Trennstufe für die Pulveraktivkohle und soll zum anderen Mikroplastik und Krankheitserreger im Ablauf der Kläranlage deutlich verringern. Die Pulveraktivkohle nimmt darüber hinaus auch gelöste Stoffe wie Arzneimittelrückstände, Haushalts- und Industriechemikalien auf.

 Flutschäden in der Rheinbacher Anlage

Neben der Kläranlage Flerzheim leitet auch die etwa halb so große Kläranlage Rheinbach in die Swist ein. Sie wurde bereits 2019 im Zuge eines Forschungsvorhabens mit einem Bodenfilter zur weitergehenden Spurenstoffelimination ausgerüstet, sodass alle Kläranlagen im Bereich der Swist zukünftig mit einer vierten Reinigungsstufe ausgestattet sind.

Durch die Flutkatastrophe wurde die Kläranlage Rheinbach stark getroffen. Die Gebläsestation der biologischen Stufe und die Filtration wurden vollständig geflutet. Durch den Einsatz der Mitarbeitenden ist es in kürzester Zeit gelungen, die biologische Reinigung mit Leihaggregaten wieder sicherzustellen. Mit der anschließenden Aufstellung der Neugebläse im oberliegenden Geschoss hat der Verband den Hochwasserschutz für die Zukunft bereits deutlich verbessert.

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